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Die Gartenkunst — 13.1911

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Dannenberg, P.: Ideen-Wettbewerb zur Erlangung eines Bebauungsplanes für die Erweiterung des Zoologischen Gartens und das benachbarte Ausstellungsgelände zu Breslau
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Arntz, Wilhelm: Italienische Renaissance-Gärten, [9], Tivoli, Bagnaia, Caprarola
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https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0137

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XIII, 7

DIE GARTENKUNST.

129

häuser südlich ünd verhältnismäßig nahe vor dem Gast-
garten ist leider nicht glücklich.

4. Entwurf „Vor den Erfolg setzten die

Götter den Schweiß".
Verfasser Gartenarchitekt W. Blumberger, Wädensweil.

Der Verfasser legt die Hauptachse durch die Mitte
des v e r fü g b a r en Geländes und kommt so in eigen-
artiger Auffassung schiefwinklig über den Grüneicher
Weg. Diesem musste er deswegen eine kurze Biegung
geben, die von keiner guten Wirkung sein kann. Hier
liegt zwar günstig für die Anfahrt der Saalbau, die
Ausstellungshalle aber für die gemeinsame Benutzung
viel zu weit ab am äußersten, nördlichen Ende. Die
Vorfahrt ist erschwert, der vorgelagerte Sportplatz
nicht gut angebracht und zerstückelt. Der Versuch,
die König Wilhelm-Anlagen westlich von der ver-
längerten Parkstraße zu durchbrechen, ergibt trotzdem
keinen großangelegten unmittelbaren Zugang zum Aus-
stellungsgebäude. Dagegen ist die Oderpromenade
großzügig gestaltet und gut geführt.

Dieser Ideen-Wettbewerb hat viele gute Gedanken
gebracht. Erfreulich für uns ist, daß die Garten-
architekten mit den besten Arbeiten hervorge-
gangen sind.

Zunächst wird die Ausstellungshalle für die
„Kulturhistorische Ausstellung 1813 —1913" errichtet
werden. Allmählich dann sollen Gedanken für die
weitere Aufteilung reifen. Wie sie sich auch ent-
wickeln möge, es bleibt zu wünschen, daß die vor-
handenen Baumbestände nach Möglichkeit erhalten
und daß große Flächen für die Allgemeinheit frei
bleiben. Denn die alte Rennbahn war bisher eine
ideale Spielwiese für Schulen und Vereine, sowie ein
köstlicher Tummelplatz für das Volk.

Italienische Renaissance-Gärten.

Von Wilhelm Arntz, München.
IV. Tivoli, Bagnaja, Caprarola.
(Schluß.)

Um nach Caprarola zu gelangen, fährt man vom
reizenden, ganz gotischen Bergstädtchen Viterbo zurück
nach Capranica und von da nach Ronciglione. Dann
hat man noch gut zwei Stunden auf der vielgewun-
denen Landstraße zu pilgern, um nach Caprarola zu
kommen. Die Hauptstraße des Ortchens führt schnur-
stracks den Bergrücken hinauf, wo am Ende der elenden
Häuser der machtvolle Palazzo Farnese kastellartig über
gewaltigen Treppen, Rampen und Terrassen sich erhebt
(Abb. Seite 130). Er ist das Hauptwerk des genann-
ten Vignola, dem auch die Gärten und die Palazzina
zugeschrieben werden. Den Forderungen des Festungs-
baues entsprechend hat er fünfeckigen Grundriß und
sehr starkes Mauerwerk (Abb. Seite 131 oben). Im
Innern enthält er einen großartigen runden Hof. Um

Einlaß zu erlangen, muß man den Permesso vor-
weisen, den man in Rom im Palazzo Farnese von
der Amministrazione der farnesischen (bourbonischen)
Güter ausgestellt bekommen hat und der genau auf
das Datum des Besuches (eines Dienstags oder Don-
nerstags) lautet. Nach der Besichtigung des Palast-
inneren betritt man aus dem oberen Geschoß über
eine Brücke (darunter liegt ein tiefer Graben) den
an die beiden rückwärtigen Fünfeckseiten anschließen-
den Garten. Der Anschluß ist so bewerkstelligt, daß
auf jede der beiden Seiten ein Quadrat stößt (siehe
Plan), das Stück zwischen diesen wird durch ein Vier-
eck eingenommen. Sie liegen ganz hoch auf mächtigen
Stützmauern und haben dadurch einen eigenen Reiz.
Zurzeit wird die alte Beeteinteilung von französischen
Gärtnern wieder hergestellt. Weiter den Berg hinauf
schließt sich Kastanien-, Eichen- und Fichtenwald an.

Folgt man der Mittelachse des linken der beiden
Gartenquadrate, so gelangt man nach etwa 600 Schritten
zu der Palazzina, der zum Palast gehörigen Villa (Abb.
Seite 131 unten). Aus der Fichtenallee tritt man auf
einen runden Platz mit einem Brunnen. Rechts und
links vor sich hat man einrahmende Barockarchitektur
(Abb. Seite 132 oben). Zwischen den Mauern steigt
zu beiden Seiten einer Kaskade eine jener bequemen,
rampenartigen Treppen empor zu einem Brunnen mit
lagernden Riesenfiguren (Abb. Seite 130 oben). Rechts
und links führt im Bogen die Treppe aus dem schönen
Eirund nach oben, wo im kleinen Garten sich die
einfache kleine Palazzina mit ihrer unvergleichlich an-
mutigen Loggia erhebt (Abb. Seite 132 unten). Mit
der kleinen Gartenterrasse zusammen bildet sie den
Kern und Gipfel, der Anlage, der nirgends seinesgleichen
findet. Auf den drei freien Seiten umsäumen ihn doppelt
lebensgroße freistehende Karyatiden und Atlanten auf
einer niederen Mauer (Abb. Seite 133 unten). Das Ma-
terial ist grauer, silbergrün bemooster, stahlharter Peperin.
Auf zwei Seiten schließen dahinter die Obst- und Ge-
müse-Gärten mit einer lückenhaften Cypressenreihe ab,
auf der dritten geht es hinaus in die Tiefe und Weite.
Die Fläche des Gartens schmücken Buchsheckenbeete
und Springbrunnen. An der Rückwand führen rechts
und links der Palazzina Treppen in die Höhe, deren
Brüstung wieder Gelegenheit für das unermüdliche Spiel
von Kaskaden gibt (Abb. Seite 133 oben). Ihnen folgend
gelangt man auf die Fläche des oberen Gartens. Auch
hier öffnet sich das Haus in einer zierlichen Loggia, ganz
im Geiste der Florentiner Frührenaissance. Davor steht
ein Springbrunnen auf Steinmosaik im Rasen, zur Seite
zwei kleinere. In flacherer Steigung gehen drei Terrassen-
stufen noch höher bis zum Abschluß des Gartens und
Beginn des Waldes. Sie waren einst der Wassergarten,
nach Percier und Fontaine, nach einem alten Plane
dagegen „Blumengärten geschmückt mit Balustraden
und Brunnen".

Das Ganze ist bei seinem kleinen Umfange so
reich und lebendig durchgebildet, so wohlgefügt, daß
es sich den beiden anderen Villen ruhig an die Seite
 
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