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»1^13» SS *-■-■■..

diese Bildgattungen zusammen-
setzen, wie Erde, Wasser und
Luft, Berge, Felder und Wälder,
Pflanzen und Tiere,Erz und Holz,
Wolle und Leder, Fleisch, Haut
und Haar, jede Stimmung der
Jahreszeiten und ihrer Wetter-
launen, jede Stunde des Tages,
mit dem Wechselspiel von Licht
undLuft,sowiejeglicher seelische
Zustand junger und alter, männ-
licher und weiblicher Menschen,
der sich im Ausdruck der Antlitze
und in der Gebärde der Leiber
ausprägt, kurzum alles oder doch
nahezu alles, was sich überhaupt
malen und zeichnen läßt,ist dieser
Begabung geläufig, wird von ihr
vermöge einer virtuos gehand-
habten Technik bildmäßig bewäl-
tigt. Das ist nun, je nachdem man
es wertet, sehr viel oder wenig zugleich; sehr viel dann, wenn das Stoffliche durchgeistigt erscheint.
In Brusenbauchs Arbeiten ist diese völlige Durchdringung des Stofflichen mit Geist und
Seele noch nicht vollzogen, daß heißt: nur in einzelnen, seinen besten Stücken wahrzunehmen.
Er versteht es vortrefflich, jedes Ding auf Erden, ja sogar zwischen Erde und Himmel, mit großer
Geschicklichkeit und nur selten fehlendem Geschmack künstlerisch wirksam zu verarbeiten, sofern
es sich um Oberflächenreize handelt, doch wo es gilt, von der wahrhaften Tragik echten Erlebens,
von den unsäglichen Mühen geistiger und seelischer, großer schöpferischer Gestaltungsvorgänge
Kunde in sichtbarer Form zu geben, läßt oder weicht er aus. Vielleicht täte man ihm unrecht,
wenn man ihm die Fähigkeit dazu bestritte, vielleicht sammelt er nur in Zurückhaltung Kraft und
Erfahrung, vielleicht gibt es auch in ihm Erschütterungen, Bewegungen, die sich einstweilen
nur unter der Oberfläche abspielen, vielleicht sind seine beschauliche Friedlichkeit und vornehme
Anmut nur vorläufige Zuständlichkeiten, denen andere folgen. Wie immer dem auch sein mag,
es wäre müßiges Beginnen, jetzt und hier darüber Mutmaßungen anzustellen. Was geboten erscheint,
ist, sich mit dem Gegebenen zu befassen.

Artur Brusenbauch, Farbiger Holzschnitt.





Den Wiener Kunstfreunden hat während der letzten zwei Jahre in verschiedenen Ausstellungen
Artur Brusenbauch »seine Hand gewiesen«, eine kraftvoll-geschmeidige, ruhig-sichere und elegante
Hand, deren Leistungen allseitige Aufmerksamkeit, ja fast Aufsehen erweckten. Die Kritiker lobten die
Arbeiten dieser Hand, die Sammler kauften sie und die Zunftgenossen begannen sie mit beunruhigter
Neidsucht bald leise, bald laut unter hämischen Grimassen als »akademisch« zu schmähen. Drei
Merkmale des Erfolges, eines Erfolges, der sich mit gleichsam naturgesetzmäßiger Notwendigkeit ein-
stellen mußte, weil den Freunden der graphischen Künste die klecksigen und schußligenZeichnungen,

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