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Die Gartenkunst — 30.1917

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Ammann, Gustav: Geleitworte zu den Arbeiten von Otto Froebels Erben, Zürich
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https://doi.org/10.11588/diglit.21302#0090

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Geleitworte zu den Arbeiten von Otto Froebels Erben, Zürich.

Wieder soll ich. das Geleitwort zu Gärten
schreiben, von denen ich Bilder zur Veröffent-
lichung gegeben habe. Und jedesmal sträube
ich mich, nachträglich meiner eigenen Fährte
nachzuspüren, um zu ergründen, inwieweit Be-
weggründe und Ursachen oder einfach Zufall
zu dem Ergebnis geführt haben. Ich meine
immer, solche Aufnahmen sollten für sich spre-
chen, ähnlich dem Lichtbild im Kinematograph.
Die Photographien müssen so schön gebracht
werden, daß sich die Begleitworte mehr als
leichtes Rankenwerk darum herumflechten.
Meistens werden sie nur sehr flüchtig gelesen.

Wissenschaft undVerstand verlangen eben
andere Ausdrucksmittel als Kunst und Gemüt.
Nun ist der Vorgang beim Entstehen eines
Gartens wohl der, daß Vorstellungen zu Papier
gebracht werden, die ihren Ursprung dem Ge-
müt verdanken, und dann durch den Ver-
stand und die Technik möglichst vollkommen
verwirklicht werden. Der Beschauer sollte
eigentlich nur die Wirkung empfinden und
das ist bei einer gelungenen Gartenlösung
auch der Fall. Erklärt man ihm die Schwierig-
keiten und den ganzen technischen Aufwand,
so wird er auch dieses begreifen. Er wird
aber durch den Verstand in eine Sache ein-
geführt, die ihrem ganzen Sinne nach nicht
von dieser Seite genommen werden will. Bin
ich doch selber erst befriedigt, wenn ein Gar-
ten soweit ist, daß ich mich darüber freuen
kann und ich all die Hemmungen überwunden
habe, die mir durch Wetter, Örtlichkeit, Per-
sonen und Dinge aller Art in den Weg ge-
legt wurden, bevor es grünte und blühte, wie
ich es mir vorgestellt, als ich die ersten Ge-
danken über meinen Garten sammelte.

Weshalb diese langen Erklärungen für
eine so einfache Sache? Sie sollen dazu bei-
tragen, uns immer mehr zu vertiefen in den
Garten und ihn ernst zu nehmen, damit er zur
Quelle werde, aus der die Menschheit stets
wieder geschöpft hat, wenn sie Erholung und
Genesung brauchte und dessen wird sie heute
in ganz besonderem Maße bedürfen. Erschlie-
ßen wir den Wert und das Gut des Gartens,
um all die Tausende darin zu erlaben, die
Not gelitten an Leib und Seele. Führen wir
sie in den Garten zur Pflanze, zur Blume,
dem selbstlosen Wesen, das durch seine
wunderbare Gestalt, durch Farbe und Duft
uns zu trösten und zu versöhnen vermag und
uns im Werden und Vergehen den ewigen
Kreislauf zeigt, dem alle Wesen hier auf Er-
den unterworfen sind. Beugen wir uns inDe-
GartenanlageGeiser.Langenthal. Froebels Erb., Zürich. mut davor. Mögen die überall sich zeigenden
Abb. 1. Grundriß. Maßstab ungefähr l: 625. idealen Strömungen in Verbindung mit dem

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