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VII. Von den Wirbeln der Ascalabotae.

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mit der Wirbelsäule genauer untersucht. Ich fand da die unlere Hälfte eines Schwanzwirbels nach oben durch verkalkte
Knorpelsubstanz ergänzt, und dieselbe auch über einen Theil des Obern Bogens, von dem noch ein Stück bestand, sich
hinziehend. Das Periost des Wirbels geht in das Perichondrium über. Die Wirbelsäule setzt sich in das Knorpelrohr, das
Rückenmark in das Contentum des Centralcanals fort. Die neugebildete, an das Rückenmark sich anfügende Masse scheint je-
doch nicht aus den Elementartheilen des Rückenmarks zu bestehen, so dass eine Regeneration der Medulla spinalis nicht statt-
hat. Ich zweifle nicht daran , dass dasselbe Verhalten auch an dem von H. Müller untersuchten Doppelschwänze sich fand.

Mit obigem Nachweise fallen auch die Folgerungen, die H. Müller auf seine Deutung stützt, und das Knorpelrohr er-
scheint als nichts anderes, als ein neugebildetes, ungegliedertes Rückgrat, eine Hülle für das in der Fortsetzung des Rücken-
markes neugebildete Gewebe, entspricht somit einer Summe von Wirbelkörpern und oberen Bogenstücken.

Dass das im Inneren des Knorpelrohrs liegende Gewebe nichts mit dem Rückenmarke direct zu schaffen hat, geht aus
dem Umstände hervor, dass der Canal im Knorpelrohre bei den Eidechsen nirgends regelmässige Communicationen nach aussen
besitzt, sondern unter allmählicher Verjüngung bis ans Ende des Knorpelrohrs hinführt.

Aehnlich wie bei Lacerta finde ich das neugebildete Schwanzskelet bei Hernidactylus. Eine feine Borslensonde dringt
auch hier aus dem Rückgratcanal in den Canal des Knorpelrohrs. Das letztere ist viel dickwandiger als bei Lacerta, und hat
nur eine ganz dünne, äussere und innere verkalkte Schichte aufzuweisen. Der Canal zeigt hier und da nach oben gehende,
die Wandung senkrecht durchsetzende Communicationscanäle. Was hier aus- oder eintritt, blieb mir unklar. An Nerven möchte
jedoch nicht leicht gedacht werden können, denn im Canale finde ich ausser lockerem Bindegewebe nur 2—3 Röhren von ver-
schiedenem Caliber, die ich für Blutgelasse halten muss. Im Uebrigen muss ich dieselbe Deutung wie bei Lacerta auch für
Hernidactylus aufrecht erhalten.

Verschieden von den Reptilien, scheint bei den Amphibien die Neubildung der Schwanzwirbelsäule vor sich zu gehen,
denn es wird von A. Müller (Archiv für Anat. u. Phys. 1853. p. 262.) angegeben, dass im regenerirten Salamanderschwanze
sowohl ein, der Chorda entsprechender Knorpelfaden, als obere und untere Knorpelstrahlen (Bogen) »nach dem Typus der em-
bryonalen Entwickelung« sich bilden.

VII. Von den Wirbeln der Ascalabotae.

Ueber diese Familie der eidechsenartigen Reptilien liegen bezüglich des specielleren Baues der Wirbel
nur Mitlheilungen von Hydtl vor, durch welche die normale Quertheilung der Schwanzwirbel auch für sie
nachgewiesen wird. Diese Uebereinstimmung mit anderen Reptilien scheint jedoch weder auf den Bau
der Wirbelkörper, noch auf die Verbindungsweise derselben sich auszudehnen, und es lehrt schon die ein-
fache Zergliederung der Wirbelsäule, dass die einzelnen Wirbel nicht durch Gelenke unter
einander vereinigt sind. Sucht man zwei Wirbelkörper nach Durchschneidung der äusseren Band-
masse von einander zu trennen, so bemerkt man eine weiche Substanz, welche, ähnlich wie es unter den
Amphibien bei Menopoma der Fall ist, eine biconeave Höhlung erfüllt. Solches trifft sich nicht bloss an
den Schwanzwirbeln, für welche man die biconeave Beschaffenheit als ausnahmsweises Vorkommen an-
gegeben findet, sondern auch an allen Rumpfwirbeln.

Dieses zuerst bei Platydactyius guttatus beobachtete Verhältniss fand ich auch bei PI. The-
conyx, Hernidactylus Qualensis und Phyllodactylus Lesueri, so dass ich glauben darf, dass
es in der ganzen Familie der Geckonen seine Verbreitung habe.

Die histiologische Untersuchung der Wirbel gibt über die genannte Eigentümlichkeit folgenden
Aüfschluss: Jeder Wirbelkörper besteht aus einer äusseren Kno/chenscheide, die hinsichtlich ihrer Form am
besten einem Doppelkegel verglichen wird (Taf. IV. Fig. 6. k). Sie wird aus continuirlichen Lamellen von
Faserknochen gebildet, und ist in der Mitte der Wirbelkörper am stärksten, indess sie gegen die Enden zu
abnimmt. In der Mitte des Wirbelkörpers wird sie von Markcanälen durchsetzt, die eine gewisse Regel-
mässigkeit in der Anordnung zeigen. So finde ich bei Hernidactylus immer einen oberen und unteren
horizontal verlaufenden weiteren Markraum, der schräg nach aussen hin einen engeren Canal zu den Mark-
räumen an den Basen der Bogen entsendet. Dies trifft sich etwas vor und wieder etwas hinter der Mitte,
so dass an jeder Seite vier Ganäle in die Bogen gelangen. Zwischen diesen tritt ein senkrechter Canal

Gegenbaur, Wirbelsäule. 7
 
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