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EINLEITUNG
Für die Beurteilung der immer mehr das kunstgeschichtliche
Interesse in Anspruch nehmenden Frage, in welcher Weise zu der
Zeit des Romanismus in den Niederlanden die nationalen künstle-
rischen Ideale sich entwickelten, erscheint eine erneute eingehende
Beschäftigung mit der Kunst des Braunschweiger Monogrammisten
und des Jan Sanders van Hemessen von Wichtigkeit. Handelt es
sich hier um ein und denselben Meister ? Noch immer ist dies
nicht entschieden.
Auf die künstlerische Persönlichkeit des Monogrammisten wurde
zuerst durch Bode1) hingewiesen, der in einer Anzahl land-
schaftlich und sittenbildlich interessanter Tafeln die gleiche Hand
erkannte, welche die ,,Speisung der Armen“ in Braunschweig aus-
geführt hat.
Dieselbe gestaltende Hand gewahrte dann Eisemann2) in den
Hintergrundszenen auf großfigurigen Gemälden des Hemessen, in
dessen Namen das Monogramm des Braunschweiger Bildes sich
ohne Schwierigkeit aufzulösen schien, und so identifizierte er den
Monogrammisten mit Sanders, der uns aus biographischen Notizen
Karel van Manders und der Lucas-Regesten, ferner aus signierten Ge
mälden bekannt ist. Da das frühest datierte derselben die Tätigkeit
des Meisters etwa in seinem 35. Lebensjahre zeigt, lag die Vermutung
nahe, jene kleinfigurigen Bilder im wesentlichen seiner ersten, frühen
Schaffenszeit zuzuweisen.
Ein vom Verfasser dieser Arbeit im holländischen Kunsthandel
im Jahre 1904 erworbenes Bild, den „Zug Christi nach Jerusalem“
darstellend, veranlaßte ihn, nach so manchen anderen, sich seiner-
seits mit der Frage zu beschäftigen. Es schien ihm, da es dem
Inhalt nach dem einzigen von van Mander erwähnten Werke Hernes-
sens entspricht und eine Verbindung der Elemente der Kunst des
Monogrammisten und jener Hemessens aufweist, dazu angetan, neues
Licht auf diese Frage zu werfen. Eine erneute Prüfung aller haupt-
x) Stud. zur Geschichte der holländischen. Malerei. 1883. S. 9 u. 612.
*) Repert. f. Kunstw. 1884, VII, 207 ff.
Graefe, Jan Sanders van Hemsseen. 2
 
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