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[ Schindler, Österreichisc
Zeichnung. 19-

es Feldlager aus der Zeit der Napoleonischen Kriege. Aquarellierte Feder-
. : 26-2. Sammlung Regierungsrat Dr. Paul Passini.

farbigen und flguralen
Reichtum, durch ihre
dramatische Bewegt-
heit und durch den
stürmischen Rhyth-
mus der geschilderten
Vorgänge dem Haupt-
thema des Künstlers,
dem soldatischen Le-
ben, viel enger ver-
bunden als dem Dar-
stellungskreis Wald-
müllers. Im bäuer-
lichen Fest fand
Schindler das pulsie-
rende Leben und die
gesteigerte Erregung,
die seine Kunst zur
üppigsten Entfaltung
brachten. Bauernmu-
sikanten 1 spielen auf,

und die Burschen und .Mädchen tanzen dichtgedrängt in der engen Wirtsstube zu den Klängen
der derben Blechmusik einen Ländler (Abb. 4). Vor und hinter dem jungen Paar zwei Kinder, die
es den Großen gleichtun wollen, und zwei Alte, die noch einmal ein Tänzchen wagen. Der Kontrast
der Lebensalter, in dem kleinen Aquarellentwurf (Kat. Nr. 79) schon angedeutet, wird in der neuen
großen Fassung des Themas genrehaft verdeutlicht.

Soldat und Bauer sind der wesentliche thematische Inhalt von Carl Schindlers Schaffen. Die
Verbindung dieser zwei Welten ist auch in dem schönsten unter den bisher unbekannten Aquarellen
des Künstlers, in der »Dragonerpatrouille auf Rekognoszierung«, verkörpert (Abb. 5). Ein Bauern-
bursch hat in der Morgendämmerung eine Dragonerpatrouille an die Lisiere eines Waldes geführt.
Der Patrouilleführer ist abgesessen und beobachtet auf einer Bodenerhebung kniend die Bewegung
des Feindes in dem Gelände, das der ortskundige Bauernbursch dem Aufklärer zeigt. Die zwei
anderen Reiter2 stehen mit gezogenem Säbel und geladener Pistole, von der Bodenwelle gedeckt,
am Rand eines Tümpels und warten in atemloser Erregung auf das Ergebnis der Rekognoszierung.
Höchste dramatische Spannung und Kraft erfüllt diese Szene. Fahles unheimliches Licht liegt auf
den vorgebeugten Gestalten der drei Reiter und läßt ihre weißen Mäntel und funkelnden Helme
aus dem Halbdunkel der Dämmerung leuchten. Auch die Pferde hat eine Ahnung von der Gefahr,
die die Reiter bedroht, ergriffen. Mit erhobenen Köpfen wittern sie in der Morgenluft die Nähe des
Feindes, der die Patrouille vielleicht schon im nächsten Augenblick zur wilden überstürzten Flucht
Hals über Kopf zwingt. Wie ein gespenstischer nächtlicher Spuk tauchen Reiter und Pferde im Walde
auf, wie die Vision eines kriegerischen Geschehens, unwirklich und geheimnisvoll und doch mit der
Drastik des Erlebten und Geschauten geformt und gestaltet erscheint die kühne Dragonerpatrouille

1 Studien zu den Bauernmusikanten auf der Bleistiftzeichnung Kat. Nr. 230.

2 Eine Bleistiftstudie zur Figur des linken Dragoners Kat. Nr. 233.

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