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Zusammen 76 Blätter. Weder Panzer noch Hain führen
dies Buch an. Nach Hain druckte Snellaert in Delft schon
vor 1500. Panzer Annal. III. p. 6 führt ein Buch mit
ähnlichem Titel an: Bier beginnt een scoen S.piegel der
Kerstenen Menschen welchen sie altoe bi hen dragen sullen.
gedruct buten schonkouen Int iaer 1498 c. figg. 12.
Dierick van Münster fasst die zehn Gebote kurz in folgende
Verse zusammen:
Lonen al mit enen god
ydelic en swert niet noch in spot.
Viert de hillige dage algader:
eert oec mödcr ende vader.
mit wille of wercken en slaet niemant doot:
en steelt oec niet al si di bloot:
buten huwelic (Ehe) doot geen oncusheit,
Noch en segt van niemant valscheyt.
En begeert niemants beddeghenoet,
noch onrechtelic yemants goet.
Wie niet en hoet die tyen ghebode
en mach nummermeer comen te gode.
XVI.
Aus :
Der fuoszpfadt tzuo der ewigen seligkeyt.
Heidelberg 1494. 4.
Von diesem merkwürdigen Volksbuche giebt es nach
Panzer Ann. d. d. LH. I., S. 211 u. 239 und Hain 7401
und 7402, zwei Ausgaben, Heidelberg 1494 und 1499.4.
Panzer und Hain haben beide das Buch nicht gesehen;
Das vor mir liegende Exemplar f^GSlt. Bibl.) besteht aus
29 Blättern in kl. 4. mit 34 Zeilen auf der vollen Seite,
signirt a—f III. und 25 in den Text gedruckten Holz-
schnitten. Der Titel lautet: Der fuoszpfadt tzuo \ der
ewigen seligkeyt, dasz büchlein genant ist, üer\uns gewysen
wirt durch einen geystlichen ritter, mit | auszlegung und
beteutungen weltlichs ritterlichs ge- ] were und wapen.
Unter diesen Worten sehen wir ein Crucifix, vor dem ein
gewappneter Ritter die Hände erhebend knieet. Das Haupt
ist entblösst und der Helm liegt neben ihm am Boden.
Auf der Rückseite des Titels die Vorrede, in welcher der
Verfasser dem Leser verheisst, ihm den gerechten, wahren
und nächsten Fusspfad zum Vaterlande zu zeigen. Auf
Blatt 2, 3 und 4a folgt das Register über die 30 Capitel.
Bl. 4 b nimmt ein Holzschnitt ein, einen Mönch mit zurück-
geschlagener Kapuze und einem Gürtel in den Händen
darstellend. Auf Bl. 5 a bis 5 b in der Mitte noch eine
Vorrede. Auf Bl. 5 beginnt eine neue Zählung der Blätter
L—XXV. Auf Blatt 25b in der Mitte: Getruckt zuo
heidelbergk | Anno LXXXXHI1, darunter ein Buchdrucker-
wappen.
Die Vorrede geht von dem Worte Hiob's (7, 1) aus:
so ist des menschen leben nit anders dan ein ritterschafft
hie uff erden- So müsse der Mensch fleissig fechten und
streiten wider seinen geistlichen Feind den bösen Geist,
sein eigen Fleisch und die Welt. Wir sollen abwerffen
die wereke der ßnsternüsze und angethan werden mit dem
wappen des Hechtes (Rom. 13, 12) das synt tuogende u.s.w.
Denn wie der weltliche Ritter wellliche Waffen bedürfe, so
bedürfe der geistliche Ritler geistliche Waffen. Nun wird
der Ritter im Einzelnen beschrieben. Cap. I. das Pferd,
d. i. unser eigen Fleisch und Leib, den wir unterwerfen
sollen, bei Vielen aber sei es so, dass sie nicht das Pferd
reiten, sondern das Pferd reitet sie. Cap. 2. Wie der
geistliche Ritter das Pferd besitzet, dazu bedarf er Cap. 3
bis 10 des Sattels, der von Leder, Holz und Leim ist,
zwei Steigbügel, ein Polster und einen Gurt haben muss.
Der Sattel ist die Geduld. Wie das Leder von einem
todten Thiere, so erwächst dem Christen die Geduld aus
dem Leiden und Tod Christi. Bei dem dürren, abgehauenen
Holz sollen wir an unsern Tod denken. Leder und Holz
soll zusammengehalten werden durch Leim, d. i. die gött-
liche Liebe. Die Erinnrung an Christi Leiden, an unsern
eignen Tod und an Gottes Liebe machen uns geduldig.
So fährt der Verfasser in seiner geistlichen Deutung fort.
Die Sporen z. B. sind Busse und Beichte. Cap. 11 bis
12. Der Panzer ist die Klugheit, der Gürtel die Gerechtig-
keit, der Koller die Massigkeit, der Schurz die Stärke.
