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Bleiflififkizze von Heinrich Deiters.

modernen Reproductionen, wie sic ihm in der Buchhandlung seines Vaters, als Holzschnitte nach
Ludwig Richter, in dem Düsseldorfer Künstleralbum, sowie den illustrirten Werken und Zeitschriften
dargeboten wurden. Vor Allem wirkte die angeborene Liebe zur schlichten Heimatnatur, mit ihren
Eichen, mit den alten Bauernhäusern und Mühlen, dem engbegrenzten Horizonte, wie er durch die
vielen kleinen Wäldchen und Wallhecken bedingt ist, auf das Gemüth des jungen Knaben. In seiner
ersten Kinderzeit war er schon für die Eindrücke landsehaftlicher Natur empfänglich, weil er und
seine Geschwister häufig zu einem Oheim auf das Land geführt wurden, der auf einem zwischen
Wiesen und Gärten einsam gelegenen Gehöfte wohnte.
Später wandten sich die Kinderspiele einer kurz vor den Thoren Münsters gelegenen Wasfe r-
mühle zu, wo auf den blumigen Wiesen des Mühlbachs die Jagd nach Schmetterlingen reiche Beute
lieferte. Graue Weiden, deren Häupter im Winde wie Silber schimmerten, umstanden den tiefer
gelegenen Mühlteich. Durch hohe Bäume spielte die Sonne auf dem weissen Schaume und in dem
Sprühregen, den die Schaufelräder warfen, und sattgrünes Moos bedeckte das Gebälk und die Eichen-
planken, welche die Wasserseite des Hauses schützten. Der ganze Zauber dieser süllen Natur wirkte
auf das empfängliche Gemüth des Knaben um so mehr, als auch die Mutter die Spaziergänge zu
den Bauernhöfen der Nachbarschaft den öffentlichen Promenaden vorzog und die Empfänglichkeit
für solche Eindrücke zu wecken suchte.
Die mächtigste Anregung aber boten dem heranwachsenden Knaben die Ufer eines zur Ems
süll hinschlängelnden Flusses, der Werse, wo Nachenfahrten die Geschwister und Gespielen lebhaft
anzogen. Ganze Tage wurden dort zugebracht. Früh Morgens wurde aufgebrochen und spät am
Abend heimgekehrt. In den zahlreichen Ausbuchtungen wurde geflscht, und in dem dichten Gehölz
wurden Ansiedlungen gemacht, zu denen die Verpflegung im Nachen herbeigeholt werden musste.
Die beträchtlichen, mehrere Stunden von Mühle zu Mühle betragenden Windungen des Flusslaufes
gaben Veranlasfung, immer neue Plätze aufzuziehen und Hütten und Lauben zu errichten, die nur
 
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