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A. Untersuchungen.

I. Vom Baue der Wirbel bei Coecilia.

Durch Jon. Müller* erhielten wir die erste Kenntniss über die Wirbelsäule der Coecilien. Er
stellt sie mit denen der Derotremen, Proteiden und Larven der Salamander und Frösche zusammen, und
sagt, dass die Articulalion der Wirbelkorper durch kegelförmig ausgehöhlte und mit Gallerte gefüllte Facetten
geschieht. Es hat dies im Wesentlichen seine vollständige Richtigkeit, und ich hätte dieser kurzen An-
gabe ebensowenig beizufügen, als der Schilderung, die Stanmus** von dem übrigen Verhalten der Wirbel-
säule dieser Amphibien entworfen hat, wenn nicht die mikroskopische Untersuchung einiges Auffallende
und für die Vergleichtmg mit dem Fischwirbel Wichtige ergäbe.

Jeder Wirbelkorper von Coecilia lumbricoides stellt einen langgestreckten Doppelkegel vor (Taf. I.
Fig. 1. It), an dem seitlich die Bogen mit breiten Basen entspringen. Die Wandung des Doppelkegels
besieht aus solidem Faserknochen, (so will ich das aus ossiflcirtem Bindegewebe dargestellte Gewebe nen-
nen), und ebenso sind die Bogenstücke mit den Fortsätzen beschaffen. Die freien Ränder beider Kegel
sind durch eine Bandmasse mit den entsprechenden Rändern des vorhergehenden und nachfolgenden Wirbel-
körpers verbunden, so zwar, dass die Lamellen des Knochens continuirlich in das Intervertebralligament
(Fig. 1. hl) übergehen. Es ragt dieses Ligament in den Intervertebralraum der Wirbelkörper mit leichter
Ausbuchtung ein. Sein Gewebe ist nicht an allen Stellen gleich; da wo es in die Knochen übergeht,
gleicht es faserigem Bindegewebe, gegen die Mitte zu ist die Intercellularsubstanz homogener und zeigt
0,0047—0,0052'" grosse Zellen mit länglichem Kerne; in den oberflächlichen Schichten sind diese Zellen
mit ihrer Längsaxe ringförmig angeordnet, in den tieferen Lagen stehen sie ohne bestimmte Anordnung. Das
Gewebe kann hier nicht mehr als Bindegewebe bezeichnet werden, obschon es daraus continuirlich sich
fortsetzt. Ich will es hier schon als Knorpel bezeichnen (Intervertcbralknorpel).

Genau in der Mitte der Länge jedes Wirbelkörpers wiru uer

rd der im Uebrigen mit Chorda gefüllte
Raum durch ein Septum geschieden (Fig. \. Ck), so dass also die Chorda nicht continuirlich durch die
gesammte Wirbelsäule hindurch läuft, sondern in ebensoviele Abschnitte gesondert scheint, als Intervertebral-
verbindungen existiren. Die Scheidewand besteht jedoch nicht, wie man erwarten möchte, aus Knochen-

* In TrEDEMANN u. Treviranus, Zeitschr. f. Physiologie. Bd. IV. p. 218.

** Zoolomie der Amphibien, p. 17: Auffallend gestaltet ist der Querdurchschnilt des Rückgraloanals, der gegen den
Wirbelkörper zu durch einen von diesem sich erhebenden leislenarligen Vorsprung zwei seifliche unlere Ausbuchlungen besitzt,
die ein maschiges Gewebe ausfüllt.

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