Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]: Die Graphischen Künste (28.1905)

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Nach einer Originalzeichnung von P. Renouard.

PAUL RENOUARD.

Wenn schon einmal das Modebeiwort »aktuell« auf einen Künstler angewendet werden soll,
so trifft es in ganz besonderem Maße auf Paul Renouard zu. Ja es ist für ihn wie geschaffen.

Paul Renouard ist ganz Auge. Er geht durchs" Leben, schaut um sich, erfaßt jedes Schauspiel
und hält es fest. Seit dreißig Jahren ist er auf der Wanderschaft und zeichnet in sein Skizzenbuch
auf die winzigen Papierblättchen — »The Renouard« nennt sie der englische Fabrikant —, was
die Politik und der Krieg, Theater und Gerichtssaal, die Straße und der Rennplatz und die ganze
Gesellschaft Sehenswertes bieten. Er setzt diese sozusagen journalistische Tätigkeit auch jetzt
noch fort, obwohl er vor kurzem feierlich geschworen hat, nie mehr die Nadel des Radierers und
den Stift des Illustrators zur Hand zu nehmen und sich ganz der Malerei zu widmen: gerade jetzt
arbeitet er wieder an einem großen Album von Radierungen, das die Lütticher Ausstellung und
die Jubelfeier der Unabhängigkeit Belgiens behandelt. Daß Renouard, der Franzose, gebürtig aus
Cour-Cheverny (im Departement Loir etCher) amtlich zu dieser Arbeit bestimmt worden ist, zeigt,
wie großer Wertschätzung sich der Künstler erfreut und wie sehr sein Ruf selbst über die Grenzen
seines Vaterlandes gedrungen ist.

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