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LEBEN RAPTIAEL'S

FÜNFTES CAPITEL.

V. 1. Nach diesen Arbeiten war Raphael gezwungen,
von Florenz abzureisen und nach Urbino zu gehen, da dort,
weil seine Mutter und sein Vater Giovanni gestorben waren,
all seine Sachen ohne Aufsicht waren. 2. Während er des-
halb nun in Urbino verweilte, malte er für Guido von Monte-
feltro, damals Kriegsanführer in Diensten der Florentiner, zwei
Madonnen, kleine Gemälde, aber in der zweiten Manier und
sehr schön.' 3. Diese befinden sich heute bei dem illustrissimo
und eccellentissimo Guidobaldo, Herzog von Urbino. 4. Eben-
demselben malte er ein kleines Gemälde: Christus, der im Garten
betet und, etwas entfernt, die drei Apostel, welche schlafen.
5. Dieses Gemälde ist so vollendet, dass eine Miniatur weder
besser noch anders durchgeführt sein kann. 6. Dasselbe, nach-
dem es lange Zeit bei Maria Francesco, Herzog von Urbino
war, wurde später von der illustrissima Signora Leonora, seiner
Gemahlin, den Herren Paolo Giustiniano und Pietro Quirw
geschenkt, aus Venedig gebürtig und Eremiten des Heil. Ere-
mitenklosters zu Camaldoli; und von ihnen ward es später als
Reliquie und höchste Seltenheit und überhaupt als ein Werk
RaphaeVs und zum Angedenken jener illustrissima Signora «»
das Zimmer der Vorsteher genannten Klosters gebracht, wo es
in derjenigen Verehrung gehalten wird, welche es verdient.

Dass Raphael während seines Aufenthaltes in Perugia
und Florenz von Zeit zu Zeit Urbino wieder aufgesucht
habe, versteht sich von selbst. Deutlich gesagt wird es m
dem oben citirten Briefe an seinen Oheim, welchen Raphael
an das erinnert, was er ihm mündlich über Taddeo Taddei
mitgetheilt habeT), und den er einige Leute zu grüssen bittet,
während er zugleich von Bestellungen der herzoglichen Fa-
milie spricht. All das setzt fortdauerndes Zuhausesein in seiner

l) ,ragionato' ist kaum anders aufzufassen.
 
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