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LEBEN RAPHAEL'S

Blatt ist kostbar. Ein Vergleich desselben mit dem Ge-
mälde selbst zeigt dann wieder, wie wundervoll Eapbael das
Zufällige der Natur im einzelnen Falle zum allgemein Schö-
nen zu erheben verstand.

Die übrigen Studien sind für Gewandung, sowie für
Hand- und Fusstellungen sämmtlich mit der Feder gezeichnet.
Passavant') führt sie nicht alle an; was ihm fehlt, enthält
Kuland's Catalog der Windsorsammlung. Neue Gesichtspuncte
ergeben sie nicht. Ein Blatt mit den Köpfen Homer's, Virgil's
und Dante's in der Privatsammlung der Königin von Eng-
land scheint von einem anderen Künstler nach der Freske ge-
zeichnet, soweit die Photographie urtheilen Hess. Dasselbe
scheint mir bei Dante 2) der Fall zu sein, ein Blatt, (ras dop-
pelt (Wien und London) vorhanden ist und mir Misstrauen
einflösst. Die auf der Freske sichtbaren Theile seiner Gestalt
nämlich sehen wir mit fast überraphaelischer Bravour ge-
zeichnet, diejenigen dagegen, welche auf dem Gemälde von
der Gestalt Homer's und auf der andern Seite der des schrei-
benden Jünglings verdeckt werden, erscheinen als Zusätze
einer unsicheren Hand. Wir dürfen solchen Zeichnungen
gegenüber nie vergessen, dass bereits zu Kaphaels Zeiten
von namhaften Künstlern absichtlich in seiner Manier nicht
nur gemalt, sondern auch gezeichnet worden ist3).

. ') Pass. fr. II, p. 78 u. 79. 3) Ganze Figur. Pass. fr. II, p. 79, >)•
3) Perin del Vaga wird von Vasari ausdrücklich nachgesagt, er habe
gezeichnet ,seguitando gli andari e la maniera di Eaffaelle' ,sich aneig-
nend die Linienführung and Art und Weise Raphael's.' Von diesem Perm,
einem ausgezeichneten Meister, sind Blätter heute erhalten mit der Bezeic
nung ,Perino: copiato da Bafaele,' und es empfängt Vasari's oben ang
führter Satz (Vas. X, 141) einen Schimmer von Nebenbedeutung, wenn wir be-
denken, dass sich unter Perin's Nachlass, welchen dessen Tochter ™D"
einen Mantuaner Kaufmann verhandelte, viele Blätter nach Gemälden
phaels fanden. Dies erzählt Armenini (Vari precetti p. 39. ed. Ven. Ib •
der dem Verkaufe beiwohnte und die Blätter später in Antwerpen bei en
Fuggers wiedersah, die sie angekauft hatten. ,Le quali, sagt er von e
sen Zeichnungen, erano disegnate di lapis nero, ed alcuni ignudi del g>
 
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