als den von ihnen ursprünglich und aus innerem Drang erkorenen Gebieten mit mehr oder weniger
Glück zu versuchen.
Wie bei dem Ringen um Stil vergessen wurde, daß der Stil nicht gesucht werden muß,
sondern immer von selber da ist, wenn eine Persönlichkeit was Eigenes zu sagen hat, so wurde
bei dem künstlich erhitzten Streben nach Vielseitigkeit außeracht gelassen, daß auf verschiedenen
Instrumenten gleich vollkommen zu spielen immer nur wenigen Großen vergönnt gewesen ist
und sein wird.
Es kann daher nicht wundernehmen, daß es ein gewisses Befremden erregte, als Andri 1902
auf der XIV. Ausstellung, die die-Sezession zu Ehren von Klingers Beethoven veranstaltete, durch
teilweise bemalte und vergoldete Holzschnitzereien und ein stilisiertes gleichfalls zum Teil ver-
goldetes Gemälde in Kaseinfarben, das »Mannesmut und Kampfesfreude« hieß, vertreten war.
Ludwig Hevesi, ein warmer Verehrer von Andris Kunst, schrieb damals in aufrichtiger Besorgnis:
»Schade, wenn Andri von seiner Heimatsscholle in die Wolken übersiedelte«.
Doch lag hier der Fall anders, und um zu verstehen, warum er anders lag und jene Befürch-
tung im wesentlichen unbegründet war, muß man Andris Jugendgeschichte kennen.
Ferdinand Andri wurde am l.März 1871 zu Waidhofenan der Ybbsin Niederösterreich geboren.
Seine Mutter ist eine St. Pöltnerin. Sein Vater aber stammte aus Kitzbühel in Tirol, und dessen
Vater war Gerichtsadjunkt in Hall, wohin der Künstler heute noch zuständig ist. Andris Urgroßvater
war Arzt in Nauders und ladinische Verwandte sitzen ihm im Münstertal in Graubünden. Andri
verbrachte nur ein halbes Jahr an seinem Geburtsorte, dann übersiedelten seine Eltern nach Maria-
Taferl, wo sein Vater, der Vergolder war, in der berühmten Wallfahrtskirche auf längere Zeit mit
der Vergoldung der Altäre beschäftigt war. Andri hat seinen Vater, der achtzig Jahre alt wurde,
erst vor vier Jahren verloren, seine Mutter lebt heute noch in St. Polten. Andri, der schon mit zwei
Jahren und ganz aus freien Stücken zu zeichnen anfing, besuchte in St. Polten die Volksschule
und das Untergymnasium und kam mit dreizehneinhalb Jahren aus dem Elternhaus weg, und zwar
nach Ottersheim bei Linz zu einem Geschäftsfreunde seines Vaters, dem Holzschnitzer Johann
Kepplinger, auf ein Jahr in die Lehre. Kepplinger war ein begabter Mensch, der gotische Altäre,
wie sie damals noch mehr als heute für Landkirchen beliebt waren, schnitzte. Von Ottersheim kam
Andri nach Innsbruck an die Staatsgewerbeschule, die er heute noch als ausgezeichnet rühmt.
Holzschnitzen lernte er da bei Römisch, modellieren und gipsgießen bei Fuß, malen bei dem Wiener
Tapper und in die Kunsttischlerei führte ihn Colli ein. Im Herbst 1887 kam er an die Wiener
Akademie, wo er vier Jahre hindurch die allgemeine Malschule unter Julius Berger besuchte. 1891
zog er, mehr vom Zufall als von Überlegung geleitet, nach Karlsruhe, wo drei Jahre hindurch Claus
Meyer, ein geschickter Maler holländischer Sittenbilder, sein Lehrer war. Spricht Andri von seiner
akademischen Lehrzeit, so versäumt er nicht, auf das nachdrücklichste zu betonen, daß er etwas
gelernt nur in Ottersheim und Innsbruck habe. Der Akademiezeit in Karlsruhe gibt er vor der in
Wien immerhin noch den Vorzug, aber nur, weil er sich dort wenigstens das Gitarrespiel angeeignet
habe. Nachdem ihn das Freiwilligenjahr Galizien kennen gelehrt hatte, wo er Motive für spätere
Zeit sammelte, brachte er ein Jahr in St. Polten zu, der Heimatstadt seiner Mutter, wo sich auch
die Vergolderwerkstatt des Vaters befand. Dieser kannte vom Gesangverein her Vater Stöhr, der
Geigenbauer war. Der junge Stöhr war es, der Andri zuredete, nach Wien zu übersiedeln. Den
Anlaß dazu bot Fleischers Jubiläumspanorama, woran Andri zusammen mit Roller, Sigmund, Zimmer-
mann und anderen während der Jahre 1895 und 1896 beschäftigt war. Er malte Pferde. Das edle
Tier war dem Kavalleristen vertraut und eine Vorliebe dafür hat er seither nimmer abgelegt, wenn
48
-ri'&«ngel Michael.
"d dringlicher, als c
wistnc,chzub
Cr*«**
,t gUng2u''.-el
^<;so,,te-sci
C'ngenv-'
Merw
Glück zu versuchen.
