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auf den Figuren zum dunklen
Hintergrunde. Inferno VII, Die
Steine wälzenden Sünder, ganz
als unübersehbare, kompakte
Masse gefaßt. Inferno VIII, Der
Kahn des Phlegyas mit dem sich
anklammernden Filippo Argenti,
wieder auf dunkelfarbiger Flut
mit feurigem Streifen am Himmel
— das Motiv von Delacroix' be-
rühmter Dantebarke in selbstän-
diger Abwandlung, allein schon
durch den sehr hochgelegten
Horizont. Nochmals Inferno VIII,
Die Landung bei der StadtDis,wo
ein Dämon die Dichter mit groß-
artiger Geste zurückweist. In- ..,„..,. ,,,, , , . ,

° r . A. \\ einzheimer, Schlangenloch (Inferno A\I\ ). Radierung.

ferno IX, Die Furien auf dem Tor

von Dis, ein Blatt von wundervoller zusammengehaltener Farbigkeit. Inferno XII, Minotaurus, als
Zentaur mit Kopf und Leib eines Stieres und dem Oberkörper eines Menschen, beißt sich vor Wut in
den Arm. Nochmals Inferno XII, Die Dichter auf dem Rücken des Nessus am Blutsee. Inferno XIII.
Die Dornbüsche mit den Harpyen und die beiden von Hunden gehetzten Seelen, ein Bild voll
gewaltiger Bewegung. Inferno XIV, Die Sünder unter Feuerflocken. Inferno XVI, Dante, Virgil und
die drei sich an den Händen fassenden ilorentinischen Staatsmänner. Inferno XVII, Die Dichter
auf dem menschenköpfigen Drachen Geryon hinabschwebend, wieder ein Blatt von besonders
interessanter Farbigkeit.

Außerdem hat der Künstler noch eine etwas größere Darstellung zu Purgatorio II geschaffen,
die ich nicht gesehen habe: die Dichter mit der ankommenden Barke am Fuße des Läuterungsberges.
Zweifellos hat Schäfer auch hier Werke von hoher formaler und malerischer Schönheit geschaffen,
aber das Ganze trägt doch einen gewissen Zwiespalt zwischen Tafelbild und Illustration in sich
und muß daher wohl leider notwendig ein Torso bleiben; sonst könnte es wohl die moderne farbige
Dante-Illustration werden, denn die technische Wiedergabe wäre unseren heutigen Reproduktions-
verfahren durchaus möglich!

Wir schließen hier zunächst das umfangreiche Dante-Werk eines früher in Köln, jetzt in Florenz
lebenden Künstlers an, das gleichfalls farbige Darstellungen, aber auch reine Graphik enthält:
F. A. Weinzheimer (geb. 1882 in Golzheim, Rheinland), der in meinem früheren Aufsatz hier bereits
kurz erwähnt wurde. Schon im Jahre 1914 waren Radierungen zu Dante von ihm auf der Inter-
nationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik in Leipzig (»Bugra«) zu sehen, und gleich-
zeitig war eine Kollektivausstellung seiner Arbeiten bei Hans Goltz in München veranstaltet, die
32 farbige Zeichnungen (Pastelle) sowie 16 Radierungen und Lithographien zum Inferno umfaßte,
aber leider wohl infolge des Kriegsausbruches nicht die verdiente Beachtung gefunden hat.1 Ein
illustrierter Katalog davon wurde damals gedruckt und mit einer Einleitung vom Künstler selbst
versehen; nur aus diesem sind mir leider zehn der Pastelle in Nachbildungen bekannt, und ich

1 Eine Abbildung, auf die hier verwiesen sei, erschien im XXXVIII. Jahrgang der »Graphischen Künste« (1915), S. 36.

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