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Abb. l. Augustus Juhn, Die Kesselflicker.

ENGLISCHE ZEICHNUNGEN.

Aquarell.

Wenn man die Kunst als soziale Funktion betrachtet, so muß es so viele unterschiedene
Schichten von Kunst gleichzeitig geben, wie es Gesellschaftsschichten nebeneinander gibt, die
ihrer bedürfen. Je größer zwischen den Aufnehmenden die Spannung, desto bunter das Bild bei
den Darbringenden. Ein Schnitt durch die englische Gesellschaft in der zweiten Hälfte des
XVIII. Jahrhunderts, die zu allen Explosionen reif war, aber dennoch ohne totale Umwälzung im
schrittweisen Klassenkampf zu einer kapitalistisch orientierten Demokratie sich ausglich — ein
Schnitt durch diese Gesellschaft zeigt die gleichen unüberbrückbaren Gegensätze wie ihre Kunst.

Führend natürlich die Gesellschaft im engeren Sinn, die durch die Geburt Bevorzugten, die
mit Glücksgütern Gesegneten. Ihnen dient die Welt, sie anerkennen nichts ober sich. Ihnen ist der
religiöse Gedanke oder der monumentale des Staates keine Lebendigkeit mehr, die sie mit ihren
Kräften gestalten wollen. Sie kennen nur sich, und ihre Kunst ist das Porträt. Nicht Selbstbesinnung
gibt es ihnen, sondern Verherrlichung. Alle künstlerischen Mittel müssen einer limonaden Süßlichkeit
dienen, die sich die Gesellschaft als ihr eigenes Idealbild aufgestellt hat. Alles ist Blüte; Frauen

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