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VIII. Von der Entwickeluni) der Wirbel bei den Vögeln.

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der REMAK'schen Deutung nur beistimmen. Nur ein Theil des Bildungsrnaterials der Urwirbel wird zu den
definitiven Wirbeln verwendet. Es liegen diese Zustände jedoch nicht im Bereiche des Gegenstandes, um
den es sich hier handelt, weshalb ich nur die Theile, die in den spateren Wirbel eingehen, im Auge be-
halten will, und sogleich jenes Stadium aufgreife, in welchem das Baumaterial des Wirbels sich diffe-
renzirt hat.

Wie bei Amphibien und Reptilien legt sich auch bei den Vögeln der Wirbelkörper aus einer die
Chorda umlagernden Knorpelmasse an, diese ist aber im Vergleiche viel reichlicher, und auch an den
Theilen, die später der Mitte des Wirbelkörpers entsprechen, massenhafter vorhanden. Nachdem die pri-
mitiven Wirbelkörper Remar's aus den Urwirbeln hervorgegangen, zeigt sich zwischen ersteren ein Streifen
als Grenzmarke. Dass dieser Streifen einer Lücke entspricht, davon konnte ich mich nicht überzeugen.
Dagegen finde ich oberflächlich sehr bald zwischen den primitiven Wirbelkörpern eine aus querliegenden
Zellen gebildete Gewebslage differenzirt, die von den darunter gelegenen jungen Knorpelmassen deutlich
sich abgrenzt. Das für die Wirbelkörper angelegte Knorpelgewebe umgibt die Chorda conlinuirlich, und
von demselben Knorpelrohre gehen die Rogenknorpel ab. Die Eintheilung in Wirbel wird nur durch jene
Querstreifen bedingt, die an der Halswirbelsäule deutlicher sind als am übrigen Körper. An bestimmten
Theilen des Knorpelrohrs, zwischen je zwei bogenlragenden Abschnitten, leitet sich nun um den fünften
Brüttag eine eigentümliche Differenzirung ein; reichlichere Knorpelzellen finden sich in einer relativ spär-
lichen Grundsubstanz und so hebt sich jeder dieser Abschnitte dunkler gegen die bogenlragenden Theile
des Knorpelrohrs ab. Ich glaube diese Erscheinung auf einen speciellen Wachsthumsvorgang zurückführen
zu müssen. Es vermehren sich die Formelemente des Knorpels zwischen je zwei bogenlragenden Abschnitten
rascher als an letzteren. Dadurch sondert sich das Knorpelrohr in Wirbelstücke und Zwischenwirbel-
stücke, die jedoch durchaus nicht getrennt bestehen, sondern immer nur als gewebliche Veränderungen
in der Continuität des Knorpelrohrs selbst erscheinen. Wir können dies Verhalten in folgender Weise auf
die bei den Fröschen unter den Amphibien und bei Reptilien oben vorgeführten Thalsachen zurückführen:
das gesammte Knorpelrohr mit seinem Perichondrium und den Bogenslücken entspricht der skeletbildenden
Schichte der niedern Classen; jeder ringförmig die Chorda umgebende und bogentragende Knorpelabschnitt
entspricht einem primordialen Wirbelkörper, der dazwischenliegende Knorpel ist dem Intervertebralknorpel
gleich. Es besteht nur der Unterschied, dass bei den Amphibien (Frösche) eine ganz dünne Lage von
Knorpelgewebe das ursprüngliche Knorpelrohr herstellt, welches dann intervertebral sich verdickt, während
bei Reptilien schon etwas mehr Knorpelmasse das primitive Rückgrat aufbaut, und bei Vögeln endlich eine
noch beträchtlichere Menge von Knorpelgewebe in Verwendung kommt.

Es erfolgt nun im Intervertebralknorpel ein Differenzirungsvorgang, indem das, was davon dem je
vorderen und je hinteren definitiven Wirbelkörper zukommen soll, sich durch eine aus quer gelagerten
Zellen bestehende Schichte abscheidet, und so entsteht Remak's Neugliederui
dieser Vorgang am vorderen und hinteren Theile der Wirbelsäule nicht völli
Verschiedenheiten in der Intensität der Erscheinung. Im Vergleiche zu den Amphibien und Reptilien tritt
die Differenzirung bei den Vögeln sehr früh auf. Das zwischen zwei Bogen liegende Stuck des Knorpel-
rohrs scheidet sich übrigens nicht in gleicher Entfernung von beiden Bogen, sondern die Grenzmarke tritt
näher dem nächstfolgenden primordialen Wirbelkörper auf. Die Theilungsproducte des Intervertebralknor-
pels sind daher zwei ungleich grosse Stücke. Davon trifft das grössere dem je vorderen, das kleinere
dem je hinteren Wirbelkörper zu. Dies ist wiederum an den Halswirbeln am Deutlichsten erkennbar.
Das bezügliche Spinalganglion ordnet sich dabei natürlicherweise jenem Wirbel zu, der den grössten Theil
des Intervertebralknorpels erhält, also dem je vorderen. Damit wäre der von Remak vom Hühnchen ge-
schilderte Vorgang der »Neugliederung der Wirbelsäule« auf eine auch bei Amphibien und Reptilien vor-
handene und dort ausführlicher besprochene Erscheinung zurückgeführt, und es besteht somit auch hier

der Wirbelsäule. Es ist
gleich, vielmehr bestehen
 
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