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aus. Sein graphisches Werk bis 1923 hat Rosa Schapire behandelt und im Euphorion-Verlag heraus-
gegeben. 1924 hat er hauptsächlich mit dem Stichel und der Radiernadel, in den Jahren 1925—1927
wieder in Holz gearbeitet. An Mappenwerken seien die Holzschnitte zu Alfred Brust, »Das Spiel
Christa« (»Die Aktion«, 1918), die Mappe mit den religiösen »9 Holzschnitten« (K.Wolff-Verlag, 1919),
die das Werk verschiedener Jahre zusammenfassende Mappe »10 Holzschnitte« (J. B. Neumann.
1919) und schließlich die lithographische Mappe »Fischer« (Kestner-Gesellschaft, 1923) erwähnt.1

Erich Heckel, geboren 1883 zu Döblin in Sachsen, hat in den letzten Jahren nicht sehr viele
Graphiken gemacht. Aber immerhin zeigt er darin seine hervorragende Begabung als Zeichner.
Daneben ist es aberauch das starke Interesse am Inhaltlichen, was seine Blätter auszeichnet, oft etwas
beißend Satyrisches, aber dabei immer tiefernst. Seine Clowns und Zirkusleute sind beinahe Tragöden.
Seiner zeichnerischen Begabung entsprechend, hat er sich auch die Radierung als Haupttechnik
gewählt, hier kommt der markante, mit der Nadel gerissene Strich, ausgezeichnet durch die scharfe
gegenständliche Ausdruckskraft, die oft auf Kosten der malerischen Wirkung geht, ganz besonders
zur Geltung. Aber auch in seinen Holzschnitten, Porträtköpfen, Landschafts- oder Figurenkom-
positionen, die in früherer Zeit mehr flächig gedacht waren, legte er in den späteren Arbeiten den
Hauptwert aufs Lineare. Am ehesten malerisch ist die Lithographie bei ihm, die kräftigen, breiten,
weichen Kreidestriche wirken an sich farbig. Der Sprung vom expressiven Bildnis der Asta Nielsen
vordem Spiegel (1920) zum beinahe klassischen Knabenkopf oder zum Jungenkopf »Ben Alexander«
ist bezeichnend für seine Entwicklung zu ruhigeren, größer gesehenen Kompositionen, durch die
aber vielleicht auch eine gewisse Schärfe der Aussprache verlorengegangen ist.2

Max Pechstein, geboren 1881 in Zwickau, ist gleichfalls in allen graphischen Techniken
zuhause. Auch er gebärdet sich als Kraftnatur wie Schmidt-Rottluff, aber durch seine Vorliebe
fürs Exotische ist dies mehr auf die Seite des traditionell Malerischen umgebogen worden. Auf
einer längeren Weltreise, die er kurz nach dem Kriege unternahm, holte er sich nicht nur die Motive
zu der Mehrzahl seiner Bilder, sondern auch eine exotische Kultur des Malens, die schließlich auch
auf seine graphischen Arbeiten einen entscheidenden Einfluß nehmen mußte. Seine Holzschnitte,
die sich eine Zeitlang an Kirchner anlehnten, stehen oft hart an der Grenze vom Ausdrucksvollen
zum Derben. Sie sind häufig mehrfarbig gedruckt, dann aber um der Klärung der Komposition
willen und nicht so sehr um der Farbigkeit selber wegen, es sei denn, um eine etwas gebrochene
Wirkung auszuüben. In der Radierung verwendet Pechstein die auch von den anderen Künstlern
der »Brücke« gepflegte Technik: die Konturen meist ganz kräftig mit dem Stichel aufreißend,
füllt er diese durch tonige Anätzungen, die er durch direktes Auftragen der Säure auf die Platte
mittels des Glaspinsels erreicht, und mit denen er die malerischen Qualitäten eines Bildes ersetzt.
Von seinen Mappenwerken sind am bezeichnendsten die Federzeichnungen auf Stein »Reisebilder,
Italien, Südsee« (Paul Cassirer, 1919), die »Holzschnitte 1919« (Gurlitt), die »Exotischen Köpfe«
(6 Holzschnitte, Gurlitt) und die acht Radierungen zu »Yali und sein weißes Weib« (Gurlitt, 1923/24).
Der 1921 bei Fritz Gurlitt erschienene Oeuvre-Katalog »Das graphische Werk Max Pechsteins«
von Paul Fechter zählt nicht weniger als 500 Nummern. In den letzten Jahren hat er nur ganz
selten zu den graphischen Techniken gegriffen.3

1 Valentiner, Sch.-R. (Junge Kunst, Bd. 26). Cicerone, 1920, S. 34 ff. (Valentiner).

2 E. H. (Graphik d. Gegenwart, Bd. 1). Schiefler, Erich Heckeis graph. Werk, Kunstblatt, 1918, Heft 9. Kunst u. Künstler, 1919, S. 24Ü
(Scheffler), 1923, S. 354 ff. Zeitschrift f. bild. Kunst, 1919/20, Heft 12 (P. F. Schmidt). Cicerone, 1921, S. 1 ff. (Eckart v. Sydow).

3Weitere Folgen: »Die samländische Ode. (Gurlitt). »Bildnisse- (lü Lithos, Gurlitt). »Köpfe« (12 Lithos, Gurlitt). »Italienische Fischer.
(10 Lithos). »Das Vaterunser. (12 Holzschn., Propyläen-Verlag).

Literatur: Biermann, M. P., Leipzig 1919 (Junge Kunst). Osborn, M. P., Berlin 1923. Kunst für Alle, 1919/20, S. 219ff. (Fechter).

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