Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
tBUST-'V'*-^ .,....:-.v.-v. ■■

Man fragt sich schon, ob es notwendig ist, eine Figur gewissermaßen mit Zirkelschlägen zu
umreißen, wenn das Linienspiel ihrer Glieder besonders eindringlich vor Augen geführt werden
soll. Aber dergleichen leuchtet immerhin noch eher ein als der Mangel an Logik, der dann und
wann, den guten Eindruck störend, festzustellen ist. Der Künstler läßt zum Beispiel von oben herab
mitten in ein Boot sehen, das mit nackten Ruderern bemannt ist, die einander gegenübersitzen.
Worauf es ihm bei dieser Darstellung ankommt, ist ohne weiteres klar: auf die rhythmische Bewegung
der bloßen Männerkörper. Daß diese nach Art der alten Ägypter mit sehr breiten Schultern und
schmalen Hüften gezeichnet sind, läßt sich begreifen. Kraft und Anmut der Ruderbewegung kommen
vielleicht so besser zum Ausdruck. Nicht hinweg aber kommt man darüber, daß das Ruder knapp
am Bootrand angepackt ist. Hier, am Stützpunkt, gibt es bekanntlich keine Hebelkraft und muß sich
überdies die Hand zwischen Stange und Bord abscheulich einklemmen.

Oder: der hier abgebildete dekorative Entwurf mit den drei Männern, die an einer geschulterten
Stange zwei tote Gazellen tragen. Auch hier reizte den Künstler offenbar der taktmäßige Gang der
Träger im Verein mit der sich wiegenden, schwebenden Last, der Gegensatz zwischen den wuch-
tigen Männergestalten und der schlanken, zierlichen Jagdbeute. Daß aber die drei starken Kerle
an den zwei federleichten toten Tierlein so schwer schleppen, ist unlogisch und stört. Es liegt doch
auf der Hand, daß ein jeder der drei Jäger, ohne darunter zusammenzubrechen, ein halbes Dutzend
und mehr der zarten Tierleichen auf den Buckel zu nehmen vermöchte. Und die Hunde. Gewiß
tragen sie viel dazu bei, die Wellenlinie der Bewegung, die durch die ganze Komposition läuft,
sinnfällig zu machen. Ebenso gewiß aber erwecken sie in dem Betrachter das peinliche Gefühl,
daß die Träger allsobald über die Köter, die sich ihnen zwischen die Beine drängen, stolpern
werden.

Natürlich haftet solchen Bedenken der üble Beigeschmack der Kleinlichkeit an. Wer sie äußert,
kommt außerdem in den Verdacht, die deskriptive Ästhetik gegen die arg verspottete und zu
ewigem Tode verpönte normative austauschen zu wollen. Es ist aber notwendig, auf derlei Ver-
stöße den Finger zu legen, weil gerade von ihnen, wie schon gesagt, die primitiven Meister, die
bei den Künstlern der Gegenwart so sehr viel gelten, nahezu völlig frei sind. Wie richtig sind da
die Bewegungen der arbeitenden Menschen wiedergegeben, wie außerordentlich scharf sind bei-
spielsweise auf den Kunstwerken der Wilden ebenso wie auf denen der alten Ägypter und der
Japaner die Tiere gesehen.

Doch genug der Einwendungen. Sie nehmen ohnehin schon mehr Raum ein als recht ist.
Ihr Sinn ist, den Künstler auf die Gefahren des Weges aufmerksam zu machen, den er einge-
schlagen hat.

Schon die hier abgebildeten Blätter und die beigegebene Lithographie tun dar, wie fein der
Künstler den Fluß der Linien empfindet. Eine Einzelheit auf jener älteren Zeichnung, die Frau
Zeromska darstellt, die rechte Hand der Dame, lehrt, daß des Künstlers Vorliebe für schönen, edlen
Linienschwung keineswegs erst von heute stammt. Wie weich und anmutig ist die Haltung des
Mädchens in der Mitte der Skizze, die das »Waschen der Fische« darstellt, wie ausdrucksvoll
ebenda die der alten Frau und der beiden Greise rechts hinten; auf den ersten Blick merkt man
diesen dreien an, daß Sorgen auf ihnen lasten, daß sie des Lebens müde sind. Auch die Skizze mit
Christus im Kahn zeigt mehr als ein gefälliges Linienspiel. Der Nachen schwankt, droht umzukippen
unter dem Anprall der schweren Wogen. Der Heiland ist in die Knie gesunken und betet entrückt
und voll Demut. Seine Gestalt macht die Schaukelbewegung des Schiffes mit. Das ruhige Vertrauen
des Herrn zu seinem allmächtigen Vater steht im Gegensatz zur stumpfen Verzweiflung des Mannes

78

Sold GotUieb,

Bildnis

;e,ner Jugend bc
L"el AcoBh, Ah
!ahl bläßlich d
Papst «einen Tri
, Leopoldkar

Cht6te H v
"n ka* er n

C|-aber ei
 
Annotationen