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heiten uns unbeholfen erscheinen, so ist doch alles der Idee Untertan, die klar und deutlich zu
uns spricht.

Wir haben Grimms Werden in allen seinen Teilen verfolgt. Es war ja nur eine kurze Zeit,
die wir ihm folgen konnten, da ein grausames Schicksal nur allzubald dem Künstler Einhalt gebot.
Doch auch aus den verhältnismäßig wenigen Werken tritt uns überall eine richtige Künstler-
persönlichkeit entgegen. So manche Einflüsse konnten wir feststellen: einmal war es Vogeler,
dann wieder alte Meister und ganz besonders sagte ihm die Kunst Brangwyns zu. In manchen
Fällen sehen wir ihn auch sich Michalek anschließen. In seiner phantastischen Gestaltungskraft hat
einer seiner Lehrer Professor Jettmar ihn stark geleitet. So wie dieser bei seinen Darstellungen
von der Wiedergabe mythologischer Erzählungen absieht und nur das Gewand und den Stil
der Mythologie entlehnt, um seine Empfindungen und Gefühle dem Beschauer zu vermitteln, so ist
auch Grimm die Stimmung und das Empfinden seiner Person das Wichtigste, das er uns mit
eben diesen Mitteln zu sagen weiß. Dieser Künstler war von tiefer Schwermut erfüllt und sah
mit großer Sorge und düsteren Ahnungen in die Zukunft. Das drückt sich ja in allen seinen Wer-
ken aus. Nur selten widmete er seine Arbeit leichteren und heiteren Stoffen. Freilich gewann er
auch dann zum Beispiel seinen Märchenbildern alle wichtigen Seiten ab, deren Poesie er künst-
lerisch voll erfaßte.

Er war noch ein Suchender. Noch nicht war es ihm ganz vergönnt, immer er selbst zu
sein, aber dennoch verrät sich in jedem Blatte seine künstlerische Eigenpersönlichkeit. Er gehört
unstreitig zu den jungen Talenten Österreichs, auf die wir unser Hoffen für eine neue Kunstblüte
leider vergeblich gesetzt hatten.

Erich Strohmer.

Leo Grimm, Hansel und Gretel.

Nach der Radierung.


 
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