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Die Gartenkunst — 30.1917

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Heicke, C.; Nußbaum, Theo; Wentzler, Josef: Von Friedhofsgestaltern und Friedhofsgestaltung
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https://doi.org/10.11588/diglit.21302#0176

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Architekturbild zum Entwurf von Baurat W. Wagner, Berlin.

Friedhofs Wettbewerb Magdeburg - Westerhüsen.

Wettbewerbe, namentlich Ideenwettbewerbe, der Bewerber nicht zügelte. Hierauf ist die in
nur auf die heranwachsende jüngere Künstler- den meisten Entwürfen wahrnehmbare Übertrei-
schaft zu beschränken, aus den Kreisen der älteren bung der Architektur zurückzuführen,
aber nur die Preisrichter zu berufen? Aber noch eine andere Forderung erschwerte
Die in Magdeburg zu lösende Aufgabe be- die befriedigende Lösung der Aufgabe. Die Ver-
traf ein Gelände von Rechteckform mit einseitiger bindung zwischen Haupteingang und Hauptge-
Neigung nach der östlichen Langseite. Die bäude hat einen Höhenunterschied von 17Metern
Neigung verläuft im untern Teil ziemlich gleich- zu überwinden. Hierbei sollte ein Steigungs-
mäßig im Verhältnis 1:16 bis 1: 35. Im obern Verhältnis von 1 : 22 nicht überschritten werden.
Teil ist das Gelände bewegter und gipfelt in Das hat die Mehrzahl der Bewerber nicht anders
einigen die Umgebung beherrschenden Höhen. als durch Serpentinen zu lösen gewußt, die auf
Der größte Höhenunterschied beträgt 27 Meter. solch ansteigendem Gelände unvorteilhaft wir-
Die Lage ist aus der Planskizze Seite 171 zu er- kende Linien und Überschreitungen ergeben,
sehen, der Verlauf der Höhenlinden aus einigen Man muß die Frage aufwerfen, ob diese For-
der Entwürfe. Es war gewünscht, daß die Haupt- derungendurchzwingende Gründe bedingt waren;
gebäudegruppe im hochgelegenen Teil, etwa in denn es ist ganz unverkennbar, daß sie wesentlich
der Nähe des Punktes 75 angeordnet werde, der an dem geringen Ertrag des Wettbewerbs schuld
landschaftlichen Fernwirkung wegen. Sie sollte gewesen sind. Ich könnte mir wenigstens ganz
mit einer Zufahrt vom Haupteingang an der gut denken, daß man den Nebeneingang an der
Ostseite (Holsteiner Straße), wo auch die Ver- Nordseite, der in gleicher Höhe mit den Haupt-
waltungsgebäude anzuordnen waren, sowie von gebäuden, also etwa 60 Meter unterhalb des
einem Wirtsdiaftseingang an der Nordwestecke Punktes 80 im Lageplan anzunehmen wäre, zum
und einem Nebeneingang ungefähr in der Mitte Haupteingang machte und ihn durch eine aus-
der Nordseite zugänglich gemacht werden. — reichend bemessene Zufahrtsstraße mit der in
Diese Forderungen mußten natürlich den archi- südlicher Richtung von der Holsteiner abzwei-
tektonischen Teil der Aufgabe ungünstig beein- genden Sohlener Straße verbände. Dannkönnte
Aussen; denn es ist klar, daß die erforderlichen man im Hintergrund dieses Vorplatzes die Ver-
Baulichkeiten besser zur Geltung kämen, wenn waltungsgebäude errichten, die Hauptgebäude
sie zu einer geschlossenen Gruppe hätten ver- etwas heranholen und alles zu einer Gruppe ver-
einigt werden können. Und um doch eindrucksvoll einigen; sogar der Wirtschaftsbetrieb könnte
zu wirken, sind viele Bewerber bei der Gestaltung durch ein Nebentor hier seinen Eintritt in das
der Architektur weit über die Grenze des sachlich Friedhofsgebäude finden. An der Holsteiner-
Gebotenen hinausgegangen, und zwar um so Straße brauchte dann nur ein für den Personen-
mehr, da auch die erwünschte landschaftliche Fern- verkehr zur Straßenbahn berechneter Eingang
Wirkung hierzu einen Anreiz bildete und bei dem zu bestehen. Man bedenke, daß eine solche
Verzicht des Programms auf eine Kostenberech- Zusammenfassung erhebliche Ersparnisse an
nung deren bremsende Wirkung die Phantasie Fläche und Bauten, eine Vereinfachung des

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