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Die Gartenkunst — 13.1911

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Hoemann, Reinhold: Streifzüge durch Garten und Park, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0101

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XIII, 5

DIE GARTENKUNST.

93

Freien, jedenfalls fallen diese gefleckten Arten im
Vergleich zu den einfarbigen Arten stets ab.

Von den einfarbigen Arten sind es wohl die leuch-
tend roten, die mit Recht die meisten Bewunderer finden.

Da ist z. B. die schöne Sorte Doncaster, deren
Blüten im lebhaftesten Rot herausleuchteten, eine gute
ältere Sorte, die jedoch sehr langsam wächst, eine
Eigenschaft, die je nach Verwendungsart vorteilhaft
oder nachteilig ist. Eine prachtvoll dunkelkirschrote
Sorte ist Sir Henry Havelock, auch ein guter alter
Bekannter. Daneben stand der schöne Möns. Thiers
dessen Blumen recht groß und in roter Farbe recht
lebhaft leuchteten, er teilt den schwachen Wuchs mit
dem verwandten Sir H. Havelock.

Möns. Thiers wurde anscheinend häufig zu Kreu-
zungszwecken benutzt, so entstammt seiner Ehe mit
der schönen Helene Waterer ein noch namenloses Kind,
dessen Blumen auffallend groß und leuchtend satt
karminrot sind, dabei über einem schönen, großen,
dunklen Blatt stehen.

Ein anderes, ähnlich schönes Kreuzungsprodukt
entstammt Möns. Thiers Earl of Shannon. Man wird
sich nach diesen Züchtungen erkundigen müssen, sie
scheinen mir beide wertvoll und beachtenswert.

Wenn gleich alle diese Arten, die ich bisher
nannte, wenigstens die älteren Sorten und deshalb
wohl auch die Kinder in unserem milden Seeklima
unbedenklich gepflanzt werden können und unter ge-
ringer Bodendecke unsern Winter überstehen, so sind
sie doch für rauhere Gegend nicht zu empfehlen.

Freilich gibt es auch unter den Hybriden eine
stattliche Anzahl, die hier ohne Decke schadlos über-
wintern und auch diese Arten waren gut vertreten.

Hierhin gehört z. B. Carl Mette mit leuchtend
roten Blumen, es gehört dahin die schöne rosenrote
Käthe Waterer, deren Kelch allerdings eine gelbe, hier
nicht unschöne Zeichnung zeigt. Neben der Schwester
sind als stramme, winterharte Gesellen deren 3 Brüder
zu nennen, der rote John Waterer, der feuerrote, aber
dunkelgefleckte sehr schöne Michael Waterer, sowie
der kirschrote Frederic Waterer; ähnlich dem Michael
Waterer ist die schöne, alte, salmrote, dunkelgefleckte
Mrs. R. S. Holford. Diese schönen roten Hybriden
kann man für Westdeutschland als unbedingt winter-
hart bezeichnen.

Rosarote Sorten gibt es schon mehr, da setzen ja
auch mit gutem Erfolg die harten amerikanischen
Züchtungen ein.

Eine sehr schöne, winterharte weiße Blume (mit
gelbem Fleck) hat eine Catawbiense - Hybride, nämlich
Album grandiflorum, sie gehört zu den spätblühenden
Arten.

Ich hatte gehofft auf dieser Ausstellung eine gute
Zusammenstellung von Rhododendronstammarten zu
sehen, war nach dieser Richtung hin aber nicht
ganz befriedigt. Nur eine mir unbekannte Art ent-
deckte ich, sie war benannt Rh. Campylocarpum, eine
Art, die in ihrer Erscheinung ganz an Rh. praecox er-

innert. Die Blumen sind etwas größer und von pracht-
voller, gelbweißer Farbe. Diese Alpenrose blüht Mitte
April bis Mai, also sehr früh, und soll ganz winterhart sein.
Ich rate dazu, mit dieser Art einen Versuch zu machen.

Nächst den Rhododendron waren die verschiedenen
Azaleen reichlich und gut vertreten. Die schönsten,
farbenprächtigsten Arten sah man wie immer in der
Mollis-sinensis-Gruppe. Unter diesen ist Anthony
Koster, ein echt Boskooper Kind, wohl zweifellos die
schönste und edelste. So warm leuchtet das mit etwas
Orange abgedämpfte Gelb dieser Azalea aus all den
Geschwistern heraus, daß man sie unfehlbar überall
herauskennt und allein auf ihre prächtige Farbe hin ihr
den Schönheitspreis erkennen muß. Außerdem blüht sie
sehr lange in einem schön gedrungenen Bukett und
die Blumenhüllen sitzen sehr fest (entgegen den meisten
anderen Arten). Wer diese Sorte einmal in Pracht ge-
sehen, wird sie nicht so leicht vergessen.

Ein Gegenstück dazu ist die zinnoberote G. C.
v. Toi, deren Blüten fast an rote Rhododendron er-
innern. Und nun kommen die vielen Spielarten von
mollis, mollis-sinensis, pontica und rustica, die in
allen Nuancen zwischen weiß, gelb, orange und mennig-
rot variieren. In der rustica-Gruppe fiel mir wie schon
früher die leuchtend rosafarbene, gefüllte „Aida" be-
sonders vorteilhaft auf.

Queen Anne's Bower in Hampton Court.
 
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