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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 31.1908

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Kuzmany, Karl Michael: Jüngere österreichische Graphiker, [2]: II. Holzschnitt
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https://doi.org/10.11588/diglit.4232#0099
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C. Moser, Bretonisches Mäc

Nach dem Originalfarbenholzschnitt.

Hochzeit«, trotz den dunklen
Barken auf dem grünen Meer
des Hintergrundes. Geradezu
sonnetrunken fluten die Farben,
fast aufgelöst durch Reflexe, in
dem »Sommertag«, dem Porträt
einer weißgekleideten Städterin,
und der »Bai de la Föret«, die
mit ihren badenden Frauen an
ähnliche Szenen des Maurice
Denis denken läßt. In seiner
eigenen Heimat, wohin Moser
unlängst zurückgekehrt ist,findet
er nicht so zusagende Motive
wie im Süden, der mit den reinen
Farben freigiebiger zu schalten
gestattet. Waren früher einmal
Italien und Korsika sein Wander-
gebiet gewesen, so schweifen
jetzt seine Wünsche gar bis
Tahiti, denn die von dort zu uns
gedrungene Kunde scheint ihm
zu verbürgen, daß erst in den
Tropenländern die ersehnte Fülle
und Urwüchsigkeit der Farben
zu finden wäre.

Martha Hofrichter (geb.
Brünn 1872) hat ihre Modelle in
der »Menagerie« zu Schönbrunn
und später im Pariser »Jardin
d'acclimatation« beobachtet. Die
malerische Vorbildung wurde ihr
in München, das Technische des

Holzschnitts verdankt sie Friedrich König, Lucien Simon endlich regte sie dazu an, sich das Leben
im Zirkus, in der Manege näher anzusehen. Es ist deutlich, daß sie zumeist das dekorativ begrenzte
Element in der farbigen Zeichnung des Tierkörpers zur Wiedergabe lockte. Daneben sind Blätter
anzumerken, die als Illustrationen zu ungeschriebenen Tierfabeln gelten könnten: ein großer
gefräßiger Affe, der ängstlich nach einem von Wespen besuchten Apfel lugt; ein schwerfälliges
Dromedar, grob-braun mit dick aufgetragenen Umrissen, das zu einer am Boden liegenden weißen
Kamelie schnuppert. — Ebenfalls aus der Schule Königs ist Luise Pollitzer (geb. Wien 1875)
hervorgegangen. Für den breiten Vortrag ihrer landschaftlichen Gemälde hat sie in Karlsruhe
dazugelernt, aber erst der Einfluß Schmolls von Eisenwerth, den sie in München erfuhr, hat ihren
farbigen Holzschnitten, nachdem sie bald diesem, bald jenem Schema gefolgt waren, alle Härten
gemildert (»Alte Stadt«, »Der Nußbaum«). Die Unbestimmtheit verfließender Farbtöne kennzeichnet

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