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LEBEN RAPHAEL'S

:>ar zu einer Art Heiligen seines Metiers zu erheben versucht.
Hätte Raphael nicht so viel Weltliches gemalt, vielmehr sich
wie Fiesole auf Kirchliches beschränkt, so würde wie bei diesem
seine Seligsprechung vielleicht längst in Antrag gekommen
sein, Passavant verfolgt eine derartige Tendenz, indem er
das weltliche Element dadurch aus Raphaels Wesen gleichsam
herauszuschaffen sucht, dass er dessen vorrömische, florentiner
Epoche als die eigentliche Blüthe seines Wesens nimmt.

ZWEITES CAP1TEL.

1. Geboren also wurde Raphael in Urbino, einer in Italien
sehr bekannten Stadt, im Jahre 1483 am Charfreitage um drei
Uhr Nachts, einem Vater Namens Giovanni Santi, nicht sehr
ausgezeichnetem Maler, einem, Manne jedoch von gesundem Ver-
stände und wohl geeignet seine Kinder auf demjenigen guten Wege
vorwärtszubringen, der ihm selbst leider in seiner Jugend nicht
gezeigt worden war.

Charfreitag 1483 fällt auf den 26. März, dem julianischen
Kalender nach auf den 28.1) DreiUhrNachts entspricht unserer
Rechnung nach etwa neun Uhr Abends. Urbino war bekannt
durch die dort regierende Familie, deren Ruhm unter andern
auch Raphael's Vater in einem langen Gedichte zu verherrlichen
gesucht hat, dessen Handschrift die Vaticanische Bibliothek
besitzt und aus der Passavant2) die an den Herzog gerichtete
Dedication und längere Proben mittheilt. Aus der ersteren geht
hervor, dass Giovanni Santi durch den Brand seines väterlichen

') Vas. tIU, 2. nota 1. *) I, 444. Vgl. öaye I, 348.
 
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