Wie bei dem Ringen um Stil vergessen wurde, daß der Stil nicht gesucht werden muß,
sondern immer von selber da ist, wenn eine Persönlichkeit was Eigenes zu sagen hat, so wurde
bei dem künstlich erhitzten Streben nach Vielseitigkeit außeracht gelassen, daß auf verschiedenen
Instrumenten gleich vollkommen zu spielen immer nur wenigen Großen vergönnt gewesen ist
und sein wird.
Es kann daher nicht wundernehmen, daß es ein gewisses Befremden erregte, als Andri 1902
auf der XIV. Ausstellung, die die-Sezession zu Ehren von Klingers Beethoven veranstaltete, durch
teilweise bemalte und vergoldete Holzschnitzereien und ein stilisiertes gleichfalls zum Teil ver-
goldetes Gemälde in Kaseinfarben, das »Mannesmut und Kampfesfreude« hieß, vertreten war.
Ludwig Hevesi, ein warmer Verehrer von Andris Kunst, schrieb damals in aufrichtiger Besorgnis:
»Schade, wenn Andri von seiner Heimatsscholle in die Wolken übersiedelte«.
Doch lag hier der Fall anders, und um zu verstehen, warum er anders lag und jene Befürch-
tung im wesentlichen unbegründet war, muß man Andris Jugendgeschichte kennen.
Ferdinand Andri wurde am l.März 1871 zu Waidhofenan der Ybbsin Niederösterreich geboren.
Seine Mutter ist eine St. Pöltnerin. Sein Vater aber stammte aus Kitzbühel in Tirol, und dessen
Vater war Gerichtsadjunkt in Hall, wohin der Künstler heute noch zuständig ist. Andris Urgroßvater
war Arzt in Nauders und ladinische Verwandte sitzen ihm im Münstertal in Graubünden. Andri
verbrachte nur ein halbes Jahr an seinem Geburtsorte, dann übersiedelten seine Eltern nach Maria-
Taferl, wo sein Vater, der Vergolder war, in der berühmten Wallfahrtskirche auf längere Zeit mit
der Vergoldung der Altäre beschäftigt war. Andri hat seinen Vater, der achtzig Jahre alt wurde,
erst vor vier Jahren verloren, seine Mutter lebt heute noch in St. Polten. Andri, der schon mit zwei
Jahren und ganz aus freien Stücken zu zeichnen anfing, besuchte in St. Polten die Volksschule
und das Untergymnasium und kam mit dreizehneinhalb Jahren aus dem Elternhaus weg, und zwar
nach Ottersheim bei Linz zu einem Geschäftsfreunde seines Vaters, dem Holzschnitzer Johann
Kepplinger, auf ein Jahr in die Lehre. Kepplinger war ein begabter Mensch, der gotische Altäre,
wie sie damals noch mehr als heute für Landkirchen beliebt waren, schnitzte. Von Ottersheim kam
Andri nach Innsbruck an die Staatsgewerbeschule, die er heute noch als ausgezeichnet rühmt.
Holzschnitzen lernte er da bei Römisch, modellieren und gipsgießen bei Fuß, malen bei dem Wiener
Tapper und in die Kunsttischlerei führte ihn Colli ein. Im Herbst 1887 kam er an die Wiener
Akademie, wo er vier Jahre hindurch die allgemeine Malschule unter Julius Berger besuchte. 1891
zog er, mehr vom Zufall als von Überlegung geleitet, nach Karlsruhe, wo drei Jahre hindurch Claus
Meyer, ein geschickter Maler holländischer Sittenbilder, sein Lehrer war. Spricht Andri von seiner
akademischen Lehrzeit, so versäumt er nicht, auf das nachdrücklichste zu betonen, daß er etwas
gelernt nur in Ottersheim und Innsbruck habe. Der Akademiezeit in Karlsruhe gibt er vor der in
Wien immerhin noch den Vorzug, aber nur, weil er sich dort wenigstens das Gitarrespiel angeeignet
habe. Nachdem ihn das Freiwilligenjahr Galizien kennen gelehrt hatte, wo er Motive für spätere
Zeit sammelte, brachte er ein Jahr in St. Polten zu, der Heimatstadt seiner Mutter, wo sich auch
die Vergolderwerkstatt des Vaters befand. Dieser kannte vom Gesangverein her Vater Stöhr, der
Geigenbauer war. Der junge Stöhr war es, der Andri zuredete, nach Wien zu übersiedeln. Den
Anlaß dazu bot Fleischers Jubiläumspanorama, woran Andri zusammen mit Roller, Sigmund, Zimmer-
mann und anderen während der Jahre 1895 und 1896 beschäftigt war. Er malte Pferde. Das edle
Tier war dem Kavalleristen vertraut und eine Vorliebe dafür hat er seither nimmer abgelegt, wenn
48
-ri'&«ngel Michael.
"d dringlicher, als c
wistnc,chzub
Cr*«**
,t gUng2u''.-el
^<;so,,te-sci
C'ngenv-'
Merw