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I

B. Ergebnisse.

In dem Nachstehenden soll der Versuch gemacht werden, die in den vorausgehenden Abschnitten
mitgetheilten Beobachtungen mit dem, was Anatomie und Entwickelungsgescbichte von andern Vertebraten-
Abtheilungen kennen lehrten, in Verbindung zu bringen. Vielleicht gelingt es mir dabei, eine »Ent-
wickel ungsreihe« nachzuweisen, welche die verschiedenen Einrichtungen der Wirbelsäule vergleichend-
anatomisch erläutert, indem sie die Zustände zeigt, durch welche die Differenzen der Formerscheinungen
bedingt sind.

Die Wirbelsäule der Cyclostomen und unter diesen die der Myxinoiden kann den Ausgangspunkt
abgeben. Eine continuirliche, überall gleichartige Chorda bildet die Axe, und um diese lagert eine Ge-
webschichte, die in der gesammten Länge des Rückgrates einen oberen, das Medullarrohr umschliessenden
Canal, am Schwanztheile des Körpers aber den hypochordalen Caudalcanal formirt. So verhält sich ohne
Zweifel auch das Rückgrat aller Fischembryonen. Verfolgt man die von dieser Anlage anhebenden Reihen
der Entwickelung weiter, so ist des Auftretens knorpeliger Bogenrudimente als der ersten Wirbelsegmen-
tirung zu gedenken. Ein Beispiel bietet Petromyzon

Störe und Chimären an.
halten herausgetreten.

Daran reihen sich in weiterer Entwickelung die
Die noch nicht getheilte Chorda ist aber hier schon aus ihrem indifferenteren Ver-
Durch Verdickung ihrer Scheide und Vermehrung der Schichten, sowie durch Ossi-

fication eines Theiles der mittleren Schichte (Chimaera) gibt sie engere Beziehungen zur Skeletbildung kund.
Zugleich besitzen die Bogen eine beträchtlichere Basalausdehnung, und umfassen eine grössere Fläche der
Chordascheide. Bei Embryonen von Knochenfischen ist dasselbe nachgewiesen. So von Rathke für Blen-
nius, von C. Vogt für Coregonus, von August Müller für Esox.

Ein Wirbel wird somit in seiner einfachsten Form dargestellt: aus einem Abschnitte der Chorda
dorsalis, und dem diesem, oder vielmehr der Scheide desselben aufsitzenden oberen und unteren Bogen.
Die letzteren sind in der bei Myxine nicht weiter differenzirten Gewebschichte aufgetreten, die auch die
Chorda rings umschliesst, die Basalstücke der Bogen unter einander verbindend.

Diese einfache Form des Wirbels will ich, wie ich schon oben bei den speciellen Darlegungen der
Entwickelung der Amphibienwirbel gethan habe, als »Primordialwirbel« bezeichnen. Besonders hervor-
gehoben sei hier noch, dass ich hiezu nicht bloss die ßogenstücke rechne, sondern auch die Geweb-
schichte, die zwischen ihnen um die Chorda liegt, den ganzen Abschnitt der skeletbildenden Schichte.

Von dem Primordialwirbel aus ergeben sich für die Fische drei Bildungsreihen. Die eine führt durch
die Teleostier, die andere durch die Selachier, die dritte durch die Ganoiden.
 
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