Cap. 17—20. Die acht Arm- und Beinschienen sind die
acht Seligkeiten. Cap. 22. Das Schwert ist die Predigt.
Cap. 27. Davon sagt er:
" Wann gleicherweisz als ein scharpfes schwert ist ein
ding von den andern scheyden, also scheydet die predige die
menschenn von dem, mit dem sie vörhyn eyns worendt durch
die sunde, das ist von dem boeszen geiste, dann manch mensche
tzuo rewen und zuo leyd kommet und zuo groszer goetlicher
liebe, gnade und behaltung der gebot gottes durch die predige
und auch zuo ewiger freüde, der do ewiglichen verloren würde
höret er die predige nit. Und darumb spricht derherre: Selig
sint die, die das gottes wort hoerent und das behalten, und
darumb solt du ärmer Sünder gern zoo predige geen und auch
nymmer lere da von kommen, du solt ye etwas davon behalten
do mit du dein leben moechtest gebessern, und als selig die
sint, die do predig gern hoeren und die auch etlicher maszen
behalten, also unselig sint die menschen, die die predig ver-
schmähen und ungerne hoeren und auch nit darnach lebent,
ist ein nnmoegelich ding, das der mensche zuo gnaden kome
also lang er die predige verschmähet und die priesterschafft,
und wer die predige nit, die menschen wurden bald zuo heyden."
Der kurze Degen ist das Gebet, Cap. 28 u. s. w. Wie
man nun schon sonst die 10 Gebote auf die 10 Finger be-
zogen hat, so vergleicht unser Verfasser sie mit den Hand-
schuhen der Rüstung.
Das XXIII. Cap. von den hentschuen. Wir moegen ver-
steen bey den zweyen hentschouen, dy do haben zehen vinger,
die zehen gebott, die wir schuldig sein zuo halten zweien per-
sonen, das ist got dem herren und gein unserm neben cristen
menschen. Gott dem herren sein wir schuldig einen rechten
cristlichen glauben und Seinen heiligen namen nit verschweren
Und unszer l'ejcr recht halten, dem menschen sein wir schuldig,
das wir mutter und vater eren. Nyemands toedten leiplichen
oder geistlichen, nit Stelen oder rauben, nit eebrechen, nit
falsch getzeügnisz geben, nyemands eefrauwen oder gud be-
geren.
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Zusammen 76 Blätter. Weder Panzer noch Hain führen
dies Buch an. Nach Hain druckte Snellaert in Delft schon
vor 1500. Panzer Annal. III. p. 6 führt ein Buch mit
ähnlichem Titel an: Bier beginnt een scoen S.piegel der
Kerstenen Menschen welchen sie altoe bi hen dragen sullen.
gedruct buten schonkouen Int iaer 1498 c. figg. 12.
Dierick van Münster fasst die zehn Gebote kurz in folgende
Verse zusammen:
Lonen al mit enen god
ydelic en swert niet noch in spot.
Viert de hillige dage algader:
eert oec mödcr ende vader.
mit wille of wercken en slaet niemant doot:
en steelt oec niet al si di bloot:
buten huwelic (Ehe) doot geen oncusheit,
Noch en segt van niemant valscheyt.
En begeert niemants beddeghenoet,
noch onrechtelic yemants goet.
Wie niet en hoet die tyen ghebode
en mach nummermeer comen te gode.
XVI.
Aus :
Der fuoszpfadt tzuo der ewigen seligkeyt.
Heidelberg 1494. 4.
Von diesem merkwürdigen Volksbuche giebt es nach
Panzer Ann. d. d. LH. I., S. 211 u. 239 und Hain 7401
und 7402, zwei Ausgaben, Heidelberg 1494 und 1499.4.
Panzer und Hain haben beide das Buch nicht gesehen;
Das vor mir liegende Exemplar f^GSlt. Bibl.) besteht aus
29 Blättern in kl. 4. mit 34 Zeilen auf der vollen Seite,
signirt a—f III. und 25 in den Text gedruckten Holz-
schnitten. Der Titel lautet: Der fuoszpfadt tzuo \ der
ewigen seligkeyt, dasz büchlein genant ist, üer\uns gewysen
wirt durch einen geystlichen ritter, mit | auszlegung und
beteutungen weltlichs ritterlichs ge- ] were und wapen.
Unter diesen Worten sehen wir ein Crucifix, vor dem ein
gewappneter Ritter die Hände erhebend knieet. Das Haupt
ist entblösst und der Helm liegt neben ihm am Boden.
Auf der Rückseite des Titels die Vorrede, in welcher der
Verfasser dem Leser verheisst, ihm den gerechten, wahren
und nächsten Fusspfad zum Vaterlande zu zeigen. Auf
Blatt 2, 3 und 4a folgt das Register über die 30 Capitel.
