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Vorbericht.
teristischen Zügen nicht wenig trübten. Die Ergebnisse jener Untersuchungen habe ich in einem kleinen
Aufsatze in den »Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Halle« Bd. VI. 1861. veröffentlicht.
Die an sich so einfache Thatsache, dass die Chorda dorsalis bei gewissen Amphibien in Mitte des
Wirbelkörpers fortdauert, durfte mir aber nicht etwa als eine Merkwürdigkeit des Baues jener Thiere oder,
wie man häufig wissenschaftlicher sich auszudrücken vermeint, als ein besonderer »Typus« erscheinen, mit
dessen Kenntnissnahme man sich beruhigen konnte. Die Auffindung jenes anscheinend sehr abweichenden
Entwickelungsmodus hat nur im Einzelnen einiges erklärt, für sich jedoch kein allgemein verwerthbares
Resultat gehabt, und da das bei den übrigen Wirbelthieren bekannte Verhalten dem aufgefundenen nunmehr
um so schroffer gegenüberstand, musste ich durch jene Beobachtung die Frage als erst gegeben, nicht als
gelöst erachten. Eine grössere Ausdehnung der Untersuchung war nothwendig geworden, um eine breitere
Grundlage zum Versuche der Wiederherstellung der einmal gestörten Beziehungen zu gewinnen.
Ausser den Amphibien, bei denen sowohl durch Verfolgung der Entwickelung der Wirbelsäule aus
niederen Stadien heraus, als auch durch Ausdehnung der Untersuchung über die wichtigsten Abtheilungen
eine vollständig geschlossene Reihe zwischen sehr verschiedenen End-Zuständen aufgestellt werden konnte,
habe ich auch die Reptilien herbeigezogen, und auch da Einblicke in die Bildungsweise gewonnen. Auch die
Vögel durften nicht übergangen werden, wenn auch die zu dem Wirbelbaue der Säugethiere hinführenden
Einrichtungen schon bei den Amphibien sich wahrnehmen Hessen.
Von den einzelnen Untersuchungen werde ich jede gesondert mittheilen, da sich so ein objectiveres
Verfahren möglich macht als bei einer sofortigen Verbindung einzelner Beobachtungsreihen. Zudem kann
dabei' vieles nur für die engere Abtheilung Wichtige eingefügt werden, was bei einer anderen Behandlung
zu weitern Abschweifungen führen müsste. In einem besonderen Abschnitte werde ich das Wichtigste der
vorher mitgelheilten Beobachtungen zusammenfassen, und dabei zugleich einige über andere Wirbelthier-
classen sich erstreckende Beobachtungen verwerthen.
Dass mir in der ganzen Arbeit, selbst da, wo es sich um embryologische Verhältnisse handelt, der
vergleichend anatomische Standpunkt der ^massgebende war, bedarf keiner besonderen Erklärung. Die
Entwickelung des Individuums musste auch hier die Erkenntniss der Entwickelung der Reihe fördern helfen.
Vergleichende Anatomie ist mir Entwickelungsgeschichte der Thierreihe. Von demselben Standpunkte aus
ist auch das erst innerhalb engerer oder engster Grenze Werlh empfangende rein Anatomische vielleicht
nicht in dem Maasse berücksichtigt worden, als Manche erwarten mögen. Wo aber das Detail die Grund-
lage wichtiger Folgerungen abgab, glaube ich es möglichst sorgfältig behandelt zu haben und hoffe, billigen
Ansprüchen zu genügen.
Der Ansicht hätte ich vielleicht noch hier zu begegnen, dass es zweckmässiger gewesen wäre, die
Untersuchung anstatt von der Mitte aus, von unten, nämlich von den Fischen her, zu beginnen. Es genügt
hier daran zu erinnern, wie gerade bei den Amphibien noch Zustände der Wirbelsäule sich finden, die in
Wesentlichem eng an jene der Fische sich anschliessen. Inwiefern der Schlüssel zum Versländniss der
gesammten Erscheinungsreihe gerade in der Classe der Amphibien und Reptilien liegt, werden die folgenden
Blätter ohnehin zu zeigen haben. Für die bei den einzelnen Abtheilungen der Fische sich findenden Ver-
schiedenheiten in der besonderen Ausführung des Wirbelbaues bedarf es neuer Forschungen. Sie konnten
ebenso wenig im Plane meiner Arbeit liegen, als äussere Umstände ihre Aufnahme mir gestattet haben würden.
Einen Theil des nachstehend behandelten Materials verdanke ich der Freundlichkeit gütiger Collegen,
den Herren Hackel dahier, Khauss in Stuttgart, Leuckart in Giessen, Letdig in Tübingen, Peters in Berlin
und M. Schultze in Bonn. Ihnen sei hiermit mein bester Dank gesagt. —
Vorbericht.
teristischen Zügen nicht wenig trübten. Die Ergebnisse jener Untersuchungen habe ich in einem kleinen
Aufsatze in den »Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Halle« Bd. VI. 1861. veröffentlicht.
