Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
dadurch noch eindringlicher auf die militärische Thematik ge-
wiesen wurde, hielt bis zum Anfang der fünfziger Jahre an und
äußerte sich in den 1845 und 1846 entstandenen Illustrationen
zu Eduard Dullers Erzherzog Carl-Werk, in den lithographierten
Folgen und Einzelblättern, die meist die kriegerischen Helden-
taten der Armee im ungarischen und italienischen Feldzug ver-
herrlichen, und in den beiden großen Uniformwerken, die
Schindlers Tradition erfolgreich weiterführen.1 Zwei bisher un-
bekannte Jugendwerke Pettenkofens erweisen aufs neue den
überragenden Einfluß des frühreifen Studiengenossen. In einem
duftigen Aquarell (Abb. 10) hat Pettenkofen Schindlers Öl-
gemälde »Der Wachposten« (Kat. Nr. 20) paraphrasiert und in
einer Lithographie (Abb. 11), die erst kürzlich auftauchte,
Schindlers Aquarell »Der zornige Invalide« (Kat. Nr. 119) gra-
phisch wiederzugeben versucht.2

Nur Peter Fendi, Schindlers Meister und Schüler zugleich,
wäre berufen gewesen, sein Erbe zu übernehmen und würdig
weiterzuführen. Was er dem Knaben und Jüngling durch Bilder,
wie die »Arme Offizierswitwe« (1836) oder die »Traurige Bot-
schaft« (1838) zu geben vermochte, das empfängt er durch
Schindlers Werke reiner und reicher wieder. Wie eine Synthese
aus Schindlers und Fendis Lebenswerk erscheint das Aquarell
«Französisches Biwak« aus Peter Fendis letzter Zeit (Abb. 12).
So wie Schindler in seinen visionären Schlachtenszenen und in
vielen anderen militärischen Darstellungen die für Österreich
eindrucksvollste Zeit der unmittelbaren Vergangenheit, die Ära
der Napoleonischen Kriege, immer wieder zu veranschaulichen
suchte, so improvisierte auch Peter Fendi, angeregt durch das
Schaffen seines jüngeren Freundes, in diesem Aquarell eines
französischen Biwaks in österreichischen Quartieren ein Thema
jener Zeit. Auch er verbindet im Sinne der Ideologie Carl
Schindlers und seiner französischen Vorbilder das Militärische mit dem Bäuerlichen, doch seiner
eigenen Art entsprechend, zu freierem, loserem Gefüge. Französische Soldaten zechen und scherzen
in einem niederösterreichischen Dorfe mit der bäuerlichen Bevölkerung, französische Offiziere sehen
dem lustigen Treiben zu. Im rechten Augenblick erscheint ein Gipsfigurenverkäufer, und Humor und
Satire erreichen ihren Höhepunkt, da ein französischer Soldat eine Napoleonbüste ergreift, sie hoch
emporhebt und seinen Heros vor den Bauern und Kameraden in einer begeisterten Ansprache preist.

Abb. 13. Carl Schindler, Gemeinereines deutschen
Infanterieregiments. Aquarell. 17 : 6*3.
Sammlung Dr. Heinrich Schwarz.

1 Arpad Weixlgärtner, August Pcttcnkoten. Wien, 1916.

2 Das Aquarell trägt die handschriftliche Bezeichnung: »Möge diese Skizze ihren vollen Zweck erfüllen, und milchtest du bey ihren (!)
Anblicke dich gern und freundlich erinnern deines Freundes August Pettenkoffer. Juni 83S.. Das Blatt, das ursprünglich eine andere Datierung
hatte — unter der eigenhändigen Schrift »Juni 838« ist eine frühere gelöschte Bezeichnung zu erkennen —, kann jedoch nicht vor 1845 ent-
standen sein.

Die Lithographie, die als Probedruck vor der Schrift handschriftlich .Die Versuchung, bezeichnet ist und den Excudfltur-Vermerk vom
12. November 1845 trägt, gehört zu der lithographischen Folge Pettenkofens: .Die Rast«, .Der Rückhalt« und »Die Bedenklichkeit« (Weixlgärtner
Nr. 11,12 und 13) und gelangte, zugleich mit einem Exemplar von Weixlgärtner Nr.
auktion des Dorotheums vom 11., 12. und 13. Dezember 1980 zur Versteigerung.

12. das denselben Excudatur-Vermerk trug, auf der Bücher-

73
 
Annotationen