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Graefe, Felix
Jan Sanders van Hemessen und seine Identification mit dem Braunscweiger Monogrammisten: [ein Beitrag zur Geschichte der Kunst der Niederlande im XVI Jahrhundert] — Kunstgeschichtliche Monographien, Band 13: Heidelberg, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.51234#0049
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der Berufung Matthäus angehören. — Es drängt sich uns die Frage
auf, ob dieser so unbedingt über ihn Herr werdende Einfluß nicht
aus einer italienischen Reise zu erklären ist. Diese Annahme war
noch nicht zwingend, als es sich um die Abhängigkeit des Londoner
Emmaus-Bildes von dem römischen Teppich handelte, da er diesen
am Herstellungsort, nämlich in Brügge, gesehen haben konnte.
In dem Münchener und in einigen folgenden Bildern wird aber
die Abhängigkeit von Italien viel zwingender und vor allem ist
bezeichnend, daß er stark von Norditaliern beeinflußt erscheint. —
Er lernt von diesen ein Bild bloß durch Figurenanordnung und ohne
Bedeutung der räumlichen Umgebung komponieren. Die Hinter-
grunds-Darstellung wird für ihn unwesentlich, in einigen Bildern
gibt er sie ganz auf.
KÖLN
Hier ist das unsignierte Kölner Bild zu nennen, in dem er sich
ein schwieriges Kompositions-Problem stellt. Die Madonna hält
niederschauend das Christuskind, das sich nach hinten wendet, um
eine Traube zu ergreifen, die Josef von oben herniederreicht. Die
Bewegung wird dadurch noch komplizierter, daß letzterer den linken
Arm nach der anderen Seite ausgestreckt hat, um den Mantel, den
Maria um das Kind geschlungen hatte, zu lüften. Zwischen dem
Kölner Bild und der Berliner Goldwägerin steht eine Madonna mit
Kind der Sammlung Hoschek-Prag (Kat.-Nummer 56), welches ich
in Übereinstimmung mit Friedländer etwa 1530 in Hemessens mitt-
lere Schaffenszeit versetzen möchte. Ebenso gehört hierher ein
Bild der Sammlung Prof. Wedewer-Wiesbaden, welches im Januar
1909 bei Lepke in Berlin (Katalog 1534, Nr. 73) als Jan van Scoreel
versteigert wurde. Der Typus des Kindes entspricht bis in die
kleinsten Details jenem der Kölner Tafel. Dieselben Bewegungs-
motive bei dem Jesusknaben und der Madonna, die mit gesenkten
Augenlidern auf dasselbe herabblickt und das Kind an Brust und
Beinen umfängt.
Die alte Vorliebe für die Darstellung von Charakter-Typen
klingt jetzt in wenig erfreulichen Darstellungen des Hieronimus
aus, für welche Quentin Massys den Typus geschaffen hatte. Welche
 
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