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Einleitung.
Schon in der älteren Zeit trat vor die drei Theile statt einzelner
Bilder zuweilen eine ganze Reihenfolge von Darstellungen aus dem
Leben David’s oder Christi. Als sich nun durch das Hinzutreten
der liturgischen Achttheilung die Schmuckstellen beträchtlich häuften,
wurde diese Bilderfolge auf die zahlreicheren Abschnitte vertheilt.
Die meisten reicher ausgestatteten deutschen Psalterien des 12. bis
14. Jahrhunderts zeigen dementsprechend vor den einzelnen Ab-
schnitten, sei es als Initiale, sei es als selbstständiges Bild, histo-
rische Scenen aus dem Leben Christi oder auch zuweilen aus dem
-alten Testament, und zwar hat man in den wenigsten Fällen danach
zu suchen, eine bestimmte Beziehung zwischen dem Text des Psalmes
und dem davorstehenden Bilde klarzulegen, sondern die beabsichtigte
G-ruppe von Darstellungen wurde in chronologischer Reihenfolge vor
den einzelnen Abschnitten eingeschaltet1).
Daher kann man nicht wie in Frankreich ein Schema der üb-
lichen Bilder aufstellen; dort gehörten sie ja unmittelbar zu dem
betreffenden Psalm, hier aber wechseln sie fast in jeder Handschrift.
Einmal wird die Jugend Christi, ein anderes Mal das Leiden Christi
bevorzugt, und auch die Auswahl der Scenen schwankt beständig,
ein drittes Mal wird die Geschichte David’s, ein viertes Mal eine
- Reihe von Scenen aus den einzelnen Büchern des alten Testamentes
gewählt. In wie losem Zusammenhang diese Bilder zu den Theil-
stellen stehen, sieht man aus dem Umstande, dass die Bilder vor
Psalm 52 und 97 sehr häufig fortfallen um der gleichmässigen
Schmuckvertheilung willen, denn Psalm 52 drängt sich zu nahe an
Psalm 51, Psalm 97 an Psalm 101.
An die Stelle biblischer Scenen traten zuweilen auch einzelne
:) Besonders ausgeprägt ist diese Gattung in den Psalterien, die in Ver-
wandtschaft mit denen des Hermann von Thüringen (Stuttgarter Kgl. Priv.
Bibi.) und der Elisabeth (Cividale, Domarchiv Cod. III) stehen. In diesen beiden
Handschriften selbst, die um 1200 entstanden sind, sucht diese einfach chrono-
logische Vertheilung der biblischen Scenen auf die liturgischen Theilp unkte
allerdings erst ihre Aufnahme, sie steht noch im Kampf mit der Anbringung
von biblischen Scenen, die in näherer Beziehung zu dem betreffenden Psalm-
inhalt stehen, befinden sich also etwas unter dem Einfluss der Richtung, wie
sie in Frankreich herrschte. Ganz abgeschüttelt aber ist diese Verwandtschaft
in den Psalterien in Berlin, Kupferstich Kab. Ham. 545, — Hamburg, Stadtbibi.
No. 149 in scrinio, — Erlangen, Univ. Bibi. Ms. 590, — Nürnberg, Germ. Mus.
56632, — München, Staatsbibi. Cod. lat. 3900 u. 23094, — Wien, Hofbibi. Cod.
1834, — Brüssel, Ms. 5074, — Paris, Bibi. Nat. Lat. 17961, sämmtlich aus dem
13. Jahrhundert.
Einleitung.
Schon in der älteren Zeit trat vor die drei Theile statt einzelner
Bilder zuweilen eine ganze Reihenfolge von Darstellungen aus dem
Leben David’s oder Christi. Als sich nun durch das Hinzutreten
der liturgischen Achttheilung die Schmuckstellen beträchtlich häuften,
wurde diese Bilderfolge auf die zahlreicheren Abschnitte vertheilt.
Die meisten reicher ausgestatteten deutschen Psalterien des 12. bis
14. Jahrhunderts zeigen dementsprechend vor den einzelnen Ab-
schnitten, sei es als Initiale, sei es als selbstständiges Bild, histo-
rische Scenen aus dem Leben Christi oder auch zuweilen aus dem
-alten Testament, und zwar hat man in den wenigsten Fällen danach
zu suchen, eine bestimmte Beziehung zwischen dem Text des Psalmes
und dem davorstehenden Bilde klarzulegen, sondern die beabsichtigte
G-ruppe von Darstellungen wurde in chronologischer Reihenfolge vor
den einzelnen Abschnitten eingeschaltet1).
Daher kann man nicht wie in Frankreich ein Schema der üb-
lichen Bilder aufstellen; dort gehörten sie ja unmittelbar zu dem
betreffenden Psalm, hier aber wechseln sie fast in jeder Handschrift.
Einmal wird die Jugend Christi, ein anderes Mal das Leiden Christi
bevorzugt, und auch die Auswahl der Scenen schwankt beständig,
ein drittes Mal wird die Geschichte David’s, ein viertes Mal eine
- Reihe von Scenen aus den einzelnen Büchern des alten Testamentes
gewählt. In wie losem Zusammenhang diese Bilder zu den Theil-
stellen stehen, sieht man aus dem Umstande, dass die Bilder vor
Psalm 52 und 97 sehr häufig fortfallen um der gleichmässigen
Schmuckvertheilung willen, denn Psalm 52 drängt sich zu nahe an
Psalm 51, Psalm 97 an Psalm 101.
An die Stelle biblischer Scenen traten zuweilen auch einzelne
:) Besonders ausgeprägt ist diese Gattung in den Psalterien, die in Ver-
wandtschaft mit denen des Hermann von Thüringen (Stuttgarter Kgl. Priv.
Bibi.) und der Elisabeth (Cividale, Domarchiv Cod. III) stehen. In diesen beiden
Handschriften selbst, die um 1200 entstanden sind, sucht diese einfach chrono-
logische Vertheilung der biblischen Scenen auf die liturgischen Theilp unkte
allerdings erst ihre Aufnahme, sie steht noch im Kampf mit der Anbringung
von biblischen Scenen, die in näherer Beziehung zu dem betreffenden Psalm-
inhalt stehen, befinden sich also etwas unter dem Einfluss der Richtung, wie
sie in Frankreich herrschte. Ganz abgeschüttelt aber ist diese Verwandtschaft
in den Psalterien in Berlin, Kupferstich Kab. Ham. 545, — Hamburg, Stadtbibi.
No. 149 in scrinio, — Erlangen, Univ. Bibi. Ms. 590, — Nürnberg, Germ. Mus.
56632, — München, Staatsbibi. Cod. lat. 3900 u. 23094, — Wien, Hofbibi. Cod.
1834, — Brüssel, Ms. 5074, — Paris, Bibi. Nat. Lat. 17961, sämmtlich aus dem
13. Jahrhundert.