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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 54.1931

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Schwarz, Heinrich; Haberditzl, Franz Martin: Beiträge zum Werke von Carl Schindler
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https://doi.org/10.11588/diglit.6346#0080
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Abb. 5. Carl Schindler. Dragonerpatrouille auf Rekognoszierung. Aquarell. 16-5 : 21. Albertina.

allem die Figur des zweiten Husaren weg, verlegt die Szene in eine durchaus veränderte Land-
schaft und charakterisiert den Reiter, der nun nicht mehr aus der Tiefe des Bildes hervorstürmt,
sondern, die ganze Breite des Bildes einnehmend, in paralleler Bewegung zur Bildfläche einhersprengt,
mit sicheren Pinselstrichen und leuchtenden Farbenflecken.'

Noch ein anderes, in diesem fruchtbaren Jahre entstandenes Aquarell geht auf eine ältere Kom-
position zurück, die Schindler größer und freier gestalten will, die aber, wie so viele Werke des
Künstlers, Fragment bleibt. Sie schöpft ihr Motiv aus jenem anderen Milieu, das Schindlers Schaffen
bestimmt und das ihm durch die Werke Waldmiillers in seiner reinsten Gestalt veranschaulicht
wird: der Bauer in der österreichischen Landschaft. Aber nur selten nähern sicli diese Werke Carl
Schindlers der naturhaften Anschauung Waldmüllers, nur selten, wie in der »Geschirrkammer« oder
in den Landschaftsstudien mit dem wandernden Bauernburschen, kommt bei Schindler der riguralen
Komposition in ihrer Beziehung zu Landschaft und Raum dieselbe Bestimmung zu wie in den
bäuerlichen Szenen Waldmüllers. Denn auch die meisten seiner bäuerlichen Bilder, die Hochzeits-
fahrt, der Schießstand und schließlich der Tanz der Bauern in der Dorfschenke, sind durch ihren

1 Diese auffallende Kompositionsänderung von diagonaler Tiefenbewegung zu reliefartiger Anordnung in der Bildfläche, analog den Ver-
änderungen in Schindlers Gemälden: »Der Postillon« und »Die Hochzeitsfahrt«, kann dadurch erklärt werden, daß Schindler gerade um diese Zeit
Schüler der Antikenklasse bei Professor Leopold Kupelwieser an der Akademie war.

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