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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 54.1931

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Eckhardt, Ferdinand: Berliner Graphiker der Nachkriegszeit, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6346#0025
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irgendwie alle Künstler ergriffen
und zu einer Verinnerlichung

gebracht hat. Zweifellos haben
die Führer des Expressionismus
eine Kunst von bleibendem Wert
geschaffen, wie es uns heute
neuerdings scheint, da wir von
diesen Jahren schon einen solchen
Abstand zu haben glauben, als
lägen Jahrzehnte dazwischen. Ein
Denkmal dieser Zeit, der oberste
Stock des Kronprinzenpalais in
Berlin, zum großen Teil sich
beschränkend auf die Arbeiten
derExpressionisten, vermag doch
jedesmal einen ganz großen Ein-
druck auf uns auszuüben, wie
es wirklich nur bei Sachen der
Fall ist, die von dauerndem
Wert sind.

Max Liebermann, der
Yierundachtzigjährige, hat zwar
nach dem Kriege auf dem Gebiet
der Graphik nichts prinzipiell
Neues mehr geschaffen, obwohl
er bis in die letzte Zeit produktiv

war. Weil er nicht die Wand-
lungen der anderen mitgemacht

Max Liebermann. Porträt Professor Bergmann. Kaltnadel. ... ., n • r

hat, hielt man ihn lange Zeit für

uninteressant. Jetzt zeigt sich aber, daß gerade das ein Zeichen für Qualität sein kann. Fast in
jedem der letzten Jahre hat er ein paar seiner bekannten Kaltnadelplatten oder ein paar Kreide-
lithographien geschaffen. In der Hauptsache Porträte, nicht immer Arbeiten, die ihn auch künst-
lerisch interessierten. Und doch ist es bezeichnend für ihn, daß er sich mit der Arbeit auf der Platte
nicht zufrieden gibt, sondern mit großem Interesse auch in die Welt des Dargestellten einzudringen
versucht, sich in die modernste Literatur auf politischem, volkswirtschaftlichem oder philoso-
phischem Gebiet einarbeitend. Am liebsten ist es ihm aber doch, und diese Platten scheinen ihm auch
am besten gelungen, wenn er irgendein Motiv aus seinem Garten in Wannsee auf die Platte bringen
kann oder gar seine reizende, kleine Enkelin, die er zu wiederholten Malen graphisch festgehalten
hat. Der graphische Oeuvre-Katalog Liebermanns von Schiefler ist 1923 in der dritten Auflage
erschienen (M. L.,Sein graphisches Werk, Bruno Cassirer), seither sind noch Dutzende von Arbeiten,
in der Hauptsache Porträte, Größen aus der Industrie- und Gelehrtenwelt, entstanden. Als Folgen
erschienen: Das Buch Ruth (9 Lithos, Propyläen-Verlag), Der Rabbi von Bacherach (17 Lithos, Pro-
pyläen-Verlag), Kleine Schriften von Kleist (25 Lithos, Bruno Cassirer), Neun Steinzeichnungen
(Bruno Cassirer). Liebermanns Illustrationen zu Goethes »Mann von fünfzig Jahren« sind

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