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BEJAHUNG DER EIGENEN KRAFT
jenen Höhen, in die kein Streit schallt, hinabzuschauen in das Ge-
triebe und die gegeneinander hallenden Stimmen, die hier „Frei-
heit!“ — dort „Gesetz!“ schreien im eigenen, — ach nur im eigenen
einsamen Herzen — zusammenstimmen zu grandioser Harmonie.
Vildracs Stimme soll hier vernommen werden als Ausdruck jener
Einzelnen, die es auch in Frankreich gibt, was die Deutschen viel-
leicht in Frankreich am wenigsten ahnen und glauben.
Wer aber ist Vildrac?
„Vildrac, schrieb Rene Schickele kürzlich in ,Wissen und Leben
gehört zur inneren Mission des Geistes. Er dient dem Geist, und
er ist beschattet von ihm. Seine mild versonnenen Züge scheinen
durch Barthaar, die Augen bleiben im Schatten. Sein Lächeln öffnet
einen Vorhang und läßt ihn wieder fallen; er sinkt wie Abenddäm-
merung. Wenn ich an ihn denke, so sehe ich ihn durch einen ge-
lichteten Wald gehen, den eine große, müde Sonne quer durchscheint,
und wie ich jetzt seine Stimme höre, ist sie verknotet in das ab-
gründige Spiel des Baches, der wie ein schwarzer Hund neben uns
herläuft, mit den Flitterblättern der Bäume über uns. In seinen dunkeln
Augen sind zwei rote Funken, die kommen und gehen.“

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