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H.-Gilhofer-und-H.-Ranschburg-Aktiengesellschaft <Luzern> [Hrsg.]
Kostbare Bücher und Manuskripte aus den Bibliotheken der russischen Zaren in Zarskoje-Selo, Herzog Albrecht v. Sachsen-Teschen, Dr. Albert Figdor, Wien: dazu ausgewählte Inkunabeln einer Stifts-Bibliothek und wertvolle frühe Urkunden und Autographen ... ; Versteigerung in Luzern: Dienstag, den 14., und Mittwoch, den 15. Juni 1932 (Katalog Nr. 8) — Luzern, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.7090#0138
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XIII. SPIELKARTEN

PETER FLÖTNER'S KARTENSPIEL. Nürnberg, Christoph Zell, ca.
1535—40. 47 (statt 48) Blatt, je 9.6 : 5.9 em, mit figürlichen und
grotesken Szenen in Holzschnitt mit sorgfältiger
11 andkolorierung u. mit Gold gehöht. Auf der Rückseite je-
des Blattes je 3 Zeilen eines Liedanfangs, in schwarzer Notenschrift
auf rotem 5-Linien-System. Im ursprünglichen schwarzen Lederband
in Sedezformat, mit größtenteils verwischten Goldornamenten, 2
Schließen, die Karten mit gemustertem Goldschnitt. (In mod. Lein-
wand-Kassette).

Seltenheit ersten Ranges, das vollständigste aller erhaltenen Exemplare. Das

Berliner Kupferstiehkabinett besitzt ein Exemplar dem 6 Blatt fehlen, die hier vor-
handen sind. S. Lange, S. 27—29. Bei vorliegendem Exemplar fehlen die 4 Aß, von
denen aber das Grün-, Herz- und Schell-Aß durch goldgehöhte Federzeichnungen
mit dem Estensischen Wappen ersetzt sind. Das Spiel war, wie auch Röttinger an-
nimmt, Eigentum des Francesco d'Este (1516—78), der im Gefolge Karls V. auf den
Reichstag nach Regensburg zog und dabei sich auch in Nürnberg aufhielt. Bei die-
ser Gelegenheit dürfte ihm das Spiel geschenkt worden sein.

Auf dem (hier fehlenden) Eichel-Aß befindet sich ein von e. Löwen gehaltenes
Wappen und darüber ein Spruchband mit den Initialen FCZ. Demzufolge ist der
Kartenmaler Christoph Zell mit Sicherheit als Verleger des Spiels an-
zusehen, dessen Tätigkeit von 1527—42 nachweisbar ist.

Die grotesken Darstellungen der einzelnen Blätter charakterisiert
Bange (S. 7) wie folgt: „Das Temperament des Künstlers, die gänzlich unbeküm-
merte Selbstverständlichkeit, mit der in drastischen Szenen auch das Alltäglichste
des Alltags geschildert wird und besonders auch die unverhohlene Freude am Gro-
tesk-Bizarren, von einer unerschöpflichen Phantasie unterstützt, ... ist charak-
teristisch."

Ueber das vorliegende außerordentlich wertvolle Spiel schreibt A. Röttinger

(Peter Flettners Holzschnitte, 1916. S. 84): „Das vollständigste aller vorhandenen
Exemplare des Flettnerschen Kartenspieles befindet sich in der Sammlung des
Herrn Dr. A. Figdor in Wien". Siehe fern. E. F. B a n g e, Peter Flötner. 1926. S. 22—
24 und Tfl. 13—20. Die Karten sind in Farbdruck reproduziert bei d ' A 11 e m a g n e,
Les cartes ä jouer. 1906. Bd. I, zw. S. 26—63 und eine Rückseite ist abgebildet auf
S. 494. Vgl. auch Dodgson I. S. 538. Weitere Literaturangaben an den angegebenen
Stellen.

Von ausgezeichneter Erhaltung u. mit der originalen
buchförmigen Lederkassette. Vereinzelt ganz geringfügige Wurmspuren,
das grüne Aß am oberen Rand beschädigt.

Siehe Tafel 48.
 
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