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A. Untersuchungen.

setzuug desselben in beiden Fällen vor, so finden wir ilm in dem einen wie in dem anderen aus einem
Chorda-Abschnitte und dem diesen überziehenden Theil der skeletbildenden Schichte bestehen, welch' letz-
terem ganz gleichmassig die oberen Bogen aufsitzen. Wird nun die gesammte peripherische Skeletschicbte
verwende!, so entsteht die eine Form, tritt nur der obere, epichordale Theil in definitive Zustande über,
so bedingt dies die zweite Form. Ebensowenig wie in der ersten Form sind es in der zweiten die Bogen-
stücke allein, welche den primordialen Wirbelkörper herstellen, sondern es ist die zwischen den Basen
der Bogen sich der Chorda auflagernde Gewebschichte, von der man doch nicht willkürlich den oberen
Theil als den Bogen angehörig betrachten kann, denn ebensogut hängt ja auch der unlere Theil der skelet-
bildenden Schichte, wie ich vielfach gezeigt habe, mit den oberen Bogen zusammen. Es kann daher nicht
gut gesagt werden, dass bei der epichordalen Wirbelbildung der Körper aus den an der Basis zusammen-
wachsenden oberen Bogen entstehe, und dass hierin ein Unterschied von der perichordalen Bildungsweise
gegeben sei.

Hier kann noch eine Frage zur Besprechung kommen, die zwar bisher sich der stillen Ueberein-
stimmung aller Autoren zu erfreuen hatte, die jedoch mir nicht so einfach und klar scheint, dass sie durch
blosse Abstimmung zu erledigen wäre. Es ist dies die Frage nach dem Verhallen des Steissbeines zur
Wirbelsäule im Ganzen. Ist das Coccygeum der Batrachia amira ein Wirbel? ist es ein Complex meh-
rerer Wirbel?

Fast alle vergleichenden Anatomen schreiben den ungeschwänzten Batrachiern zehn Wirbel zu und
betrachten demzufolge das Coccygeum als den letzten, den zehnten Wirbel, abgesehen von den Fällen der
Verschmelzung zweier Wirbel in einen. Duges hat meines Wissens die einzige genaue Angabe darüber
gemacht, dass dem Steissbeine (bei Cultripes) mehr als ein Wirbel zu Grunde liege. Wir erhalten aber
noch mehr Anhaltepunkte für die Beurtheilung, sobald wir die erste Anlage aufgreifen. Wir sehen den
hypochordalen Knorpelstreif über eine Strecke ausgedehnt, die mehr als vier durch die Seitenmuskulatur
des Schwanzes unterscheidbaren Abschnitten des Körpers entspricht, und auch der nach den vorderen
wirklichen Bogenstücken folgende epichordale Knorpel erstreckt sich, in die häutige Wandung des Medullar-
rohres eingeschlossen, über mehr als zwei Körpersegmente hinweg. Da nun überall je einem in Mus-
kulatur, Nerven- und Gefäss-Anordnung ausgeprägten Körpersegmenle ein Wirbel entspricht, so scheint es
mir nichts weniger als unrichtig, eine über eine gewisse Anzahl von Körpersegmenten sich erstreckende
Anlage des Axenskelels als einer eben so grossen Summe von Wirbeln entsprechend gellen zu lassen.
Der Mangel einer Gliederung der Skeletanlage trifft zusammen mit der provisorischen Natur des Körper-
teiles, an dem sich letztere findet. Desshalb möchte ich das Steissbein der Batrachia anura als ein Skelet-
stück betrachten, welches nicht aus der nur einem einzigen Wirbel zukommenden Anlage sich hervor-
gebildet hat, sondern als einen Abschnitt der Wirbelsäule, der aus einem einer grösseren Anzahl von Wirbei-
segmenten des Körpers zukommenden Theile der skeletbildenden Schichte entstanden ist, der somit trotz
seiner Einheit einer ganzen Wirbeigruppe entspricht. Eine Anzahl häutiger Wirbel ist auch für das Steiss-
bein präformirt, sogut wie für einen anderen Abschnitt der Wirbelsäule. Wenn nun an die Stelle mehr-
fach vorhandenei' Abschnitte später ein einziger tritt, der aus dem Materiale der erstereu sich hervor-
bildete, so werden wir in diesem einzigen Theile doch seine Gleichbedeutung mit dem Mehrfachen nicht
läugnen dürfen.

lieber die Zahl der, der Steissbeinbildung vorausgehenden Wirbelabschnitte bestimmte Angaben zu
machen, ist schwer, da die Verhältnisse mit der fortschreitenden Entwickelung sehr veränderlich sind, und
häutige Wirbelsegmente um so mehr sich rückbilden, als die knorpelige Anlage des Steissbeins an ihnen
und in ihnen sich ausdehnt.

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