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LEO GRIMM.

Es war im Herbste des Jahres 1909, da kamen zwei junge Leute, kunstbegeistert und kunst-
beflissen, von Graz nach Wien, um an der Akademie der bildenden Künste sich für ihr Lebensziel
auszubilden: Franz Hofer und Leo Grimm. Schon in Graz hatten sie zusammen bei demselben
Lehrer, bei Professor Alfred v. Schrötter, gearbeitet; nun zogen sie gemeinsam nach Wien. Leider
war beiden nur eine verhältnismäßig kurze Spanne Zeit für ihr Streben vergönnt. Beide fielen als
Opfer des Krieges, der eine draußen auf dem Schlachtfelde, der andere als stiller Dulder infolge des
grausamen Hungerkrieges.

Leo Grimm war zu Hz im Bezirke Fürstenfeld in Steiermark am 7. Februar 1889 als Sohn
des Volksschullehrers Hugo Grimm — die nachstehenden Lebensdaten verdanke ich den gütigen
Mitteilungen Herrn Hugo Grimms, dem ich an dieser Stelle für sein Entgegenkommen herzlichst
danke — geboren worden. 1894 übersiedelte die Familie jedoch nach Graz in die Heinrichsstraße,
so daß Leo nunmehr hier die Volksschule besuchte. Im Jahre 1900 kam er auf das Gymnasium,
wo in ihm die Liebe zur Kunst geweckt wurde; insbesondere sein Zeichenlehrer Ladislaus Pazdirek
machte ihn mit der bildenden Kunst näher vertraut. Er entwarf schon damals kleine Bilder und
porträtierte seine Mitschüler. Die Maturazeitung, deren Buchschmuck von Grimms Hand stammt,
gab Grimm mit seinem Kollegen Bruno Euler heraus. Er arbeitete sodann bis zum Anfang des
Jahres 1909 bei seinem Zeichenlehrer Pazdirek, der auf Grimm große Stücke hielt. Anfang 1909
besuchte er die Landeskunstschule bei Professor Schrötter. Schon damals wurden anläßlich der
Schlußausstellung die Arbeiten Grimms gebührend gelobt. »Strenge Schulübungen und Gebilde der
freien Phantasie halten einander die Wage«, schreibt Karl Berger in der Grazer Tagespost. Endlich
der Herbst 1909 eröffnete ihm die Pforten der Akademie der bildenden Künste zu Wien. Ein
Stipendium des steiermärkischen Landesausschusses gab ihm die Möglichkeit, sich dem Studium
an der Akademie intensiv zu widmen. Im Jahre 1911 bezog er mit Franz Hofer und Fritz Silberbauer
eine Wohnung im Maria-Theresien-Schlössel in Lainz. Dies Beisammensein war für Grimms Tätigkeit
sehr förderlich. In einem seiner Briefe schreibt er: »Das Zusammenwohnen ist sehr arbeitsfördernd.
Von Silberbauer lerne ich stilisieren«. Mit einem Reisestipendium des steiermärkischen Landes-
ausschusses wurde es ihm möglich, nach Dachau zu kommen, wo er bei Buchta in Etzenhausen
wohnte. Die vielfachen Anregungen, die er hier fand, fielen, wie wir sehen werden, auf fruchtbaren
Boden. An der Akademie machte er rüstige Fortschritte. 1910 gewinnt er den Perspektivpreis und
erringt auch die silberne Fügermedaille für die Lösung der Preisaufgabe aus Dantes Göttlicher
Komödie. Vom Jahre 1912 an lernt er auch das Radieren, das er bisher mehr als Autodidakt
gepflogen hatte. Schon in dieser Zeit finden wir die ersten Anzeichen seines späteren schweren

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