Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Grefe, Uta
Die Geschichte der Architekturfotografie des 19. Jahrhunderts: Architekturfotografie - Architekturmalerei — 1980

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27179#0088
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
82

3- DAS EINZELGEBAUDB

Exkurs: Architekturtheoretische Probleme
utn l800

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wird die bis dahin
in der Architekturgeschichte dominante Rolle des
Kirchen- und Palastbaus durch eine Reihe neuer
Bauaufgaben abgelöst (243), die sich in ihrer
führenden Bedeutung bis heute in rascher Folge
abwechseln (244). Die Vielfältigkeit der Bauauf-
gaben sowie die aus der Romantik herrührende Er-
kenntnis, daß alle Baukunst "sprechen" müsse
(architecture parlante), bewirkt eine große Viel-
falt in der Behandlung der verschiedenen Gebäude-
gattungen, wobei hauptsächlich auf frühere Stil-
arten zurückgegriffen wird (245). Wie bei jeder
Form des Historismus (246) ist auch hierbei ein
Ineinander von Kunst und Dichtung zu beobachten,
bei dem des öfteren die Kunst, in dieser Zeit viel-
leicht noch häufiger die Dichtung die Führung über-
nimmt. Während in England die Voraussetzungen für
das "Gothic Revival" und die Rheinromantik in der
Schauer- und Ruinenpoesie der Mitte des 18.

Jahrhunderts liegen (247), beginnt in Deutschland
die Wiederbelebung der Gotik 1773 mit Goethes
epochemachendem Aufsatz über das Straßburger
Münster "Von deutscher Baukunst", in dem er die
Gotik zur nationalen deutschen Baukunst erklärt (248).
Trotz Goethes Hymnus auf das Straßburger Münster
und seinen Erbauer bleibt die Gotik bis Ende des
l8. Jahrhunderts allgemein uibeachtet (249). Erst
um 18OO entsteht eine so enge Verbindung von
Gegenwart und Vergangenheit, daß eine neue Inter-
 
Annotationen