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LEBEN KAPHAEL'S



Beabsichtigt jedoch war von Anfang an ein Neubau.
Nichts natürlicher nun, als dass Giulio, indem er in den
Palast der Päbste Wandgemälde bestellte, welche seine Re-
gierung zu verherrlichen bestimmt waren, diese grösste von
ihm begonnene Unternehmung als eine Handlung darstellen
liess1, zu der alle Heiligen und die segnende Dreifaltigkeit
in Person sich einfanden. Deshalb vielleicht an dem auf den
Stufen errichteten Altare sein Name sichtbar, wie er auf dem
Grundsteine selber zu finden war l).

Wunderbar, übrigens, die Art wie Raphael den Hori-
zont der den Hintergrund bildenden Landschaft mit der ober-
sten Linie dieses Altares, oder als Altar dienenden Grund-
steines, zusammenfallen liess. Man glaubt über ihn hinüber
in eine herrliche, unendliche Ferne zu blicken, wie Claude
Lorrain sie nicht schöner malte, und selbst heute noch, wo
gerade dieser Theil des Gemäldes beschmutzt und verdor-
ben ist, hat der Anblick seinen alten Reiz nicht eingebüsst.
Nehmen wir nun jenen sich energisch vorbeugenden Mann
im Vordergrunde am Rande rechts als einen Handwerker,
etwa einen der dort arbeitenden Maurer; bemerken wir, wie er
sich von dem Manne mit nacktem Arm, der neben ihm steht
und auf die Gestalt des Pabstes weist, von dem ich oben

et laudem necessariam basilicae ejusdem Sancti jam vetustate collabenfas
reparationem et ampliationem ? Eaynaldus s. anno 1508. N. E. 210.

}) Auf dem Gemälde haben wir nichts als Schnörkel, welche die
vordere Fläche des Altares überdecken, und in deren oberster Reihe
IV | LI | VS I II | PO | NT | MA steht. Auf den Skizzen hat der Stein
nicht diese ganz architecturlosen geraden Linien zum Umriss, sondern an-
tikisirende, an den Ecken mit starker Ornamentik hervortretende Form,
während die Schrift, auf der Skizze jedoch nur mit Strichen hingekritzelt
welche die Stelle der Buchstaben angeben, von einer in der Mitte der
Vorderseite angebrachten Tafel getragen werden sollte. Die Inschrift des
Grundsteines lautete Albertini (pag. LXXV) zufolge: Julius II Pont. Max.
aedem divo Petro dicatam vetustate collabentem in digniorem ampliorem-
que formam ut erigat fundamenta jecit. Anno Christi MDVII. Antonio ae
Chiarelli war der Verfasser.
 
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