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Die Gartenkunst — 30.1917

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Heilig, Wilhelm; Tapp, Willi: Das Gedächtnis im Park und Garten
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https://doi.org/10.11588/diglit.21302#0006

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Brunnen im Park als Gedächtnismal.

Skizze von Wilhelm Heilig, Gartenarchitekt, Düsseldorf, zurzeit im Felde.

bendes Gedenken ein Ort treuester Betätigung.
Wie immer die Form des Males auch sei, sie
wird eine Aufschrift zulassen, die an diesem Orte,
innerhalb des eigenen Besitzes, viel näher auf
die Persönlichkeit des Gefallenen eingehen kann,
als dies schicklicherweise auf dem Grabmal mög-
lich ist. Das Mal im Garten erzählt den nach-
folgenden Geschlechtern von dem Ahnen, dem
Erbauer des Hauses und Gründer der Familie,
der hinauszog in großer Zeit, um Haus und Herd
zu schützen, und hierbei aus Liebe zur Heimat
sein Leben ließ. In sinniger Weise vererbt sich
so von Geschlecht zu Geschlecht das Andenken an
den Toten! Wem die Mittel eine Überführung
gestatten könnten, nennt in den meisten Fällen
auch ein geeignetes Fleckchen Erde sein eigen.
Der Großstädter, der nicht das Glück hat Garten-
besitzer zu sein, kann in anderer Weise inner-
halb seiner vier Wände Totenkult pflegen, z. B.
durch eine kleine Gedenktafel auf der Diele des
Hauses, von Pflanzen umstellt an einen kleinen
Wandbrunnen, oder im kleineren Räume durch
eine schlichte Platte an der Wand. An guten
Vorschlägen wird es nicht fehlen. Die ersparten
Überführungskosten würden die Schaffung blei-
bender Werte ermöglichen, den verschiedensten
Kunstzweigen erwüchsen lohnende Aufgaben, und
die Angehörigen fänden Mittel, das Gedächtnis
ihrer in Feindesland ruhenden Gefallenen in der
würdigsten Weise am Sitz der Familie zu ehren.

Die beigegebenen Skizzen sollen als Anre-
gung, nicht als fertige Vorlagen dienen. Es wäre
verfehlt, Lösungen aufs Geratewohl „entwerfen"
zu wollen, wo doch die jeweiligenUmständedie Art
der Lösung bedingen. Einfache Formen sind am
besten geeignet, doch muß die naheliegende Ge-
fahr vermieden werden, den Friedhofscharakter
in den Garten, den Park oder den Gartenhof zu
tragen. In den meisten Fällen wird es sich um
ein Einfügen in bestehende Verhältnisse han-
deln. In einer meiner Skizzen habe ich versucht,
im landschaftlichen Parke ganz schlicht an eine
Buchengruppe anzuschließen, nur der abgesetzte
Weg und das dem Brunnen vorgelagerte Rechteck
ist ein Eingriff in das Alte, Bestehende. In ähn-
licher Weise wird man mit Vorsicht und Ver-
ständnis zu guten Lösungen gelangen.

Wilhelm Heilig.

IL

Den Angehörigen der auf dem Felde der Ehre
verbliebenen Krieger ist es schmerzlich, daß es
ihnen nicht vergönnt ist, zum Grabe ihres Ge-
fallenen zu pilgern und seine letzte Ruhestätte
liebevoll zu hegen. Da ist es verständlich, wenn
häufig der Wunsch entsteht, den Gefallenen in die
Heimat zu überführen. Und doch sollte hiervon
entschieden abgeraten werden. Der Gefallene
selbst, der inmitten lieber Kameraden für ein
hohes, heiliges Ziel kämpfte und fiel, würde sicher

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