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KARL SIMON / BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DER FRANKFURTER
GLASMALEREI IM 15. UND 16. JAHRHUNDERT

Von Werken der Glasmalerei in Frankfurt a. M. hat sich nur betrübend wenig bis in unsere
Zeit hinein erhalten. Ursprünglich war, wie wir wissen, der Bestand sehr beträchtlich; aber
der Unverstand späterer Jahrhunderte, zuletzt die Säkularisation der Kirchen und Klöster
am Anfang des 19. Jahrhunderts, haben auch hier verheerend gewirkt.

An und für sich ist es nur natürlich, daß die Bürger einer so wohlhabenden Stadt, wie
Frankfurt, sich die Gelegenheit nicht werden haben entgehen lassen, gerade diesen Hand-
werkszweig zu fördern; lieferte er doch nicht nur einen hervorragenden Schmuck der Gottes-
häuser und Klöster, sondern er kündete zugleich von der Frömmigkeit, dem Beichtum und
der Kunstfreude derjenigen, die diesen farbigen Schmuck stifteten, oft genug ihr Wappen,
ihren Namen hinzufügend. Immerhin scheint eine eigentliche Blüte der Glasmalerei in
Frankfurt nicht bestanden zu haben; wenigstens erfahren wir des öfteren, daß auswärtige
Meister herangezogen worden sind, worauf wir im einzelnen noch zu sprechen kommen; es
ist ähnlich wie in der großen Malerei, wo im Anfang des 16. Jahrhunderts auswärtige große
Meister für wichtige Aufgaben bevorzugt werden: Holbein d. Ä., Dürer u. a. m.

I. Urkundliches

Urkundlich kommt die Bezeichnung „Glasmaler" erst ziemlich spät vor, doch kann diese
Bedeutung auch in dem Worte ,,gleser" stecken, das zuerst 1311 begegnet. Von 1320 an kommen
dauernd vier bis sechs, 1354 neun „gleser" vor. „Glesmeler" (erst im 16. Jahrhundert „glas-
maler") kommt zuerst 1392 vor (neben „gleser" und „maier"), ist aber selten; ein „Heinze"
wird neben „meler" auch als „gleser" bezeichnet (1346 und 1378—1406)1. Indessen scheint
die einheimische Produktion schon früh nicht für alle Fälle ausgereicht zu haben; denn zum
Jahre 1407 erfahren wir, daß jemand nach Mainz zum „gleser" fährt, „der die finster in die
nuwe ratstoben machen sulle" — also in den damals im Bau, bzw. Umbau befindlichen
Börner. Ein „bildener", d. h. ein originalgroßes Modell des Fenstergemäldes oder Wap-
pens, wird besonders bezahlt und nach Mainz geschickt. Dann scheinen für längere Zeit die
Akten zu schweigen; ob der Maler Hans von Metz mit Glasmalereien in Verbindung gebracht
werden kann, ist zweifelhaft. Dann hören wir von Stiftungen des berühmten Münzmeisters
Erwin von Stege für St. Leonhard, wo sein Wappen im südlichen Chorfenster noch erhalten
ist. Zum Jahre 1475/76 hören wir wieder von einem auswärtigen Glasmaler, der in St. Bar-
tholomäus, d. h. dem Dom, „das finster 21 stucke mit pilden verglast" und dafür — von
Nebenausgaben abgesehen — 64 Gulden bekommt. Es ist dies der Glasmaler Peter von Andlau,
Bürger zu Straßburg, dessen Stieftochter 1463 den Frankfurter Maler Mattern geheiratet
hatte2. Dann hören wir von einem Glaser Hans Thomas L, der 1467—82 Glaser am Dombau
war; ist bei ihm eine Tätigkeit als Glasmaler nicht sicher, so ist sein Sohn, Hans Thomas II.
(1472—98 tätig), als Glasmaler bezeugt; er liefert gebrannte Glasfenster für die Hl. Geist-
und die Barfüßerkirche (1479), 1480 für die Katharinenkirche3.

1 Vgl. dazu Karl Bücher, Die Berufe der Stadt Frankfurt im Mittelalter, Leipzig 1914, s. v. „Gleser, gles-
meler, meler"; dazu das wichtige, auf sorgfältigen archivalischen Studien beruhende Buch von W. K. Zülch,
Frankfurter Künstler 1233—1700, Frankfurt a. M. 1935.

2 Zülch a. a. O. 127 b; 139 b; 157 b. — Jung, Stiftungen Jakobs zu Schwanau und seiner Treuhänder zum
Bau und zur künstlerischen Ausschmückung von Frankfurter Kirchen. Einzelforschungen über Kunst- und
Altertumsgegenstände zu Frankfurt a. M. 1908. S. 91/2.

3 Zülch a. a. O. S. 189 b; 200 a.

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