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Die Gartenkunst — 13.1911

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Hoemann, Reinhold: Streifzüge durch Garten und Park, [4]
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Verschiedene Mitteilungen
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Personalnachrichten
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0125

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XIII, 1

DIE GARTENKUNST.

117

Leckerbissen betrachten, teilweise herausgebissen haben;
seitdem ist der Gartenbesitzer auf die hübschen, sonst
so harmlosen Vögel schlecht zu sprechen.

Aus der großen Gruppe der Spiraeen blühen jetzt
auch einige der schönen Arten (alle verdienen dies
Beiwort nicht) wie Spiraea prunifolia und chamaedri-
folia, bei weitem am schönsten ist aber jetzt unzweifel-
haft Spiraea arguta, deren große schneeweiße Blumen
die Zweige völlig umhüllen. Etwas weiter ab treffe
ich den ziemlich seltenen Maiglöckchenbaum, Halesia
tetraptera, dessen gelbweiße Blüten an Maiglöckchen
erinnern. Schöner noch ist aber Exochorda grandi-
flora, deren Blüten mehr noch wie die der vorigen der
Maiglöckchenblüte ähneln, wenigstens solange sie in
der Knospe stehen, aufgeblüht ähneln sie einer lockeren
Apfelblüte. Der Strauch wird in den Preislisten sehr
gelobt, hier zeigte er bisher noch ein etwas kümmer-
liches Wachstum.

In unserem Hofgarten blüht jetzt der Judasbaum
Cercis siliquastrum mit seinen violettrosa Blütentrauben.
Es ist ein alter Kamerad, ein Überbleibsel aus dem
alten botanischen Garten. Jetzt steht er frei auf dem
Rasen, der Schnee oder der Sturm muß ihn wohl
früher auseinandergebrochen haben, aber halb gestützt
hat er sich erhoben, üppiger denn sonst, ist er durch
diesen Zusammenbruch außerordentlich malerisch ge-
worden. Es ist für jeden Pflanzenfreund ein seltener
Genuß, den schönen Baum in Blütenpracht zu sehen,
zirka 7 m hoch und wohl 15 m breit bedeckt er einen
großen Raum und staunend pilgern die Bürger unserer
Stadt in den Hofgarten, um „ihren" Judasbaum zu
sehen und zu bewundern. Der Baum wächst oft
schlecht und ist in der Jugend meist frostempfindlich,
wenn man aber den „Düsseldorfer Judasbaum" im
Maienschmuck gesehen, wird man immer wieder ver-
suchen das Entstehen ähnlicher Schönheit durch Neu-
pflanzung zu ermöglichen.

Verschiedene Mitteilungen.

Internatinoale Baufach-Ausstellung Leipzig 1913. In Leip-
zig ist für das Jahr 1913 eine internationale Baufach-Ausstel-
lung geplant, die in der Zeit von Mai bis Ende Oktober auf
einem von der Stadt zur Verfügung gestellten Gelände von
22V2 Hektar Umfang gegenüber dem Völkerschlachtdenkmal
stattfinden soll. Sie wird sich in zehn Abteilungen gliedern,
deren fünfte Gärten, Parkanlagen, Friedhofskunst und Denk-
malpflege umfassen soll. An der Spitze des Direktoriums
steht der König!. Baurat Prof. E. Kayser, die Geschäftsführung
hat R. Möckel übernommen.

Gartenbau-Ausstellung Breslau 1913. Die Stadt Breslau
bereitet zur Erinnerung an das denkwürdige Jahr 1813, in
dem von ihr aus des Königs „Aufruf an mein Volk" erging,
eine umfangreiche kulturhistorische Ausstellung. In Verbin-
dung damit soll eine große Gartenbauaustellung veranstaltet
werden, für die von der Rennbahn und von Göggesheim im
Scheitniger Park etwa 150 Morgen Fläche zur Verfügung stehen.

Personalnachrichten.

