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Die Gartenkunst — 30.1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.21302#0170

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kaserne, den Fabrikmöbeln, der schablonenhaften
Massenproduktion des Hausrates weichen. Darunter
hat nicht allein die künstlerische Tradition, sondern
auch das wirtschaftlich-praktische Interesse des Ver-
brauchers erheblich zu leiden; denn auch die Zweck-
form wird durch das im Vordergrund stehende
Spekulationsinteresse des kaufmännischen Unter-
nehmers bestimmt und von dessen kapitalistischen
Gesetzen abhängig gemacht, die einen Gegenstand
oft weniger nach seiner Gebrauchsfähigkeit als viel-
mehr nach seiner Absatzfähigkeit zu bewerten ge-
neigt sind.

Die verschiedenen Arten des Unternehmertums
und der Künstlerberufe, ihre mannigfaltigen Be-
ziehungen zueinander und zum Besteller, sowie
die daraus sich ergebenden Vorteile und Nachteile
für den einen und für den anderen stellt die Ver-
fasserin auf Grund gesammelter Tatsachen über-
sichtlich zusammen. Sie schildert weiter die erfolg-
reichen Bestrebungen des „Deutschen Werkbundes",
des „Dürerbundes", des „Bundes deutscher Archi-
tekten", der „Werkstätten für Handwerkskunst" u. a.
Vereinigungen, die der gefährlichen Vorherrschaft
des Geldmarktes und seiner leitenden Gesichtspunkte
entgegentreten; nicht etwa um demgegenüber die
exklusive Kunst alter Zeiten wieder auf den Thron
zu heben, sondern der Kunst die Vertiefung der ge-
sellschaftlichen Kultur wieder zu ermöglichen, durch
Verbreitung ihrer Erzeugnisse äußerlich und inner-
lich die sozialen Gegensätze zu mildern und nicht
zuletzt volkswirtschaftlich einen Aufschwung zu er-
reichen, nicht durch Unterbietung der Preise auf dem
Weltmarkte, sondern durch Überbietung in der Qua-
lität der Ware. In der Schlußbetrachtung wird die
wirtschaftliche Lage der heutigen Künstlerberufe er-
örtert. Das bedauerliche Ergebnis, daß im Verhält-
nis zur großen, oft sorgen- und mühevollen Gesamt-
arbeitsleistung der Künstler die Ausgestaltung

unserer äußeren Umwelt noch sehr viel zu wünschen
übrig läßt, erklärt die Verfasserin mit der Tatsache,
daß der gebildete, leistungsfähige Privatarchitekt
noch viel zuwenig gegenüber dem Spekulantenbau-
wesen zur Geltung kommt. Obgleich Baupolizei und
Bauberatungsstellen die oft mangelhaften Zweck-
und Kunstformen jener Marktbetriebe zwangsweise
zu verhindern oder zu verbessern in der Lage sind,
so müßte doch als wirksameres Mittel gegen diese
Häuserfabrikation der Architekt herangezogen wer-
den und durch ihn „die planmäßige Ausbildung einer
Reihe von künstlerisch einwandfreien und praktisch
brauchbaren Typen anzustreben" sein. Zur Besei-
tigung gleicher Übelstände auf dem Gebiete kunst-
gewerblicher Tätigkeit fordert die Verfasserin neben
der Lösung der sich immer erneuernden Aufgaben
in der Bestellungsarbeit „gleichzeitig... die Aus-
bildung eines Schatzes von einfachen unpersönlichen
Formen .. . die sich zur Verwendung in der Massen-
produktion eignen." Dr. Else Meißner berührt und
klärt durch ihre Vorschläge die im Jahre 1914 bei
der Werkbundtagung erörterte Streitfrage und bringt
sie damit in dankenswerter Weise einer glücklichen
Lösung näher. v. Engelhardt, Düsseldorf.

Kriegergräber. Es sei hier auf zwei kleine
Schriften aufmerksam gemacht, die uns zur Lösung
der Kriegergräberfürsorge beitragen wollen. Die
eine „Kr ie g er e hrun g des 9. Reservekorps",
bringt den Korpsfriedhof in Sallaumines (Nord-
frankreich), entworfen von Gartenarchitekt A. Bitzen-
berger, Hamburg, und unter dessen Leitung aus-
geführt, die andere „Unsere Kriegergräber",
Vortrag des Gräberverwaltungsoffiziers Ernst
Schmidt, Leutnant d. L., Verlag der Buchdruckerei
M. Du Mont-Schauberg, Straßburg, stellt die all-
gemeinen Voraussetzungen und Maßnahmen für die
Feldfriedhofsgestaltung zusammen. Beide sind für
den Friedhofsgestalter von Interesse. H.

Würzburg. Platz an der Stephanstraße mit dem Schnitt entwachsenen Kugelakazien.

Aufnahme von Heidte.

Für die Sdiriftleitung verantwortlich: Gartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.

Druck der Königl. Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Würzburg.
 
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