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H.-Gilhofer-und-H.-Ranschburg-Aktiengesellschaft <Luzern> [Hrsg.]
Kostbare Bücher und Manuskripte aus den Bibliotheken der russischen Zaren in Zarskoje-Selo, Herzog Albrecht v. Sachsen-Teschen, Dr. Albert Figdor, Wien: dazu ausgewählte Inkunabeln einer Stifts-Bibliothek und wertvolle frühe Urkunden und Autographen ... ; Versteigerung in Luzern: Dienstag, den 14., und Mittwoch, den 15. Juni 1932 (Katalog Nr. 8) — Luzern, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.7090#0028
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III. GEOGRAPHIE

Americana, Topographie, Helvetica

ALBERTIN de VIRGA. WELTKARTE AUF PERGAMENT, MIT FE-
DER UND IN FARBEN GEZEICHNET. VENEDIG 141(5).
Länge 69.6, Breite 44 cm.

Die Karte besteht aus einem Kalenderteil und der eigentlichen kreisrunden
Weltkarte, die mehr als 2 Drittel der Karte ausfüllt. In den Ecken rosettenartige
Verzierungen. Der Kalenderteil enthält einen kreisförmigen Kalender, rechts davon
die Mondtafel, links die Tafel der Ostertermine. In der Mitte des Kalenders eine
nackte Knabenfigur und im äußeren Kreis die 12 Bilder des Tierkreises. Darüber
die Namen der Monate. Ueber der Mondtafel und den Osterterminen ausführliche
Legenden. In dem schmalen Streifen, der den Kalenderteil von der Weltkarte
trennt, findet sich folgende Inschrift „A 141: Albertin diuirga me fezit, in uinexia".

Eine genaue Beschreibung und wissenschaftliche Erklärung der Weltkarte, so-
wie eine Lichtdruckreproduklion in Orig.-Gröfie, hat Franz R. v. Wieser in<
folgendem Werk gegeben: Die Weltkarte des Albertin de Virga aus dem Anfange
des 15. Jahrhunderts in der Sammlung Figdor in Wien. Hrsg. von Franz R. v. Wic-
scr. Innsbruck 1912. Wir wollen daraus auszugsweise zitieren:

„Ungleich interessanter und historisch bedeutsamer als die astronomischen
Tafeln ist die KREISFOERMIGE WELTKARTE. Sie hat 4t cm Durchmesser und
ist mit einer achtteiligen Windrose versehen. Der Osten ist mit einem Kreuze,
der Norden mit einem Sterne bezeichnet, die übrigen Windstriche mit den An-
fangsbuchstaben der Windnamen, nämlich P (Ponente), M (Maestro), G (Greco),
S (Scirocco), O (Ostro), A (Afracin). Das Meer ist weiß — mit Ausnahme des mit
Mennig angelegten roten Meeres, — das Festland gelb. Die Inseln haben ver-
schiedene Farben, wie rot, gell), grün, blau und violett. Die Gebirge sind teils
braun, teils grün, die Flüsse braun. „Charakteristisch sind die Signaturen für
die größeren Reiche. Sie stellen meist Kronen dar, in einzelnen Fällen auch Pa-
läste oder Burgen wie z. B. Catajo oder Borgar tartarorum; nördlich von letz-
terem ist ein befestigtes Lager mit Wall und Graben, über welchen Brücken
führen, eingezeichnet. Die Länder- und Städte-Namen sind in ausgesparte, vier-
eckige Schildchen eingeschrieben, die sich bei den Kronen unmittelbar an diese
anschließen. Die Namen sind teils rot, teils schwarz und zwar die Ländernamen
meist rot, die Ortsnamen meist schwarz. Die Schrift ist eine kleine, zum Teil
schwer zu entziffernde Kursive . . . Die Karte war ursprünglich mit dem unte-
ren Rande an einem Rundstabe befestigt, über den sie gerollt werden konnte;
ein durch den Halsteil gezogenes Band diente zum Verschnüren der Rolle. So-
wohl Stab als Band sind nicht mehr vorhanden, doch zeigt das Pergament die
zu ihrer Befestigung gemachten Löcher und Schnitte. Gehen wir auf den Inhalt
ein, so konstatieren wir vor allem mit Verwunderung die der Wirklichkeit an-
genäherte Gestalt von Afrika, weiter eine kontinentale Insel im Südosten von
Asien, welche wie eine Vorahnung von Australien anmutet, endlich eine an
Grönland gemahnende Landmasse im Nordwesten von Europa." — „Es drängt
sich die Frage auf, welche Quellen und Vorbilder Albertin de Virga für die
Zeichnung seines Weitbildes benützt hat. — Die benützten Karten waren, wie
man aus der Zeichnung und aus den Legenden deutlich erkennen kann, teils
 
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