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Die Gartenkunst — 30.1917

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Kittel, Josef Balduin: Der Königl. Hofgarten Veitshöchheim: ein Juwel der Barock-Gartenkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.21302#0140

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spielen in Hefl III der amtlichen Inventarisation Zimmerflucht und entspricht nicht der „Zirkus"

der „Kunstdenkmäler von Unterfranken und dem Treppenraum im Schlosse? Ähnlich den

AschafFenburg" die Karelische Auslegung glatt Fabelräumen in Veitshöchheim sind auch die

widerlegt. Räume im Gesandtenbau zu Würzburg mit Dar-

Jede solche philosophisch-mystische Deutung Stellungen äsopischer Fabeln geschmückt. Und

ist irrig. Die Schöpfer des Gartens waren nicht so ließe sich der Vergleich noch fortspinnen.
Philosophen, sondern Architekten. Und darum Wohlgemerkt, es soll hier keineswegs an

ist, wie F. Mader richtig sagt, die Kompo- Stelle des philosophischen Erklärungssystems

sition des Gartens, die Gruppierung eine neue „Idee" zur Auslegung des Gartens auf-

der Quartiere zueinander rein vom gestellt werden. Der Hinweis auf derartige Über-

gartenkünstlerischen Standpunkt aus einstimmungen zwischen dem Veitshödbheimer

zu würdigen als Produkt des architek- Park und dem Würzburger Schlosse bezweckt

tonis eben Gartenstils der Zeit. lediglich, den überwiegenden Einfluß der Archi-

Der Gartenbau des 18. Jahrhunderts, für den tektur auf die gärtnerische Anlage darzutun, die

wir im Veitshöchheimer Hofgarten ein klassi- vorwiegend ein Werk der Baukunst ist. Für die

sches Beispiel haben, war nicht bloß gärtnerische Auswahl des Figurenschmuckes waren die künst-

Technik, sondern vor allem eine Raumkunst. Dem lerischen Absichten des Architekten und da-

Gartenarchitekten schwebte als Ziel ein wirk- neben dessen und des Bauherrn Geschmack und

liches Bauwerk vor, er wollte auch im Garten Vorliebe für gewisse Motivenkreise maßgebend,

einen Bau, im fürstlichen Park also einen Schloß- Daß sich dabei eine Bevorzugung der Mythologie

bau darstellen. eingestellt hat, liegt in der allgemeinen Auf-

Hieraus ergibt sich auch die sinnfällige Über- fassung des Entstehungszeitalters, der Zeit der

einstimmung des Veitshöchheimer Parkes mit Aufklärung und der Vorliebe für Stoffe des

der Grundrißanordnung des Würzburger Schlos- klassischen Altertums, begründet,
ses. Entspricht nicht der große See mit der Suchen wir also in das herrliche Geamt-

Pegasusgruppe dem Würzburger Kaisersaal mit werk nichts „hinein zu geheimnissen", son-

seinem Deckenfresko? Schließt sich an ihn nicht dern nehmen wir es einfach als das, was es

der kleine See ganz ähnlich an wie der Weiße ist, als schönheitsfrohen Ausfluß einer

Saal an den Kaisersaal im Schlosse? Ähnelt feingebildeten, kunstverständigen

die Lage der kleinen Räume nicht der köstlichen Zeit.

Die Kgl. Lehranstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau (früher „Kavalierbau")

in Veitshöchheim.
Aufnahme von A. Glogau.

Für die Sdiriftleitung verantwortlich: Gartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.

Druck der Königl. Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Würzburg,
 
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