Gartendirektor Martens, Kolberg. Am 1. April d. J. beging
der städt. Gartendirektor Martens in Kolberg sein 25jähriges
Dienstjubiläum. Die infolge der Niederlegung der alten Feste
Kolberg sich ergebenden neuen Aufgaben, die Ausgestaltung
des heilkräftigen Sool- und Seebades bildet sein hauptsächlichstes
Betätigungsfeld. Anstelle der Festungswerke entstanden nach
seinem Plan Park-undSchmuckanlagen: Der Kaiserplatz, Viktoria-
platz , Waldenfelsschanze, Wolfsbergpark, Stettelbeckpark,
Krankenhausgarten und die ausgedehnte Stadtgärtnerei. Die vor-
handenen Parkanlagen wurden unter ihm ergänzt und ausgebaut
vorzugsweise durch Einfügung der Schmuckanlagen des Früh-
konzertplatzes und des Rosengartens, durch die Dünenprome-
naden und einen Verbindungsstreifen längs des Strandes bis
zum 5 km entfernten Stadtwald und durch Angliederung des
früheren Artillerie-Exerzierplatzes an die historische Maikuhle.

Die seiner Obhut anvertrauten Anlagen bedecken heute
eine Fläche von 150 ha vielfach dem Flugsand der Dünen
abgerungen und haben eine Längenausdehnung am Strande
von 7,5 km. Der Magistrat ehrte den Jubilar durch Über-
reichung einer Adresse und einer Mappe mit Bildern Kolbergs
und seiner Parkanlagen. In ähnlicher Weise brachten ihm auch
der Gartenbauverein zu Kolberg und die Besitzer pommerscher
Landsitze, um deren Verschönerung sich Martens verdient ge-
macht hat, ihre Anerkennung und den Dank für geleistete Dienste
zum Ausdruck.

Bücherschau.

In dem Buch von August Griesebach: „Der Garten, eine
Geschichte seiner künstlerischen Gestaltung" hat der Verlag
von Klinkhardt und Biermann in Leipzig für uns als Garten-
künstler ein in mehr als einer Hinsicht beachtenswertes Werk
herausgegeben. Beachtenswert zunächst wegen seiner 88 dem
Buche als Tafeln angefügten Abbildungen von Gärten, deren
Originale fast durchweg der Sammlung der Bibliothek des
Königl. Kunstgewerbemuseums in Berlin angehören. Beach-
tenswert auch, weil die Ausführungen sich durchweg auf diese
bildlichen Darstellungen von Gärten stützen und in ihnen ihren
Ausgangspunkt haben, was in diesem Maße bei anderen
Büchern, die uns die Kenntnis der Geschichte der Gartenkunst
vermitteln, nicht der Fall ist.

Beachtenswert zum dritten ist aber auch — und das creht
uns am meisten an, — wie der Verfasser über die Gartenkünstler
denkt. Daß der Verfasser den formalen Garten allein für rich-
tig hält, ist eine Ansicht, die wir ihm niemals streitig machen
wollen und werden. Ist es wirklich seine feste Überzeuguno-,
und das nehme ich als sicher an, so verdient diese nur Achtuno-.
Das aber verdenke ich dem Verfasser, daß er die Landschafts-
gartenkunst, wenn er sie aus Überzeugung nicht gelten lassen
mag, als so minderwertig hinstellt undgänzlich auf dem einseitigen
Standpunkt des Architekturgartens steht. Schon im Vorwort
werden wir unzweideutig über diesen einseitigen Standpunkt
aufgeklärt. Es heißt: „Seitdem ist von demselben England
das vor 200 Jahren den Landschaftsstil proklamiert hatte,
die Renaissance des formalen Gartens zu uns herübergekom-
men und hat bei allen künstlerisch Empfindenden freudige
Aufnahme gefunden, wogegen die „Landschaftsgärtner" aus
Furcht, um ihr Handwerk betrogen zu werden, ihre Pseudo-
kunst noch eine Zeitlang verteidigen." Und weiter unten:
„So interessant die Gartenrevolution im 18. Jahrhundert vom
Standpunkt der Geistesgeschichte ist, künstlerisch betrachtet
bedeutet sie einen Verfall." Hier und an anderen Stellen des
Buches kann man sich des Gedankens nicht erwehren, daß
die Landschaftsgartenkunst geradezu verächtlich gemacht
minderwertig hingestellt werden soll, und das ist etwas, was
sie durchaus nicht verdient. Daß es Entgleisungen gibt, wird
 
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