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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 31.1908

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Kuzmany, Karl Michael: Jüngere österreichische Graphiker, [2]: II. Holzschnitt
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https://doi.org/10.11588/diglit.4232#0087
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der wieder auf das Ursprüngliche zurückgeführten Technik, die weiterhin stilbildend wirkte, soll
später, wenn die rasche Gefolgschaft des ermutigenden Vorgängers betrachtet wird, die Rede sein.
Orlik selbst beruhigte sich keineswegs bei den ersten Ergebnissen seiner exotischen Erfahrungen.
Er münzt sie zu Werken von breitspurigem Gepräge aus, deren Vorwürfe ihm die böhmische
Heimat bietet. Die realistische Naturtreue, sowohl der Farben wie der individuellen Formen, wird
in seinen neuesten Blättern zugunsten einer summarischen Koloristik und einer übersichtlichen
Flächenwirkung zurückgedrängt. Daß Orlik geschmeidig und heiter gefallsam war, verleugnet er
jetzt; wenn er die Wirkung eines im wesentlichen bloß schwarzweißen Holzschnitts in dem fort-
laufend bearbeiteten Holzstock hervorkehrt, ist das ganze Blatt wie mit einem grobdrähtigen Gitter-
werk überzo-
gen. Solcherart
lüftet sich das
Ganze doch we-
nigstens durch
den weißen Pa-
piergrund, aber
aufPerspektive
müssen die
farbigen Land-
schaften not-
wendigerweise
verzichten, da
die Farben hart
nebeneinander
einsetzen; dar-
aus ergibt sich
eineformelhafte

eines auf ge-
sucht primitive
Reden und Ge-
genreden ge-
stimmtenThea-

terprospekts
(»Parktorin Os-
lawan«). Alles
ist derFlächen-
wirkung unter-
geordnet.

Als nun
die Herausge-
ber der Zeit-
schrift »Ver
sacrum« einen
künstlerischen
Rechnungsab-
schluß vornah-
men, konnten
sie die Anzahl
der in den sechs
Jahrgängen ent-
haltenen Origi-
nalholzschnitte auf zweihundertsechzehn beziffern. Anfangs sind die von König und Orlik herrühren-
den Blätter nur spärlich zwischen Lithographien und Radierungen eingesprengt, die vom fünften
Bande an der neuen Macht weichen mußten, deren Anhänger immer mehr wurden, ihr mit
steigender Intensität ergeben. Wenn Orliks Lehre mit solchem Feuereifer aufgegriffen wurde, so
ist dies nicht zuletzt dem zuzuschreiben, daß sie das Interesse am Material wach und für eine
fruchtbare Betätigung willig fand. Es war ja die Zeit, da neben andern Schlagworten das der
»Materialechtheit« herrschte und die wunderbare, echt künstlerische Neugierde rege machte, noch
nicht versuchten Techniken näher zu treten. Ihren Höhepunkt erreichte diese Bewegung im Früh-
jahr 1902, als die Künstler der Sezession die Ausstellung von Klingers Beethoven zu einer Kund-
gebung moderner Tempelkunst gestalteten. Damals stieg Gustav Klimt aufs Gerüst, um farben-
trunkene, scharf umrissene Fresken an die Wand zu malen, Rudolf Bacher und Ferdinand Andri

Wirkung, wie
die eines Mo-
saiks (»Ernte-
landschaft«,
»Bergdorf, aus
Auscha«) oder

Karl Moll, Das alte Schwarzspanierhaus in Wien.

Nach dem Originalholzschnitt.

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