Bl. 4 b nimmt ein Holzschnitt ein, einen Mönch mit zurück-
geschlagener Kapuze und einem Gürtel in den Händen
darstellend. Auf Bl. 5 a bis 5 b in der Mitte noch eine
Vorrede. Auf Bl. 5 beginnt eine neue Zählung der Blätter
L—XXV. Auf Blatt 25b in der Mitte: Getruckt zuo
heidelbergk | Anno LXXXXHI1, darunter ein Buchdrucker-
wappen.
Die Vorrede geht von dem Worte Hiob's (7, 1) aus:
so ist des menschen leben nit anders dan ein ritterschafft
hie uff erden- So müsse der Mensch fleissig fechten und
streiten wider seinen geistlichen Feind den bösen Geist,
sein eigen Fleisch und die Welt. Wir sollen abwerffen
die wereke der ßnsternüsze und angethan werden mit dem
wappen des Hechtes (Rom. 13, 12) das synt tuogende u.s.w.
Denn wie der weltliche Ritter wellliche Waffen bedürfe, so
bedürfe der geistliche Ritler geistliche Waffen. Nun wird
der Ritter im Einzelnen beschrieben. Cap. I. das Pferd,
d. i. unser eigen Fleisch und Leib, den wir unterwerfen
sollen, bei Vielen aber sei es so, dass sie nicht das Pferd
reiten, sondern das Pferd reitet sie. Cap. 2. Wie der
geistliche Ritter das Pferd besitzet, dazu bedarf er Cap. 3
bis 10 des Sattels, der von Leder, Holz und Leim ist,
zwei Steigbügel, ein Polster und einen Gurt haben muss.
Der Sattel ist die Geduld. Wie das Leder von einem
todten Thiere, so erwächst dem Christen die Geduld aus
dem Leiden und Tod Christi. Bei dem dürren, abgehauenen
Holz sollen wir an unsern Tod denken. Leder und Holz
soll zusammengehalten werden durch Leim, d. i. die gött-
liche Liebe. Die Erinnrung an Christi Leiden, an unsern
eignen Tod und an Gottes Liebe machen uns geduldig.
So fährt der Verfasser in seiner geistlichen Deutung fort.
Die Sporen z. B. sind Busse und Beichte. Cap. 11 bis
12. Der Panzer ist die Klugheit, der Gürtel die Gerechtig-
keit, der Koller die Massigkeit, der Schurz die Stärke.
Cap. 17—20. Die acht Arm- und Beinschienen sind die
acht Seligkeiten. Cap. 22. Das Schwert ist die Predigt.
Cap. 27. Davon sagt er:
" Wann gleicherweisz als ein scharpfes schwert ist ein
ding von den andern scheyden, also scheydet die predige die
menschenn von dem, mit dem sie vörhyn eyns worendt durch
die sunde, das ist von dem boeszen geiste, dann manch mensche
tzuo rewen und zuo leyd kommet und zuo groszer goetlicher
liebe, gnade und behaltung der gebot gottes durch die predige
und auch zuo ewiger freüde, der do ewiglichen verloren würde
höret er die predige nit. Und darumb spricht derherre: Selig
sint die, die das gottes wort hoerent und das behalten, und
darumb solt du ärmer Sünder gern zoo predige geen und auch
nymmer lere da von kommen, du solt ye etwas davon behalten
do mit du dein leben moechtest gebessern, und als selig die
sint, die do predig gern hoeren und die auch etlicher maszen
behalten, also unselig sint die menschen, die die predig ver-
schmähen und ungerne hoeren und auch nit darnach lebent,
ist ein nnmoegelich ding, das der mensche zuo gnaden kome
also lang er die predige verschmähet und die priesterschafft,
und wer die predige nit, die menschen wurden bald zuo heyden."
Der kurze Degen ist das Gebet, Cap. 28 u. s. w. Wie
man nun schon sonst die 10 Gebote auf die 10 Finger be-
zogen hat, so vergleicht unser Verfasser sie mit den Hand-
schuhen der Rüstung.
Das XXIII. Cap. von den hentschuen. Wir moegen ver-
steen bey den zweyen hentschouen, dy do haben zehen vinger,
die zehen gebott, die wir schuldig sein zuo halten zweien per-
sonen, das ist got dem herren und gein unserm neben cristen
menschen. Gott dem herren sein wir schuldig einen rechten
cristlichen glauben und Seinen heiligen namen nit verschweren
Und unszer l'ejcr recht halten, dem menschen sein wir schuldig,
das wir mutter und vater eren. Nyemands toedten leiplichen
oder geistlichen, nit Stelen oder rauben, nit eebrechen, nit
falsch getzeügnisz geben, nyemands eefrauwen oder gud be-
geren.