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überblickt, so muß man vor
allem das fast intuitiv
sichere Erfassen des inne-
ren Wesens jedes dieser
verschiedenartigen Werke
bewundern. Die Dynamik
der Balzacschen Legen-
de, die alle Raumgesetze
sprengt, die kleinbürger-
liche Enge in Gottfried Kel-
lers Erzählung, die dunkle
Phantastik E. Tb. A. Hoff-
manns und endlich die Wild-
heit der russischen Iliade
in Gogols »Taras Bulba«
mit ihren Typen der Kosa-
kentollheit sind ebenso hell-
seherisch erfaßt, wie in den
WerkenTolstois undDosto-
jewskijsdie großen Mächte
und das tiefe Leid der rus-
sischen Seele zur monu-
mentalen Wirkung erhoben
sind. Das schönste Feld aber
findet Rössingais Illustrator
immer wieder im deutschen
Erzählertum, so in den
Schildbürgern, in diesem
Gewimmel verknorkterund
verhutzelter Spießer mit
seiner putzigen Zwergen-
komik,vor allem aber in Fritz

Abb. 1. Karl Rössing, Der Pressephotograph bei der Hinrichtung. Originalholzschnitt. ReLltei" dei" ihm Wohl Seiner

Abstammung nach — Karl Rössing wurde 1897 in Gmunden als der Sohn des aus Braunschweig
stammenden Cumberlandschen Schloßverwalters und einer hannoveranischen Mutter geboren —
seelenverwandt ist und dessen schlichtes Menschentum er in zahlreichen Schnitten zur »Franzosentid«
und in 58 Schnitten zu »Hanne Nute« gestaltet hat. Es ist eines der schlimmsten Zeichen für das
Elend deutschen Verlegertums oder, vielleicht besser gesagt, für die Verkommenheit des deutschen
Lesepublikums, daß Rössing seinen Wunsch, Reuters »Stromtid« zu illustrieren und damit den
Deutschen ein Buch der Bücher zu schaffen, nicht verwirklichen konnte, daß er für die »Franzosentid«
keinen Verleger fand und daß der »Hanne Nute« endlich als Avalundruck in kleiner Auflage
erscheinen mußte. An diese Werke schließt sich inhaltlich der »Stilzel« und »Der starke Baas«, den
er noch 1927 im Auftrage von Diederichs geschnitten, an, die von immer stärkerer Beherrschung
der Form und immer stärkerem Stilwillen im Rotznäsig-Komischen des »Stilzel« und im Kraftvoll-

es
 
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