Die an sich so einfache Thatsache, dass die Chorda dorsalis bei gewissen Amphibien in Mitte des
Wirbelkörpers fortdauert, durfte mir aber nicht etwa als eine Merkwürdigkeit des Baues jener Thiere oder,
wie man häufig wissenschaftlicher sich auszudrücken vermeint, als ein besonderer »Typus« erscheinen, mit
dessen Kenntnissnahme man sich beruhigen konnte. Die Auffindung jenes anscheinend sehr abweichenden
Entwickelungsmodus hat nur im Einzelnen einiges erklärt, für sich jedoch kein allgemein verwerthbares
Resultat gehabt, und da das bei den übrigen Wirbelthieren bekannte Verhalten dem aufgefundenen nunmehr
um so schroffer gegenüberstand, musste ich durch jene Beobachtung die Frage als erst gegeben, nicht als
gelöst erachten. Eine grössere Ausdehnung der Untersuchung war nothwendig geworden, um eine breitere
Grundlage zum Versuche der Wiederherstellung der einmal gestörten Beziehungen zu gewinnen.
Ausser den Amphibien, bei denen sowohl durch Verfolgung der Entwickelung der Wirbelsäule aus
niederen Stadien heraus, als auch durch Ausdehnung der Untersuchung über die wichtigsten Abtheilungen
eine vollständig geschlossene Reihe zwischen sehr verschiedenen End-Zuständen aufgestellt werden konnte,
habe ich auch die Reptilien herbeigezogen, und auch da Einblicke in die Bildungsweise gewonnen. Auch die
Vögel durften nicht übergangen werden, wenn auch die zu dem Wirbelbaue der Säugethiere hinführenden
Einrichtungen schon bei den Amphibien sich wahrnehmen Hessen.
Von den einzelnen Untersuchungen werde ich jede gesondert mittheilen, da sich so ein objectiveres
Verfahren möglich macht als bei einer sofortigen Verbindung einzelner Beobachtungsreihen. Zudem kann
dabei' vieles nur für die engere Abtheilung Wichtige eingefügt werden, was bei einer anderen Behandlung
zu weitern Abschweifungen führen müsste. In einem besonderen Abschnitte werde ich das Wichtigste der
vorher mitgelheilten Beobachtungen zusammenfassen, und dabei zugleich einige über andere Wirbelthier-
classen sich erstreckende Beobachtungen verwerthen.
Dass mir in der ganzen Arbeit, selbst da, wo es sich um embryologische Verhältnisse handelt, der
vergleichend anatomische Standpunkt der ^massgebende war, bedarf keiner besonderen Erklärung. Die
Entwickelung des Individuums musste auch hier die Erkenntniss der Entwickelung der Reihe fördern helfen.
Vergleichende Anatomie ist mir Entwickelungsgeschichte der Thierreihe. Von demselben Standpunkte aus
ist auch das erst innerhalb engerer oder engster Grenze Werlh empfangende rein Anatomische vielleicht
nicht in dem Maasse berücksichtigt worden, als Manche erwarten mögen. Wo aber das Detail die Grund-
lage wichtiger Folgerungen abgab, glaube ich es möglichst sorgfältig behandelt zu haben und hoffe, billigen
Ansprüchen zu genügen.
Der Ansicht hätte ich vielleicht noch hier zu begegnen, dass es zweckmässiger gewesen wäre, die
Untersuchung anstatt von der Mitte aus, von unten, nämlich von den Fischen her, zu beginnen. Es genügt
hier daran zu erinnern, wie gerade bei den Amphibien noch Zustände der Wirbelsäule sich finden, die in
Wesentlichem eng an jene der Fische sich anschliessen. Inwiefern der Schlüssel zum Versländniss der
gesammten Erscheinungsreihe gerade in der Classe der Amphibien und Reptilien liegt, werden die folgenden
Blätter ohnehin zu zeigen haben. Für die bei den einzelnen Abtheilungen der Fische sich findenden Ver-
schiedenheiten in der besonderen Ausführung des Wirbelbaues bedarf es neuer Forschungen. Sie konnten
ebenso wenig im Plane meiner Arbeit liegen, als äussere Umstände ihre Aufnahme mir gestattet haben würden.
Einen Theil des nachstehend behandelten Materials verdanke ich der Freundlichkeit gütiger Collegen,
den Herren Hackel dahier, Khauss in Stuttgart, Leuckart in Giessen, Letdig in Tübingen, Peters in Berlin
und M. Schultze in Bonn. Ihnen sei hiermit mein bester Dank gesagt. —