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Die Gartenkunst — 13.1911

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Schubert, Wilhelm: Alleen und Laubengänge
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Hoemann, Reinhold: Streifzüge durch Garten und Park, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0099

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XIII, 5

DIE GARTENKUNST.

91

gleicher Zeit gepflanzt, haben aber mit ihrem schnelleren einem oberen Fenster des Schloßes durch ihn hin-
Wachstum die Kastanien weit überholt und bilden durch auf den lustigen, breiten Strom, die Themse,
jetzt den festen, sicheren Abschluß der Allee, die schauen könnte Man sieht, so viele Beispiele, so
sonst beziehungslos gegen die Landschaft auslaufen viele immer neue Möglichkeiten, das Laubengang-Motiv
würde. zur Belebung und Bereicherung des Garteninhaltes zu

Einen günstigen, verständigen Abschluß zu finden, verwenden. Und da wollen wir doch nicht länger die-
ist auch bei Laubengängen nicht ganz leicht. Wir sem arg verschmähten Gebilde gartenkünstlerischer
sehen in unseren modernen Gärten so häufig Per- Form so träg und ablehnend entgegen stehen,
golen und Spaliergänge, die ohne Beziehung irgendwo Wilhelm Schubert, Wiesbaden,

anfangen und irgendwo aufhören; ein kläglicher An-
blick , viel Mühe und guter Wille aufgewandt ohne
Erfolg. Die Alten meisterten auch solche Dinge.
In S a n s s o u c i ist vor der Bildergalerie ein ehe-
maliger Blumengarten, der mit einem Laubengange
eingefaßt ist. Der Laubengang setzt ein, da wo
man die Stufen zur Terrasse hinaufsteigt, senkrecht
zum Blick, den das Gebäude in der Front fesselt;
der alte Kunstgriff, Eingänge zu verdecken, indem
man sie senkrecht zur Blickrichtung anbringt. Der
Gang führt um den ganzen Garten herum bis hart
an das Gebäude heran; früher mochten auch wohl
Fenster in ihn geschnitten sein, von denen aus man
auf die Blumenfülle des Gartens schauen konnte.
Heute sind sie verwachsen; es ist auch nicht mehr
not; es gibt keine Blumen mehr in Sanssouci, nur
Stiefmütterchen und Beetblumen, zu brutalen Farb-
klecksen zusammengepfercht, liegen hie und da auf
dem Rasen, und stören mit aufdringlicher Buntheit
die feierlichen Gartenräume. Meisterhaft ist auch
Anfang und Abschluß jenes aus Eisen gebildeten
Spalierganges, der sich an das Schloß Sanssouci
selbst ansetzt. Er führt gegen das Bibliothekzimmer
des Königs, der Arbeitstisch ist gerade in seine Axe
gestellt, und wenn das vom Lesen ermüdete Auge
aufschaute, ward es wohltuend erfrischend vom flu-
tenden Grün des Laubenganges umfangen, und es
konnte durch golden-grüne Dämmerung schweifen,
bis dort, wo am Ende des Ganges der „Adorant"
steht, jenes wundervoll im Ebenmaß gehaltene
antike Bildwerk des „anbetenden Jünglings".

Der seltsamste Laubengang, den ich je antraf,
war auf Schloß MelbourneHall (England). Der
war aus Taxusbäumen, die innen kahl, mit einem
ganz bizarren Gewirr rostbrauner Äste gegeneinander Jersbek, Blick vom Laubengang nach der Lindenlaube,

standen, sich außen aber als eine feste undurchdring-
liche Hecke schloßen, so daß man von außen glaubte, Streifzüge dllfCh Garten Und Park,
es wäre überhaupt nur eine dicke, hohe Taxuswand. Von ReinhoId Hoemann, Düsseldorf.
Es war märchenhaft finster in diesem Gang, und man

ging auf dem moosig-feuchten Boden wie aufSammet; Apin.

aber ganz hinten, am Schlüsse des Ganges, kreuzte Selten sah ich einen Frühling so lind und so schön

ein sonnenbeleuchteter goldener Rasen weg, und darin- beginnen wie in diesem Jahre, nie aber sah ich solch
nen lag, unsichtbar dem Blick, ein kleines Becken, strengen andauernden Frost die Frühlingsherrlichkeit
aus dem ein silberklarer feiner Wasserstrahl zur Höhe zerstören.

emporsprudelte. Und zum Schluß will ich noch an Im Staudenbeet des Hausgärtchens hatten sich die

jenen Laubengang: „Queen Anne'sBo wer, (Ab- Kaiserkronen (Fritillarien) selten schön entwickelt, dicke,
bildung Seite 93) zu Hampton Court erinnern, der fleischige, bis meterhohe Stengel trugen stolz die orange-
vom Schloß ausgehend den ,,Privy Garden" säumt, rote oder gelbe Blütenpracht; 2mal neigten die stolzen
und so eng und so hoch ist, daß man gerade von Blumen vor dem Frost ihr Haupt bis zur Erde, 2mal
 
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