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Philipp Otto Schäfer, Die Landung bei der Stadt Dis (Inferno VIII).

Gouache.

gebe daher einige bezeichnende Sätze der Einleitung hier wieder: »Die Klänge, die aus des Infernos
grauenvoller Nacht in unseren Alltag herüberklingen, werden gewiß niemanden ungerührt lassen,
vor allem den nicht, dem das Leben ein Erlebnis bedeutet, das in stillen Stunden vor die Seele tritt
und Rechenschaft fordert... Die Farbengebung soll als Akkord mitklingend die jeweilige Stimmung
steigern. In den Blättern der Pestgrube sind zum Beispiel absichtlich brenzliche Farben angewandt,
um das Widerliche der verseuchten Körper anschaulich zu machen. Der Rhythmus der Akte ist die
Grundlage des jeweiligen Geschehens, vom langsamen Dahinschleichen bleierner Seufzer bis zum
tollen Wirbel wahnsinniger Aufschreie. Die unruhvolle Hast gequälter Sünder bedingt vielfach
gebrochene Linien der Komposition; die ausbalancierte Ruhe monumentaler Linien und Formen
mußte zurücktreten gegenüber dem Bestreben, eine Monumentalität des Ausdruckes, der Stimmung,
zu schaffen«. Der Künstler wollte diese Pastelle, die übrigens im ganzen etwa 50 an Zahl sind,
nicht als eigentliche Illustrationen betrachtet wissen, sondern als Spiegelbilder des Geistes der
Dichtung, und zugleich, wenn ich ihn recht verstehe, als Vorstufen zu größeren Kompositionen,
womöglich Wandbildern. — Von seinen Radierungen sind sechs als Mappe bei der Kunsthandlung
Wilhelm Goyert in Köln erschienen (früher bei Paul Mehnert in Dresden): Wirbelwind der Leiden-
schaft, Inferno V; Ewiger Regen, Inferno VI; Höllensumpf, Inferno VII; Zentaur Nessus, Inferno XII;
Feuerregen, Inferno XIV; Schlangenloch, Inferno XXIV. Drei derselben sind in der Deutschen Kunst
und Dekoration, Bd. 36 (1915), S. 235 ff., abgebildet, eine ist auch in dem »Jahrbuch der Original-
graphik«, herausg. von H. W. Singer, IV. Jahrg. (1922) enthalten. Sie stimmen mit den gleichen
Motiven der Pastelle nur teilweise (im Gegensinne) überein, sind im einzelnen weit mehr durch-
gebildet und in ihrer aus Aquatinta und kalter Nadel kombinierten Technik von wirkungsvollem
Helldunkel bei kräftiger Formgebung und Bewegung. Der Katalog verzeichnet noch acht Radierungen

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