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ÜBERSETZUNG UND COMMENTAR VI, 1—7 117

SECHSTES CAPITEL.

VI. 1. Nach diesen Arbeiten und nachdem er seine An-
gelegenheiten geordnet hatte, kehrte Raphael nach Perugia zu-
rück, wo er für die Kirche der Servitenbrüder auf eine in die
Capette der Familie Ansidei bestimmte Tafel eine Heilige Jung-
frau, Johannes den Täufer und San Nicola malte. 2. Und in
San Severo, in derselben Stadt, einem Kloster des Ordens von
Camaldoli, malte er für die Capette der Heiligen Jungfrau in
Fresko Christus in der Glorie, einen Gott Vater und einige
Engel umher, und sechs sitzende Heilige, das heisst drei auf
jeder Seite, San Benedetto, San Romualdo, San Lorenzo, San
Girolamo, San Mauro und San Placido; und auf dieses Werk,
welches als Freskogemälde damals für sehr schön gehalten wurde,
schrieb er seinen Namen in goldenen und sehr gut sichtbaren
Buchstaben. 3. Auch musste er in derselben Stadt für die
Nonnen des Heiligen Antonius von Padua eine Heilige Jung-
frau malen und in deren Schoosse, so gefiel es diesen unschul-
digen und verehrungswürdigen Frauen, Jesus Christus, aber
bekleidet, und neben der Madonna San Pietrö, San Paolo,
oanta Cädlia und Santa Catharina, die beiden heiligen Jung-
frauen. 4. Diesen gab er die schönsten und lieblichsten Ge-
sichtsbildnngen und die verschiedenartigste Anordnung des Kopf-
putzes, die — eine Seltenheit zu jener Zeit — man nur irgend
sehen kann. 5. Und über diese Tafel malte er in ein Halb-
rund einen sehr schönen Gott Vater, und in der Predella des
Altares drei Compositionen von kleinen Figuren: Christus, wie
er lrn Garten betet, wie er das Kreuz trägt, wo sehr schöne
Körperbewegungen der Soldaten, welche ihn fortziehen, zu sehen
md, und wie er todt im Schoosse der Mutter liegt. 6. Eän
sicherlich bewunderungswürdiges, frommes, von jenen Nonnen
w grosser Verehrung gehaltenes und von allen Malern sehr ge-
lobtes Werk. 7. Und ich will nicht verschweigen, dass man
erkannte, wie Raphael, nachdem er in Florenz gewesen war,
seine Manier dadurch, dass er viele Werke ausgezeichneter


 
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