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Die Gartenkunst — 30.1917

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Möller, Alfred: Heldenhaine
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https://doi.org/10.11588/diglit.21302#0017

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Heldenhaine.

Von Oberforstmeister Dr. Möller, Leiter der Kgl. Forstakademie zu Eberswalde*).

Jedem für unser Vaterland Gefallenen soll dige Denkmäler, deren rauschende Sprache um

in seiner Heimat eine Eiche gepflanzt werden, so vernehmlicher tönt, je weiter die Taten, von

eine Lebenseiche jedem gefallenen Helden. In denen sie künden, in die Vergangenheit sinken.
Reih und Glied sollen die Eichen stehen, jede un- Die Heldenhaine sollen ein gepflanzter gei-

regelmäßige Pflanzung oder Benutzung älterer stiger Mittelpunkt im Freien für jede Gemeinde

freier Waldbestände ist ausgeschlossen. In jeder sein, wie die Kirche ein gebauter geistiger Mit-

Gemeinde, ob klein ob groß, entstehe der ge- telpunkt ist, sie sollen künftig unsere Festplätze

weihte Eichenhain, ein heiliger Hain mit einem im Freien sein.

Festplatz für vaterländische und Volksfeste, Um den Eichenhain gruppieren sich, wenn
Kirchenfeste und Kriegerfeste. Der Festplatz irgend möglich, Spiel- und Tummelplätze, deren
bilde die Mitte, umringt von den Eichen; im jede Gemeinde bedarf für die Betätigung ge-
Mittelpunkte stehe auf etwas erhöhtem Platze sunder, kräftigender Jugendpflege. Und jedem,
die eine Friedenslinde, die Kaiserlinde, die Hei- der für Deutschland fiel, ohne Unterschied des
deneichen scharen sich um sie. Auf den erhöhten Ranges und Standes, der Rasse und des Glau-
Platz der Linde können von allen Seiten Stufen bens, das gleiche Lebens- und Dankmal, eine
führen, eine einfache Trockenmauer aus Feld- Heldengabe, die lebender Not der Invaliden,
steinen umfriedige ihn. Die Grundform des Kinder und Witwen nichts entzieht.

Haines ist der Kreis, Richtwege mit Wildgras- TT ... „ ,'

i r.., „.„ i, , n . , , , „Heilige Eichen, Helden qeweiht

wuchs fuhren zur Mitte. Nach außen ist durch Ms Ehyrenzeidlen der gr*ßen Zeit,

einen mit heimischem Buschwerk bewachsenen Hoch sollt ihr ragen und brausend melden

Wall und einen breiten, möglichst mit Wasser Nach fernen Taaen das Sturmlied der Helden,

gefüllten Graben ein Abschluß herzustellen. £u deren Gedächtnis ihr Eichen steht,

-c -t-1- i-i _ ii a l it j tyt Und ihr Vermächtnis, das nie verqeht:

Frühlingsblumen sollen außerhalb der Wege Fest und treu> wi; wir ta Jen>

und des mittleren Weiheplatzes unter den Eichen Wachs aufs neu in deutschen Landen

wachsen. Geschlecht auf Geschlecht, stetig vermehrt,

Ebenes oder hügeliges Gelände, felsiger Ge- Das wurzelecht, die Heimat ehrt..."

birgsboden, Anlehnung an einen Wald oder die # «

Notwendigkeit der Anlage im Walde bedingen

mannigfache Abwandlungen; doch stets und Am 8. Dezember 1914 erschien in der Unter-
überall ist der Typus, nicht ein Schema zu wah- haltungsbeilage der „Täglichen Rundschau" ein
ren. Wesentlich und unerläßlich sind überall: Aufsatz: „Heldeneichen und Friedenslinden" vom
Eichen in regelmäßiger Stellung, für jeden Ge- Königlichen Gartenbaudirektor Willy Lange. Dort
fallenen eine, mit Wildgraswachstum und Früh- wurde der Gedanke der Heldenhaine zuerst der
lingsblumen, eine Friedenslinde in der Mitte Öffentlichkeit vorgelegt. Er fand vielseitige be-
auf einem möglichst runden Gemeindefestplatz, geisterte Zustimmung, aus welcher Lange für
grüne Richtwege zur Mitte, Schutzpflanzung mit sich Pflicht und Recht ableitete, für die Verwirk-
Wall und Graben und Schutzgitter und eine lichung Sorge zu tragen. Er schuf eine Arbeits-
Vogeltränke. gemeinschafl für deutsche Heldenhaine, und diese
Solche Male, Eichenpflanzungen über ganz Arbeitsgemeinschaff gab im Jahre 1915 im Ver-
Deutschland, als Wahrzeichen des Weltkrieges läge von J. J. Weber in Leipzig eine Schrift
werden der Linderung der Not keine Mittel ent- heraus, „Deutsche Heldenhaine". Die Aufgabe
ziehen, jedes kostbare Denkmal würde wie ein war, den Empfindungen und Gedanken des Vor-
Raub an Fürsorge wirken, wie Stein statt Brot. Schlags weitere Ausarbeitung und zu seiner Ver-
Ist der Eindruck des Heldenhaines für die näch- wirklidiung eine Anleitung zu geben. Die oben
sten Jahrzehnte auch bescheiden, die Mitleben- abgedruckten Verszeilen vom Major Grafen Max
den werden ohnehin die gewaltige Zeit und ihre von Bethusy-Huc stehen auf dem Widmungs-
Helden nicht vergessen; mit den Jahrzehnten und blatt, Plan und Absicht des Ganzen ist in
Jahrhunderten wachsen die Heldenhaine, leben- unmittelbarer Anlehnung an die Schrift hier

*) Der Abdrudc dieses Aufsatzes, der zuerst in der „Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen", Verlag
von Julius Springer, Berlin, Jahrgang 1917, Heft 1, erschienen ist, erfolgt mit Genehmigung des Verfassers
und des Verlages. Scfiriftl.

Gartenkunst Nr. 2, 1917.

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