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Grimm, Herman; Grimm, Herman [Hrsg.]
Fragmente (Band 1,2) — Berlin, Stuttgart: Spemann, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.47242#0207

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531

Kunst ist nichts Gemeines (wie Goethe und Shakespeare
das Wort gebrauchen, als Bezeichnung dessen, was dem
Durchschnittsmaße der Menschen, den Neigungen und Fähig-
keiten Jedermanns entspricht): Kunst ist die Aeußerung höherer
Begabung. Sie gewährt Einblicke in das Reich, das nur
Wenige betreten. Sie ergreift durch eine ungewisse Kraft.
Man kann ihre Wirkung nie bis auf den Grund erklären.
Aber man empfindet sie. Böcklin gehört zu denen, die Kunst-
werke schaffen in diesem Sinne.
Die Schweizer revoltiren, wenn man sie Deutsche uennt.
Aber sie haben der deutschen Literatur die Werke Gottfried
Keller's und Conrad Ferdinand Meper's und der deutschen
Kunst die Böcklin's gegeben. Wohin anders sollen diese
Schöpfungen gerechnet werden? In ihrer besten geistigen
Existenz sind die Schweizer bessere Deutsche als viele von
uns selber.
Wir wünschen Böcklin's Gemälde eine Stelle, auf cher
es lange Zeit dem Publicum sichtbar sei.
 
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