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Die Gartenkunst — 30.1917

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Heicke, C.: Die XXIX. Hauptversammlung der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst E. V. Würzburg, 28. bis 30. Juli 1917
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Schaft beanstandet. Die Erfolge der auf Grund
der Kasseler Beschlüsse eingeleiteten Aufklä-
rung stätigkeit seien befriedigend. In der Haupt-
sache habe man dies der Versendung eines Rund-
schreibens zu danken, in welchem klar und sach-
lich die auf der Kasseler Hauptversammlung
unter einstimmiger Billigung aller Teilnehmer
vorgebrachten Bedenken enthalten sind. Die
Stellungnahme der Gesellschaft scheine im rich-
tigen Zeitpunkt erfolgt zu sein, sie habe an zahl-
reichen einflußreichen Stellen und, was das wich-
tigste ist, in Künstlerkreisen allgemein Zustim-
mung gefunden.

Inzwischen haben sich auch andere Körper-
schaften in ähnlichem Sinne ausgesprochen, so
der Deutsche Bund Heimatschutz (Heft 1, 1917,
Seite 15), die Rheinische Beratungsstelle für
Kriegerehrungen in Düsseldorf (Deutsche Bau-
zeitung No. 60 vom 28. Juli 1917, Seite 304),
die Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen (Heft 1,
1917, Seite 1), die Schriftleitung der „Krieger-
ehrungen" in Berlin und andere. Letztere hat
in ihrem Heft 2, Jahrgang 1917, Seite 15, eine
Erklärung veröffentlicht, die sich, inhaltlich fast
vollständig mit der Auffassung der großen
Mehrheit der Deutschen Gesellschaft für Garten-
kunst in der Heldenhainfrage deckt. Aus ihr
geht außerdem hervor, daß Herr Lange offen-
bar von der starren Behauptung seines ein-
seitigen Standpunktes, den er noch in seinem
vorjährigen Schriftwechsel mit dem Vorstand
unserer Gesellschaft unter Ablehnung jedes, auch
des geringsten Zugeständnisses betont hat, ab-
gegangen zu sein scheint. Alles in allem können
wir mit dem Erfolg unseres Vorgehens zufrieden
sein, werden aber die weitere Entwickelung im
Auge behalten und erforderlichen Falles sachlich
aufklärend zu wirken bemüht bleiben.

Die Versammlung nahm von diesen Mit-
teilungen Kenntnis, und stimmte den Maßnahmen
und der Haltung des Vorstandes zu.

Die Erörterung wandte sich dann den staat-
lichen Beratungsstellen für Kriegerehrungen zu.
Außer der Hauptstelle für Preußen in Berlin, die
nach Vereinbarung zwischen dem Kultusministe-
rium und demUnterrichtsministerium beim letzte-
ren eingerichtet wurde, sind Provinzialberatungs-
stellen in den preußischen Provinzen und ähn-
liche Behörden in den übrigen Bundesstaaten
eingerichtet worden. Bei ihnen wirken Künstler
der verschiedenen Zweige, Architekten, Bild-
hauer, Gartenarchitekten u. a., als Berater mit.
Die Tätigkeit der Beratungsstellen ist auf Be-
gutachtung von Entwürfen für Kriegerfriedhöfe,
Denkmale, Umarbeitung ungeeigneter Entwürfe
zu solchen und namentlich auf Aufklärung der
Öffentlichkeit gerichtet. Besonderes Augenmerk
gilt der Beratung kleinerer Orte, die keine
für diese vaterländischen Aufgaben geeigneten
Kräfte zur Verfügung haben und häufig bei der

Gestaltung ihrer Ehrenfriedhöfe und dergleichen
übel beraten sind.

Nach den Berichten, die von verschiedenen
Herren über die Handhabung der Tätigkeit der
einzelnen Beratungsstellen erstattet wurden,
scheint man noch nicht überall im einheitlichen
Sinne zu arbeiten, was ja insoweit auch gerecht-
fertigt ist, als Abweichungen in den jeweiligen
örtlichen Verhältnissen begründet und geeignet
sind, schablonenhafte Gleichförmigkeit zu ver-
hüten. Gartenarchitekten sind an vielen Stellen
zur Mitarbeit herangezogen, anscheinend aber
noch nicht überall, an manchen Stellen auch mehr
als technische Sachverständige für Pflanzungs-
fragen wie als eigentliche Berater. Wo sie über-
haupt noch fehlen, wird es geboten sein, ihre
Berufung herbeizuführen. Hier und da scheint
die Beratungsstelle auch ihre Aufgabe zu ver-
kennen, indem sie eigene Entwürfe aufstellt,
anstatt nur dafür zu sorgen, daß ungeeignete
Kräfte von Entwurf und Ausführung ferngehalten
werden. Eine eigentliche Handhabe zu Zwangs-
maßnahmen gegen Ortsbehörden, welche sich
nicht beraten oder von der Beratungsstelle nicht
gebilligte Entwürfe ausführen lassen wollen,
gibt es bisher noch nicht, immerhin besteht die
Möglichkeit, solchen Gemeinden die Erlangung
von Zuschüssen aus öffentlichen Mitteln zu den
Ausführungskosten zu erschweren und sie auf
diese Weise gefügig zu machen.

In der Erörterung, an der sich die Herren
Encke, von Engelhardt, Berthold, Weiß, Kuphaldt,
Glogau, Singer, Kube u. a. beteiligten, kam auch
die Frage: regelmäßige oder freie Gestaltung,
zur Sprache. Herr Kuphaldt, der bei der Haupt-
beratungsstelle in Berlin mitwirkt, klagte dar-
über, daß den Architekten und Bildhauern das
Verständnis für zwanglos-malerische Gestal-
tung abgehe. Herr von Engelhardt wies darauf
hin, daß der unregelmäßige Hain nie-
mals den Sinn eines Denkmals zum Ausdruck
bringe, und Herr Singer ließ diese Form auch
nicht für große Anlagen gelten, mit dem Bemer-
ken, daß auch Willi Lange selbst bei Helden-
hainen größter Abmessung mit Vorbedacht die
regelmäßige Anordnung wähle.

Das Ergebnis der Aussprache bildete eine
Entschließung, dahingehend, daß der Vorstand
die weitere Entwickelung der Frage der Krieger-
ehrungen im Auge behalten und nach Bedarf
darauf Bedacht nehmen soll, daß zu den Be-
ratungsstellen überall künstlerisch zuverlässige
Gartenarchitekten hinzugezogen werden.

Die bei diesem Punkt der Tagesordnung
vorgesehene Besprechung der Feldfriedhöfe
wurde bis zum Schluß der Sitzung zurückgestellt,
da einer der dabei beteiligten Herren aus dem
Etappengebiet noch nicht eingetroffen war.

Punkt 6. Die Ostpreußenfrage. Der Vor-
sitzende, der Geschäftsführer und Herr Lesser

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